Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reliquiar

Das Reliquiar

Titel: Das Reliquiar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Seymour
Vom Netzwerk:
tranken, wurde die Stille nur unterbrochen
vom Prasseln des Regens an den Scheiben der beiden großen Fenster. Nicholas runzelte die Stirn und versuchte nicht, seine Besorgnis zu verbergen. Elena hingegen wirkte ruhig, aber auch interessiert. Walton musterte sie aufmerksam, ohne es zu offen zu zeigen.
    Schließlich brach er das Schweigen, bevor es unangenehm werden konnte. »Ich weiß, dass Nicholas Ihnen davon abgeraten hat, sich der Hypnose zu unterziehen, Miss Brandanti. Er hat mich auch darauf hingewiesen, dass er sehr besorgt ist.«
    »Das stimmt«, bestätigte Elena. »Und er nannte mir seine Gründe.«
    »Trotzdem sind Sie bei Ihrer Entscheidung geblieben.«
    »Ja. Dass ich jetzt hier sitze, bedeutet natürlich nicht, dass ich vollkommen von Ihren Theorien überzeugt bin. Um ganz ehrlich zu sein: Ich rechne bei dieser Sitzung mit keinem Ergebnis.«
    Walton lächelte. »Damit behalten Sie wahrscheinlich Recht; beim ersten Mal ergibt sich nur selten etwas. Auf der Grundlage meiner Erfahrungen erwarte ich keine konkreten Resultate.« Er stellte die Tasse ab und rieb sich die Hände. »Wie dem auch sei, wir werden sehen.« Er stand auf, zog die Vorhänge an den Fenstern zu und schaltete eine weitere Lampe ein, deren Licht direkt auf das Sofa fiel, auf dem Elena saß.
    Sie blinzelte. »Was soll ich machen?«
    Walton schob den Servierwagen beiseite und bat Nicholas, im Sessel neben dem Schreibtisch Platz zu nehmen. »Bevor wir beginnen, Miss Brandanti... Sagen Sie mir, ob Sie bereit sind, Ihre Voreingenommenheit beiseitezuschieben und sich dieser neuen Erfahrung ohne
irgendwelche Vorurteile zu stellen. Ihre geistige Haltung könnte sich als Hindernis erweisen.«
    Nicholas bewegte sich unruhig im Sessel hin und her, schwieg aber.
    »Ich bin bereit für das Experiment, aber ich kann nicht einfach so meine Zweifel über Bord werfen, Professor«, antwortete Elena. »Ich bin auch hier, um Ihnen Gelegenheit zu geben, mich zu überzeugen. Wenn Sie mir die Frage gestatten: Glauben Sie, dass alle Menschen reinkarniert sind?«
    »Ich glaube an die Reinkarnation, weiß aber, dass nicht alle Personen ein früheres Leben geführt haben. Viele von ihnen sind sozusagen neue Seelen.«
    Elena unterdrückte ein Lächeln. Dies war nicht der richtige Moment für Ironie, dachte sie. »Ich denke, ich bin so weit«, sagte sie mit einem leisen Seufzer.
    »Denken Sie das nur, oder sind Sie es wirklich?«, fragte Walton und zog eine Augenbraue hoch.
    »Ich bin es, auch wenn mir nicht ganz wohl dabei ist, mich Ihnen auszuliefern. Es bereitet mir Unbehagen, mich ganz und gar einer anderen Person anzuvertrauen.«
    »Das ist normal, aber ich versichere Ihnen, dass es nichts zu befürchten gibt. Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich alles aufzeichne, oder? Das ist die übliche Vorgehensweise.«
    »Nein, ganz im Gegenteil. Ich hätte Sie auch darum gebeten.«
    Walton schaltete den Recorder ein und musterte Elena über den Rand der Brille hinweg. »Wenn Sie jetzt bereit sind, können wir anfangen.«
    Elena sah kurz zu Nicholas, bevor sie fragte: »Soll ich mich hinlegen?«
    »Wenn Sie möchten.Wählen Sie eine Position, die für Sie besonders bequem und entspannend ist.«
    Elena blieb erst zwischen den Kissen sitzen, überlegte es sich dann anders, streckte sich auf dem Sofa aus und schloss die Augen. Sich praktisch auf Befehl zu entspannen, war alles andere als leicht.
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Sie duze?«
    »Nein, natürlich nicht«, antwortete Elena mit geschlossenen Augen.
    »Gut.Wir versuchen es jetzt mit einer leichten Trance, zur besseren Entspannung. Es ist nur eine Methode, um deine Reaktionen einzuschätzen.«
    Elena spürte, wie sie schwer wurde.
    »So ist es richtig«, lobte der Professor. »Ich schalte jetzt die Lampe aus, damit es etwas dunkler wird. Das Licht stört, nicht wahr, Elena? Die Dunkelheit ist angenehmer. Fühlst du das Licht im Gesicht? Es ist zu hell, und du möchtest die Augen nicht öffnen.« Er beugte sich vor und berührte Elenas Wange. »Du würdest sie gern öffnen, aber das kannst du nicht. Das Licht ist zu grell.«
    Elena hörte Waltons Stimme ganz deutlich und wusste, dass sie die Augen hätte öffnen können, aber das Licht hätte sie geblendet. Sie fühlte die Wärme im Gesicht und auf den Lidern. Nein, sie wollte die Augen erst öffnen, wenn der Professor die Lampe ausschaltete und das unangenehme Licht verschwunden war.
    Walton kam etwas näher und ergriff ihre im Schoß liegende Hand. »Hörst

Weitere Kostenlose Bücher