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Das Reliquiar

Das Reliquiar

Titel: Das Reliquiar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Seymour
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Gründe dafür haben.«
    »Und sie hat nicht gesagt, wo sie sich aufhält?«
    »Nein.«
    »Ich habe den Eindruck, dass diese... Flucht etwas verbergen soll«, sagte Valente. »Falls Signorina Brandanti noch einmal anruft... Sagen Sie ihr bitte, dass sie sofort zurückkommen soll. Andernfalls lege ich ihr Behinderung der Ermittlungen und Verletzung der Aussagepflicht zur Last.«
    »Ich werde es ihr mitteilen«, erwiderte Marta und presste die Lippen missbilligend aufeinander. »Wenn Sie keine weiteren Fragen an mich haben, wünsche ich Ihnen einen guten Tag.«
    Valente ging zum Wagen, und der am Lenkrad sitzende Beamte startete den Motor.

    Als der Fahrer den Streifenwagen über die Zufahrt steuerte, warf er dem Kommissar auf dem Beifahrersitz einen kurzen Blick zu und bemerkte dessen Verärgerung. Vielleicht konnte er ihn mit der Meldung aufmuntern, die er gerade bekommen hatte.
    Valente hörte seinem Kollegen zu, ohne ihn zu unterbrechen, und nickte dann. »Endlich eine gute Nachricht«, sagte er. »Es wurde auch Zeit, dass sich in diesem Durcheinander eine Spur ergibt. Bring mich schnell ins Büro zurück. Ich möchte mit dem Inspektor reden, der aus Deutschland angerufen hat.«

Tarquinia, 9. November 2006
    Es überraschte Nicholas, wie schnell Elena erneut in Trance fiel.
    Sie lag wieder auf dem Sofa, mit geschlossenen Augen und tief in Hypnose. Es schien ihr jedes Mal leichter zu fallen, das Stadium der Regression zu erreichen, als hätte sie inzwischen keine Bedenken mehr, sich in Beatrice zu verwandeln. Eine Sekunde lang sah Nicholas liebevoll auf sie hinab und hoffte von ganzem Herzen, dass diese Erfahrungen keine schädlichen Nachwirkungen auf sie haben würden. Dann sagte er ruhig: »Und nun, Donna Beatrice, sagt mir, wo Ihr seid und was Ihr gerade macht …«
     
    Der kleine Ronaldo lag in Bertas Armen und begann zu weinen, als sie ihn seiner Mutter reichte. Beatrice versuchte, ihn zu beruhigen, schaukelte ihn und sprach mit leiser, zärtlicher Stimme, aber das Kind schrie aus vollem
Hals. Schließlich verlor sie die Geduld und gab ihren Sohn der Amme zurück. Sofort hörte er auf zu weinen.
    »So ein quengeliges Kind habe ich noch nie gesehen«, kommentierte sie.
    »Normalerweise ist er sehr ruhig, Herrin.«
    »Ich dachte, Kinder können ihre Mutter erkennen, aber offenbar stimmt das nicht.«
    »Wollt Ihr es noch einmal versuchen?«, fragte Berta. »Vielleicht ist er jetzt ruhiger.«
    »Ich habe keine Zeit mehr«, erwiderte Beatrice. »Ein Bote hat mir eine Mitteilung von Donna Lucrezia gebracht, und ich muss sofort zu ihr.Vielleicht später.« Sie näherte sich Mainardo und Ortensia, die mit Hundewelpen spielten, und strich ihnen über den Kopf. »Wollt ihr nicht eure Mutter umarmen?«, fragte sie und bückte sich.
    Die beiden Kinder ließen sich umarmen und küssen, setzten dann ihr Spiel fort und schenkten der Mutter keine Beachtung mehr. Beatrice beobachtete sie einige Sekunden lang, enttäuscht von ihrer Gleichgültigkeit.
    »Ihr solltet Euch mehr um sie kümmern, Herrin. Ich weiß, dass Ihr sehr beschäftigt seid, aber immerhin sind es Eure Kinder«, sagte Berta mit einer Offenheit, die nur sie sich erlauben konnte – immerhin war sie praktisch von Geburt an Beatrices Gouvernante gewesen.
    »Soll das heißen, dass ich eine schlechte Mutter bin?«, fragte Beatrice und runzelte die Stirn.
    »Das wollte ich keineswegs sagen, Herrin«, erwiderte Berta wie beleidigt. »Ich weiß, dass Ihr Eure Kinder liebt, aber Ihr verbringt nur wenig Zeit mit ihnen. Sie kennen Euch kaum und können Euch daher nicht die Zuneigung
zeigen, die Ihr Euch wünscht. Ihr seid fast eine Fremde für sie.«
    »Wie es meine Mutter für mich war. Auch sie hat mir nur wenig Zeit gewidmet, wie du sehr wohl weißt; sie hat sich durch dich ersetzen lassen. Deshalb habe ich dich lieber als sie und erlaube dir, mit einer Freiheit zu sprechen, die ich anderen nicht gewähre. Erfülle weiterhin deine Pflicht, und urteile nicht über mich.«
    Berta senkte betroffen den Kopf. »Bitte verzeiht, wenn ich mir zu viel herausgenommen habe.«
    Beatrice gab ihr einen Kuss auf die Wange und ging.
     
    Sie hatte Lucrezia schon seit einer ganzen Weile nicht mehr gesehen, aber während ihrer Abwesenheit hatten sie sich oft geschrieben, und daher wusste Beatrice, warum sie beunruhigt und gedemütigt war.
    Seit ihrer Rückkehr lebte Lucrezia praktisch wie eine Gefangene in ihrem Palazzo. Obwohl von Luxus umgeben, war sie unglücklich, und um sich von

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