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Das Reliquiar

Das Reliquiar

Titel: Das Reliquiar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Seymour
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auch von der kleinen Band, die nicht nur traditionelle schottische Folksongs spielte, sondern auch internationale Hits.
    »Woran denkst du?«, fragte Nicholas.
    Elena nahm einen Bissen vom Schmorbraten. » Michelle ... Das ist eins meiner Lieblingslieder der Beatles. Hab’s schon seit einer ganzen Weile nicht mehr gehört.«
    »Es gehört zum Repertoire der Band. Sie spielen es jeden Abend.«
    »Klingt ein bisschen traurig, findest du nicht?«
    »Wie viele Liebeslieder«, sagte Nicholas. »Möchtest du tanzen?«
    »Ja, lass uns tanzen. Das habe ich auch schon seit einer ganzen Weile nicht mehr gemacht.«
    Nicholas legte Elena die Arme um die Taille, und ihre Hände ruhten auf seinen Schultern, während sie sich zur Melodie bewegten. Sie hielt die Augen halb geschlossen, und ihr Gesicht bekam einen verträumten Ausdruck, der ihr gut stand. Nicholas neigte den Kopf zu Elena hinab und flüsterte ihr ins Ohr: »Du bist weit weg.«
    »Ich hab an das letzte Mal gedacht, als wir zusammen getanzt haben. Damals waren wir in einem ganz ähnlichen Lokal.«
    »Ich erinnere mich daran, als wäre es gestern gewesen«, sagte Nicholas und lächelte. »Denkst du manchmal an die Tour durch Cornwall?«
    »Gelegentlich, ja. Wir hatten eine schöne Zeit, bis du bei Juliet Milford den Schürzenjäger gespielt und alles ruiniert hast.«
    »Ich wollte dich nur eifersüchtig machen«, erwiderte Nicholas und lachte.
    »Lügner. Sie gefiel dir wirklich. Und ihr seid ein Paar geworden.«
    »Aber nicht in diesen paar Monaten. Wir... passten nicht zusammen.«
    »Kein Wunder. Juliet war eine dumme Gans.«
    »Ich gebe zu, dass sie es nicht mit dir aufnehmen konnte, aber sie war nicht dumm.«

    »Habt ihr euch aus den Augen verloren?«
    »Ja. Aber ich habe erfahren, dass sie in einer Werbeagentur Karriere gemacht hat.«
    »Und seit damals gab es niemanden mehr?«
    »Es gab die eine oder andere Frau, aber nichts Dauerhaftes. Und du?«
    Elena dachte an Andrea. Nach ihrer Rückkehr aus Syrien nach Rom hatte sie ihn nicht einmal angerufen. Er hingegen hatte ihren Anrufbeantworter vollgesprochen und schickte ihr noch immer SMS. Auch deshalb hatte sie beschlossen, Italien zu verlassen und nach Edinburgh zu fliegen: um der schmerzlichen Situation zu entrinnen und alles hinter sich zu lassen, was sie an Andrea erinnerte, einen Mann, der hoch und heilig geschworen hatte, sie zu lieben, und dann mit ihrer besten Freundin ins Bett gegangen war. »Ich hatte eine Affäre, von der ich glaubte , sie sei wichtig. Aber das war sie nur für mich.«
    »Bei deiner Arbeit ist es vermutlich nicht leicht, eine feste Beziehung zu haben.«
    »Glaubst du, Liebe leidet unter Distanz?«
    »Wenn man sich wirklich liebt, sollte die Entfernung eigentlich keine Rolle spielen.«
    Ihre Blicke trafen sich, und für einen langen Moment sahen sie sich tief in die Augen. Dann ging das Lied zu Ende, und die Band kündigte eine Pause an. Die Paare auf der Tanzfläche gingen auseinander, und auch Nicholas und Elena kehrten zu ihrem Tisch zurück.
    Inzwischen war der Schmorbraten kalt. Sie aßen ihn trotzdem, schwiegen aber dabei und wagten es kaum, sich anzusehen. Um die Situation etwas aufzulockern,
beschloss Elena, das Thema zu wechseln. »Ich glaube, ich nehme Professor Waltons Angebot an.«
    In Nicholas’ Gesicht zeigte sich so etwas wie Enttäuschung. »Hast du es dir gut überlegt? Ich hoffe, dir sind die möglichen negativen Folgen klar...«
    »Ich bin kein Kind mehr«, unterbrach sie ihn. »Ich habe mir alles gründlich durch den Kopf gehen lassen, das versichere ich dir.«
    »Warum willst du das Experiment wagen? Welche Rolle spielt es für dich, ob du ein früheres Leben gehabt hast oder nicht?«
    »Vielleicht keine, aber ich würde es gern herausfinden. Ich möchte sehen, was passiert. Du weißt ja, wie neugierig ich bin.«
    »Es ist eine Art von Neugier, die ich nicht teile«, sagte Nicholas.
    »Du machst dir Sorgen um mich, und das schmeichelt mir, aber es gibt keinen Grund dafür, glaub mir. Rufst du Professor Walton an, Nick?«
    Nicholas seufzte. »Wenn du darauf bestehst...«

Venedig, 10. Juli 1204
    Alvise Angelieri hatte sich mehrmals dafür verflucht, so großzügig gewesen zu sein. Wie dumm von ihm, seine Schiffe für den Kreuzzug zur Verfügung zu stellen – dadurch hatte er seine beste Galeere verloren, die Leone di San Marco , mit all den Schätzen an Bord, die ihn für den Aufwand entschädigen sollten. Außerdem hatte er für den Bau eines anderen Schiffes, als

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