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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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Linie der feindlichen Parteien passieren müssen. Wollen Sie, lieber Professor, den jungen Mann darauf aufmerksam machen?
    – Dafür lassen Sie mich sorgen,« erklärte Joachimo.
    Er trat sofort an die Schanzkleidung, rief die Insassen der Boote an und machte ihnen von dem gefaßten Entschlusse Mitteilung. Diese wurde zwar verschieden aufgenommen, da es sich aber doch nicht mehr um eine Entführung, um einen Menschenraub durch Fremde, handelte, und die Sache eine regelrechte Lösung finden sollte, blieb nichts übrig, als sich zu fügen, und man fügte sich auch, wobei es ja noch jeder Partei freistand, sich den Sieg zuzuschreiben. Die Boote entfernten sich von dem Dampfer, und als Thompson und Morgan in Begleitung Joachimos nach dem Essen am Kai landeten, fanden sie diesen verhältnismäßig ruhig.
    Immerhin gelangten die Drei nur umschwärmt von einem ansehnlichen Volkshaufen nach dem Bureau des Beamten. Der Corregidor war hier nicht anwesend; ein Polizist mußte nach ihm geschickt werden. Er kam übrigens bald. Es war ein kahlköpfiger Mann von mittlern Jahren, mit einem Teint wie gebrannter Ziegelstein, der ein reizbares, galliges Temperament verriet. Ohne Zweifel ärgerlich über die unerwartete Störung, fragte er barsch, was die späten Gäste wünschten.
    Morgan schilderte ihm, was sich eben zugetragen hatte, und ersuchte ihn um seine Anweisung, was dabei zu tun sei. So schnell er aber auch das Anliegen der Drei vorgetragen hatte, dem ungeduldigen Corregidor mußte das doch noch zu weitschweifig erschienen sein, denn auf dem Tische, hinter dem er saß, trommelte er immer einen Sturmmarsch mit den knochigen Fingern.
     

    Thargela zeigte ihm einen jungen, großen Mann. (S. 142.)
     
    »Frau Lobato, antwortete er dann im Telegrammstil, sehr schlechter Ruf. Joachimo Salazar und Tochter Thargela, vortreffliche Menschen. Thargela unbedingt berechtigt, sich zu flüchten, wohin es ihr beliebt, und zu ehelichen, wen sie wünscht, nachdem ich, der Corregidor, dazu Genehmigung erteilt. So lautet das Gesetz. Meine Genehmigung kann aber nur erfolgen, nachdem Thargela – entweder persönlich und mündlich oder durch ein beglaubigtes Schriftstück – darum nachgesucht hat.
    – Hier ist das verlangte Schriftstück, sagte Joachimo lebhaft, während er dem Corregidor ein Blatt Papier übergab.
    – Gut,« knurrte der Beamte. Dann ergriff er eine Feder und kritzelte einen seltsamen Schnörkel unter seinen Namen auf ein gedrucktes Formular. »Heute am 22, Trauung am 25. – Ich bestimme dazu Don Pablo Terraro an der Kirche San Antonio.«
    Der Corregidor erhob sich und zog heftig an einer Klingelschnur. Auf dieses Signal traten zwei Polizisten in das Bureau des Beamten.
    »Meine Herren… Guten Abend! sagte er noch kurz, und gleich darauf befanden sich die Drei wieder auf der Straße.
    – Na, diese Angelegenheit wäre ja geordnet, mein wackrer Joachimo, sagte Morgan zu diesem. In drei Tagen heiratet Ihr Eure Thargela!
    – O, meine Herren, meine Herren, wie kann ich Ihnen danken? rief Joachimo, der den hilfreichen Freunden mit herzlicher Wärme die Hände drückte.
    – Indem Ihr Eure Frau glücklich macht, erwiderte Morgan lachend. Was werdet Ihr aber nun bis zum Trauungstage beginnen?
    – Ich? fragte Joachimo verwundert.
    – Ja, Ihr. Habt Ihr denn nichts von den Besessenen des heutigen Nachmittags zu fürchten?
    – Bah! rief sorglos der junge Mann, indem er seine beiden Arme zeigte, ich habe ja noch die hier!«
    Und eine muntere Tanzmelodie pfeifend, verlor er sich in den dunkeln Straßen der Hauptstadt von San Miguel.
Zehntes Kapitel.
Worin sich’s zeigt, daß Johnson klug und weise war.
    Die Insel San Miguel hat im großen und ganzen die Gestalt einer sehr verlängerten Kürbisflasche. In der Mitte, an den beiden Buchten, die den eingeschnürten Teil der Flasche bespülen, liegen zwei Städte: Ponta-Delgada im Süden und Ribeira-Grande im Norden. Eine gute und bequem fahrbare Straße, die nicht über zweihundert Meter Höhe hinausführt, verbindet die beiden, an Einwohnerzahl fast gleichen Städte, die etwa achtzehn Kilometer weit voneinander entfernt sind.
    Der übrige Teil der Insel, rechts und links von dieser Depression, erhebt sich zu höhern Spitzen und Bergkämmen. Nach einer in Ribeira-Grande zu verbringenden Nacht war der zweite Tag zu einem Ausfluge nach Westen bestimmt worden. Die nötigen Reittiere sollten von Ponta-Delgada nach Ribeira-Grande gebracht werden. Der vorhergehende Tag mußte zu einem

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