Das Remake
Zeitung »agentenmäßig« vor die Augen. Zwei Dinge wurden unvermittelt offensichtlich. Das erste ließ ihm die Augen überquellen und das zweite den Unterkiefer herabsinken.
Das erste war der Name der Zeitung. Der Presley Enquirer. Das zweite war das Datum. 27. Juli 2061.
»Siebenundzwanzigster Juli zweitausendeinundsechzig.« Gleichgültig, in welcher Richtung Rex auch las, immer kam das gleiche heraus. Er befand sich in seiner eigenen Zeit. Der Zeit, in der er lebte. Sogar dem Tag, in dem er lebte. Oder gelebt hatte. Doch das hier war nicht seine Welt. Wo zur Hölle war er gelandet? Auf einem anderen Planeten? Das konnte nicht sein. Nicht angesichts des amerikanischen Zeitungsverkäufers und der Zeitung namens Presley Enquirer.
Rex studierte die Schlagzeilen auf der Suche nach einem Anhaltspunkt.
»ALIENS AUS DEM WELTRAUM HABEN MEIN UNEHELICHES ZWEIKÖPFIGES KIND GEKIDNAPPT!«
Ah, dachte Rex. Eine von diesen Zeitungen! Er blätterte sie durch.
»WÜTENDER VERLEGER WIRFT AUTOR EINER TRILOGIE DEN HAIEN ZUM FRAß VOR.«
»HUNDERTJÄHRIGE FRAU GEBIERT SINCLAIR C5.«
»Hmmmpf.«
Rex faltete seine Zeitung zusammen und übereignete sie dem nächstgelegenen Mülleimer. Er warf einen prüfenden Blick über die Straße. Ed und Johnny schienen sich zu amüsieren. Rex beobachtete die wunderschönen Menschen, die kamen und gingen. Die fabelhaften Automobile und die schwebenden Luftschiffe. Die blitzenden Neonlichter und die schreienden Zeitungsverkäufer.
Und dann erhaschte er eine kurze Bewegung im Innern des Volvo. Wie in Trance beobachtete er, wie die halb nackte Gestalt des guten Samariters sich durch die winzige Luke in der Glasunterteilung wand und auf den Fahrersitz kletterte. Rex war sogar nahe genug, um die geschickten Finger beobachten zu können, die über das Raumschiffarmaturenbrett huschten, und um das sanfte Schnurren zu hören, mit dem der Motor des Volvo zum Leben erwachte.
Mit vor Entsetzen weit aufgerissenem Mund sah Rex zu, wie der Volvo auf die Straße gesteuert wurde und sich rasch im Strom des vorbeikommenden Verkehrs verlor.
Der melodische Ton der hochgetunten Maschine bereitete Rex nicht das allergeringste Vergnügen. Genauso wenig wie die Tatsache, dass die perfekte Servolenkung nur wenig mehr Kraftaufwand als die Berührung einer Fingerspitze erforderte und die andere Hand des Fahrers frei war, um obszöne Gesten in Rexens Richtung zu vollführen. Welche Freuden auch im Anblick von rückwärtigen Fahrtrichtungsanzeigern liegen mochten, sie entgingen Rex vollkommen.
Ein Freund von mir, der einmal beim Geheimdienst gewesen ist, hat erzählt, dass die Blinker aller schicken Wagen so programmiert werden können, dass sie in einem geheimen Kode Nachrichten übermitteln. Die Kontrolle über diesen Kode und das Wissen, welche Knöpfe auf dem Armaturenbrett dafür gedrückt werden müssen, liegt allem Anschein nach allein in den Händen der Freimaurer, die im Allgemeinen während Verkehrsstauungen auf diese Weise Nachrichten aneinander übermitteln.
Ich habe dieses Thema einmal gegenüber dem Verrückten Tony Long zur Sprache gebracht, der bei meinem Cortina immer den TÜV macht. Er konnte es weder bestätigen noch dementieren, obwohl er mir einen sehr merkwürdigen Blick schenkte. Ob dies nun bedeutet, dass er selbst praktizierender Freimaurer ist, vermag ich nicht zu sagen. Und da ich nie das Verlangen spürte, seine Hand zu schütteln, werde ich es aller Wahrscheinlichkeit nach auch niemals in Erfahrung bringen. Aber es bringt einen schon zum Nachdenken, was?
Rex hingegen brachte es nicht zum Nachdenken. Im Gegenteil, falls es jemals einen Augenblick gegeben hatte, in dem erwachendes Interesse an automotiven Geheimnissen seinen Gedanken ferner gelegen hatte, dann war es dieser hier.
»Verdammt!«, brüllte Rex Mundi. »Verdammt, verdammt, verdammt!« Er hob die knotigen Fäuste und schüttelte sie gen Himmel. Er machte Anstalten, hinter dem Volvo herzurennen, doch er hielt rasch wieder an und warf die Hände erneut in die Höhe. Er trat nach der Luft. Er stampfte mit den Füßen. Er war nicht erfreut.
Die Auswahl an Möglichkeiten, so dünn sie gewesen sein mochte, war nun definitiv schwindsüchtig. Er konnte nicht das Geringste tun. Er konnte nur noch hingehen und die Sache direkt mit Dee und Kelley austragen. Erklärungen verlangen und Schläge austeilen, wann immer die Notwendigkeit danach verlangte. Nur unter Mühen gelang es Rex, seine Gesichtszüge zu etwas halbwegs Normalem zu
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