Das Remake
irgendwo trinken, und irgendwo muss man in brenzlige Situationen kommen. Und das Dach ist auch ziemlich offensichtlich, wenn Sie es bedenken. Der Superschurke fällt am Ende immer von einem Dach oder sonst irgendwas wirklich Hohem. Ganz egal, wer er ist, Dick Jones oder Darth Vader oder der Shredder oder der Joker, sie alle fallen beim letzten Showdown irgendwo runter. Wahrscheinlich hat es mit King Kong angefangen, schätze ich, oder sogar mit Quasimodo, als dieser Dom Claude Frollo vom Glockenturm von Notre Dame stieß. Was Besseres gibt’s bis heute nicht, wenn es um ein spektakuläres Ende geht. Wenn Sie also den guten Lazlo über irgendwelche Dachziegel klettern sehen, dann wissen Sie, dass das Ende in Sicht ist. Was einigen Trost bieten sollte, wie?
Also, nachdem alles gesagt ist, und wenn Sie mich fragen, verdammt wohlformuliert obendrein, stopf ich mir den Apparillo der Lady in eine Tasche meines Trenchcoats, meine beiden guten alten Freunde Smith & Wesson in die andere und gehe los, um einen Burschen zu suchen. Wenn es irgendeinen Ort in dieser Stadt gibt, wo ich ihn finde, dann heißt dieser Ort Fangio’s Bar.
Hinter dem Tresen der Tomorrowman Taverne straffte der einäugige Barmann seine schmuddelige Krawatte und glättete die Revers seines wattierten Smokings. Er war seit seinem ersten Auftauchen in Armageddon: Das Musical zu einer richtigen Kultfigur geworden, und er sah gut aus in seinen Sachen. Ein Literaturkritiker beschrieb seine Leistung in Armageddon – Das Menü als »quintessenziell… kontrolliert und tief empfunden… bewegend, durchdringend und so ziemlich das einzig Bedeutsame in dem ansonsten schwülstigen Fließbandprodukt des Autors.« Allein aufgrund dieser Tatsache war er von Bloomsbury für das Sub-Urbane Buch der Toten verpflichtet worden, und der Verlag hatte einen Ghostwriter engagiert, um Rankin zu ersetzen.
Doch es ist nicht ganz einfach, sich einen anständigen Lebensunterhalt als fiktiver Charakter zu verdienen, und das wusste der einäugige Barmann ganz genau. Sicher, man ist fein raus, wenn man in einem Jackie Collins oder einem Julie Burchill auftritt, alles Babyöl und Fleisch mit Kartoffeln und Gemüse. Aber wenn man sich in einem Clive Barker oder Stephen King wiederfindet, endet man aller Wahrscheinlichkeit damit, dass einem die Maden aus der Nase kommen, noch bevor man in Kapitel fünf angelangt ist. Der Barmann hatte vorher in einem Zane Grey mitgespielt, wo er gleich auf Seite eins erwürgt worden war, und in einem Sven Hessel, wo er als deutscher Panzerkommandant ein noch blutigeres Ende gefunden hatte. Keiner der beiden Auftritte hatte ihm eine Anerkennung seitens der Kritik eingebracht. Dies hier war das erste Mal, dass er in einer Trilogie mitspielte, und er konnte die Herausforderung kaum erwarten, endlich sein Bestes zu geben.
Und Rollen, ganz gleich, wie klein sie auch sein mögen, sind nicht leicht zu ergattern. Viele fiktive Charaktere stellen sich nur allzu bald als nichts dergleichen heraus. Sie sind lediglich Freunde, Verwandte oder Feinde des Autors, ein wenig verkleidet und selbstverständlich mit geänderten Namen. Und viele Helden werden in Wirklichkeit vom Autor selbst gespielt. Doch obwohl der echte fiktive Charakter genau weiß, was hinter den Kulissen geschieht, so gibt es doch nur wenig oder gar nichts, was er dagegen unternehmen könnte. »Mach den Mund auf, und du bist Tipp-Ex«, wie man so schön sagt.
Die Bezahlung ist selbstverständlich eine verschwindend kleine Pauschale, kein Anteil am großen Geld, doch es gibt gewisse Vergünstigungen. Wem es gelingt, eine Rolle in einem Klassiker zu ergattern, der hat das Geheimnis der Unsterblichkeit enträtselt. Der Autor mag den Löffel abgeben, aber man selbst wird für immer und immer und ewig weiterleben. Gar nicht schlecht, wenn man es schafft, eh?
Rex blickte hinauf zur Neonreklame der Tomorrowman Taverne. Sie blinkte, an – aus, an – aus, wie manche Neonschilder dies tun und dieses besondere hier viel zu oft. Das Etablissement unter dem Schild schien – auf den ersten Blick – eine extrem aufgeblasene Lokalität zu sein. Eine Studie in kaltem Chrom, kühlem Marmor und warmem Leder. Rex musterte die schwebenden Barhocker, möglicherweise auf der Suche nach Hinweisen. Nicht besonders überrascht stellte er fest, dass die Hocker an geschickt versteckten Klammern befestigt waren. »Hmmph!«, machte Rex.
Er ließ den Blick durch die Bar schweifen. Sie sah einigermaßen überzeugend
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