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Das Reliquiar

Das Reliquiar

Titel: Das Reliquiar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Seymour
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sich sehr über deinVerschwinden geärgert hat. Er will dir vorwerfen, die Ermittlungen zu behindern. Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll...«
    »Lass ihn nicht ins Schloss, es sei denn, er legt einen Hausdurchsuchungsbefehl vor. Setz dich mit unseren Anwälten in Verbindung, und erklär ihnen die Situation. Ich kann noch nicht zurückkehren – vorher muss ich noch eine wichtige Angelegenheit erledigen. Mach dir keine Sorgen, es wird alles gut.« Elena unterbrach die Verbindung, legte das Handy beiseite und seufzte. »Ich fürchte, nach diesem Telefonat wird der Kommissar bald feststellen, wo wir sind. Vielleicht sollten wir
unsere Nachforschungen an einem anderen Ort fortsetzen.«
    »Irgendeine Idee?«, fragte Nicholas.
    »Nein. Ich schätze, ich muss erneut Enzo um Hilfe bitten.«
    »Schon wieder ihn?«
    »Ich wüsste nicht, an wen ich mich sonst wenden sollte«, sagte Elena. »Er ist die einzige Person, der ich traue, abgesehen von dir.«
    »Na schön. Ruf ihn an.«
    Enzo meldete sich sofort.
    »Es tut mir leid, dass ich dich schon wieder nerve«, sagte Elena. »Ich erkläre dir alles, sobald das möglich ist. Ehrenwort.«
    »Keine Sorge«, erwiderte Enzo. »Ich helfe dir gern. Ich kenne da einen ruhigen und abgelegenen Ort, der ideal für euch wäre. Morgen früh um acht hole ich euch ab, in Ordnung?«
    »Wunderbar. Danke und bis morgen.« Elena drückte die rote Taste des Handys und sah Nicholas an, der die Stirn gerunzelt hatte. »Stimmt was nicht?«
    »Dein Chef scheint mir ein seltsamer Typ zu sein. Er stellt keine Fragen, ist nicht neugierig und immer bereit zu helfen.«
    »Es mag, aus deinem Blickwinkel gesehen, seltsam erscheinen, aber nicht aus meinem«, entgegnete Elena. »Enzo ist diskret. Er hat verstanden, dass ich ihm nichts erklären kann, und er vermeidet es, mich mit Fragen in Verlegenheit zu bringen, die ich gar nicht beantworten könnte.«
    »Du kennst ihn natürlich besser als ich. Aber ich habe den Eindruck, dass er nicht ganz ehrlich ist.«

    »Meine Güte, er ist die Ehrlichkeit in Person!«, entfuhr es Elena. »Du bist nur eifersüchtig und kannst dich nicht mit der Vorstellung abfinden, dass Enzo und ich etwas miteinander hatten.«
    »Eifersucht? Nein. Wie sollte ich auf einen Mann eifersüchtig sein, der wahrscheinlich doppelt so alt ist wie du? Du hast dich auf eine Beziehung mit ihm eingelassen, weil in deinem Leben eine Vaterfigur fehlt, und wer könnte diese Rolle besser spielen als Enzo? Er war dein Mentor und hat dir bei deiner beruflichen Laufbahn geholfen. Du konntest dich sogar bei ihm ausweinen.«
    »Oh, ich bitte dich, Nick, hör auf mit der Psychoanalyse.«
    »Als mit uns Schluss war, bist du zu ihm geeilt, um dich von ihm trösten zu lassen«, fuhr Nicholas unbeeindruckt fort. »Und er hat dir nicht nur Trost angeboten, sondern auch sein Bett...«
    Er brachte den Satz nicht zu Ende, denn Elena versetzte ihm wütend eine Ohrfeige. »Mistkerl!«, rief sie, lief dann die Treppe hoch und warf die Tür ihres Zimmers hinter sich zu.
     
    Am nächsten Morgen frühstückten sie schweigend.
    »Zum Glück brechen wir heute auf – die Speisekammer ist fast leer«, murmelte Nicholas nach einer Weile, nur um die Stille zu durchbrechen.
    »Nicholas...« Elena hob den Blick und sah ihn an.
    »Ich bin ein Blödmann gewesen, ich weiß«, sagte er sofort. »Nichts liegt mir ferner, als dich verletzen zu wollen.«
    »Du bist ungerecht und gemein gewesen«, erwiderte
Elena. »Aber wir waren beide müde. Und das sind wir noch immer.« Sie beugte sich vor, strich ihm übers Haar und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. »Ich habe dir doch gesagt, dass du es nicht zu eilig haben sollst. Ich brauche …«
    Draußen erklang eine Hupe. Enzo war da, auf die Minute pünktlich.
    »Guten Morgen allerseits«, sagte er, als er hereinkam. »Ah, da ist ja Elenas geheimnisvoller schottischer Freund. Ich bin Enzo Lovati.«
    »Nicholas Lamont«, erwiderte Nicholas mit einem Nicken. Bis zu diesem Moment hatte er sich Elenas Chef als klassische Bücherratte vorgestellt: sehr gebildet und vielleicht auch charmant, aber nicht im üblichen Sinn faszinierend. Es war eine unangenehme Überraschung für ihn, sich plötzlich einem tatkräftigen, sportlichen Mann gegenüberzusehen.
    »Wir sollten uns besser beeilen«, sagte Enzo. »Auf dem Weg hierher sind mir zwei Streifenwagen der Polizei begegnet.«
    »Ich schließe oben nur schnell die Fenster«, sagte Elena und ging die Treppe hoch.
    Enzo sah Nicholas an.

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