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Das Reliquiar

Das Reliquiar

Titel: Das Reliquiar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Seymour
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Ersatz für die Leone , ziemlich tief in die Tasche greifen müssen.
Deshalb war er in keiner besonders guten Stimmung, als Isaac Valmarano ein sehr wertvolles Objekt erwähnte, einzig in seiner Art, und darauf bestand, es ihm zu zeigen.
    Doch als sein Blick auf das Objekt fiel, begriff er sofort, dass der Jude dieses Mal nicht übertrieben hatte. Das goldene Kreuz war prächtig und eindeutig byzantinischer Herkunft. »Wie ist es in Eure Hände gelangt?«, fragte er bedächtig.
    »Auf eine recht außergewöhnliche Weise, ehrlich gesagt. Ein Priester, den ich seit langem kenne, hat es mir gebracht. Offenbar hat ein Fischernetz dieses Kleinod vom Meeresgrund geholt, und anschließend bat der betreffende Fischer den Priester, das Kreuz für ihn zu verkaufen. Ich habe natürlich sofort an Euch gedacht.«
    »Und aus gutem Grund«, erwiderte Angelieri. »Sagt niemand anderem etwas davon, ich möchte beim Erwerb dieses Objekts keine Konkurrenz bekommen. Wisst Ihr, ob der Fischer noch andere wertvolle Gegenstände gefunden hat?«
    »Der Priester hat keine anderen Funde erwähnt, aber es wäre durchaus möglich, dass er etwas vor mir verbirgt. Außerdem würde es mich kaum überraschen, wenn der Fischer einen ganzen Schatz im Meer gefunden hätte und sich bereichern will, indem er ein Stück nach dem anderen verkauft.«
    »Ihr wisst, wo der Priester wohnt, nicht wahr?«, fragte der Reeder.
    Valmarano nickte. »Ich gebe Euch alle Informationen, die Ihr wünscht.«
    »Gut.« Angelieri lächelte. »Sagt mir, was dieses Kreuz
Eurer Meinung nach wert ist. Und seid ehrlich. Obwohl ich weiß, dass Ihr es nicht seid.«

Brondolo (Chioggia), 23. Juli 1204
    Wie eine Barbarenhorde fielen die Söldner über das Dorf her, säten Panik und Tod. Sie schlugen blindlings zu und metzelten alle nieder, die das Pech hatten, ihnen in den Weg zu geraten.
    Aber sie kamen nicht nur, um zu töten. Ein klarer Auftrag führte sie nach Brondolo.
    Sie drangen in die kleine Kirche ein, setzten dort ihr Zerstörungswerk fort und schlugen die Einrichtung kurz und klein.
    »Haltet ein, im Namen des Herrn!«, rief Gilberto und hob die Arme. Er hatte sich hinter dem Altar versteckt, dann aber all seinen Mut zusammengenommen und sich zitternd aufgerichtet. »Ihr schändet einen heiligen Ort, und eure Seelen werden auf ewig im Feuer der Verdammnis brennen! Ich beschwöre euch, hört mit diesen sinnlosen Zerstörungen auf!«
    Die Söldner lachten. Ihr Anführer näherte sich dem Priester und hielt ihm das Schwert an die Brust. »Auf die Knie!«, befahl er. »Ich will dich wie einen Wurm kriechen sehen!«
    Gilberto gehorchte und hoffte, dass sich die Söldner damit zufriedengeben würden, ihn zu demütigen. Doch der Anführer schlug ihn mit der flachen Seite des Schwerts und rief: »Bringt ihn nach draußen!«
    Starke Hände packten den Priester, zerrten ihn auf den Kirchplatz und banden ihn dort an einen Pfahl.
Einer der Männer riss ihm die Kutte in Fetzen, und Gilberto betete, als er nackt dastand.
    »Hör auf damit!«, donnerte der Anführer und schlug ihm mitten ins Gesicht. »Nenn mir den Namen des Fischers, der den Schatz gefunden hat.«
    »Es gibt keinen Schatz«, keuchte Gilberto.
    »Nenn mir den Namen!«, rief der Anführer und versetzte ihm einen Fausthieb. »Meine Geduld geht zu Ende.« Mit diesen Worten holte er ein großes Messer hervor.
    »Habt Erbarmen... Wir sind arme Leute.Warum quält ihr uns so?«
    Der Anführer würdigte ihn keiner Antwort und wies seine Männer an, alle Überlebenden vor den Priester zu bringen. Dann begann er methodisch damit, Gilbertos blasse Haut zu zerschneiden.
    Der Priester schrie und betete erneut. Ein oder zwei Minuten vergingen auf diese Weise, und dann hielt er es nicht mehr aus. »Antonio!«, stieß er hervor. »Der Fischer heißt Antonio!«
    »War doch gar nicht so schwer«, sagte der Anführer, grinste und wischte das blutige Messer an einem Kuttenfetzen ab. Dann wandte er sich der Gruppe aus Männern, Frauen und Kindern zu, die ihn entsetzt anstarrten. Tränen der Verzweiflung rannen über die Wangen der Mütter und ihrer kleinen Söhne und Töchter. »Wer ist Antonio?«
    Niemand wagte zu atmen. Nach einigen Augenblicken trat der Fischer vor. »Das bin ich«, sagte er.
    Antonios Frau und seine Söhne schrien, als der Anführer ihn am Kragen packte. »Wo ist der Schatz? Wo hast du ihn versteckt?«

    »Es gibt keinen Schatz, das schwöre ich«, antwortete Antonio.
    Von Schmerz halb betäubt, krächzte Gilberto:

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