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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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gezogen wird, bis nach den heißen Quellen jenseits eines Dorfes, dessen Hausdächer sie in zwei Kilometer Entfernung von der Sonne vergoldet glänzen sahen.
    Dieser Winkel des Landes ist einzig in seiner Art. Überall dringen Quellen, hier heiße, dort kalte, aber alle sehr mineralhaltig, hervor. Einzelne, die nur einen kaum bemerkbaren Wasserfaden darstellen, haben von den Eingebornen den Namen »Olhas« (die Augen) bekommen. Andre sind bedeutender. Eine davon entspringt in einem Becken, das ganz die Form einer künstlichen Schale hat. Unter großem Geräusch sprudelt darin ein Meter hoch eine Säule überhitzten Wassers hervor, das eine Temperatur von 105 Zentigraden hat. Ringsherum ist die Atmosphäre erfüllt von dicken, schwefelhaltigen Dämpfen, die auf die Erde niedersinken und den obern Teil des Grases, der Nutzpflanzen und der Blumen mit einer steinharten Kruste überziehen.
    Blockhead mußte sich auf das dringliche Verlangen Thompsons hin diesen Dämpfen aussetzen. Das gehörte zu der von Don Hygino in Aussicht genommenen Kur, der damit übrigens nur ein auf San Miguel sehr volkstümliches Heilmittel anwendete, auf das der Instinkt der von Parasiten belästigten Tiere die Menschen schon vor langer Zeit hingewiesen hat.
    Ein kräftig wirkendes Mittel ist es in der Tat. Unter dem Winde von der Quelle konnte man die Hitze kaum noch ertragen. Blockhead hielt das aber nicht zurück: er verschwand mutig in den glühheißen Dampfwolken. Im Grunde war er gar nicht böse darüber, dieses ungewöhnliche Heilmittel zu versuchen.
    Als Blockhead aus seinem Dampfbade kam, war er vielleicht nicht geheilt, doch jedenfalls zum mindesten gekocht. Mit zum Kopfe gestiegenem Blute und schwitzend, daß das Wasser wie ein Bach an ihm herunterlief, trat er in kläglicher Verfassung daraus hervor.
    Seine Qualen waren damit aber noch nicht zu Ende. Von Don Hygino geführt, fanden sich die Touristen an einer andern, von der ersten sehn Meter entfernten Quelle zusammen. Diese zweite Quelle, die den Namen »Pedro Botelho« erhalten hat, ist womöglich noch »wilder«. Sie strömt siedend aus einer Art Höhle hervor, die die Eingebornen mit felsenfestem Glauben für eine der Mündungen der Hölle halten. Im Hintergrunde der Höhle pfeift nämlich das noch unsichtbare Wasser auf wahrhaft entsetzliche Weise, und gleichzeitig dringt damit eine gewaltige Menge seifigen Schlammes hervor, auf den Don Hygino zur völligen Heilung seines Kranken rechnete.
    Auf seine Anordnung wurde Blockhead, nachdem dieser sich seiner Kleidung entledigt hatte, wiederholt in den wenigstens 45 Zentigrade warmen Schlamm getaucht. Der unglückliche Blockhead konnte das buchstäblich nicht mehr aushalten, und er fing an, ein wirkliches Geheul auszustoßen, das von seinen mitleidlosen Gefährten von einem hellen Gelächter begleitet wurde.
    Da horch!… Auf das Geheul und das Gelächter antwortet ein erschreckendes Dröhnen. Aus der Höhle wirbelt dichter Rauch hervor, durch den feurige Zungen emporlecken, während eine mächtige Wassergarbe in die Luft emporsteigt und als heißer Regen auf die kühnen Besucher herabfällt.
    Erschreckt waren diese geflohen. Um ihnen wieder Mut zu machen, bedurfte es der Versicherung der Treiber, daß diese Erscheinung sich sehr oft zeigte, und zwar desto heftiger, je lauter ein Geräusch in der nächsten Umgebung der Quelle sei, ohne daß jemand dafür hätte eine annehmbare Erklärung geben können.
    Blockhead hatte sich die Panik zunutze gemacht, aus seinem Schlammbade zu flüchten. Er rollte sich schon in der Ribeira-Quente umher, deren mehr als warmes Wasser ihm jetzt köstlich kühl erschien.
    Ob nun das von Don Hygino verordnete Mittel die ihm von den Eingebornen zugeschriebnen Eigenschaften wirklich bewiesen, oder ob Absyrthus Blockhead nur an einer eingebildeten Krankheit gelitten hatte… diese Fragen mögen unerörtert bleiben. Jedenfalls wurde der Gewürzkrämer von Stund an für geheilt betrachtet und ihm gestattet, sich der Gesellschaft wieder anzuschließen.
    Nach einem mit großer Mühe in dem nahen Dorfe aufgetriebenen Frühstück, das, wenn es auch in vielem dem ländlichen Mahle auf Fayal ähnelte, doch etwas weniger phantastisch war, trat die Kolonne um zwei Uhr von neuem zusammen. Schon wollte sie aufbrechen und hatte bereits die ersten Schritte getan, als eine zweite Karawane ins Dorf einschwenkte.
    Weit kleiner als die erste, zählte sie nur acht Personen; aber auch welche Personen! Keine geringern als

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