Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
Vom Netzwerk:
Wahrscheinlich hatten sie Aufträge in der Wachstumsbranche ›Niedriger Erdorbit‹ übernommen. Doch alle hatten sich still und heimlich davongemacht, ohne jemandem von ihren Plänen zu erzählen. Astronauten waren ohnehin ziemlich schweigsame Leute, und Niederlagen hängten sie schon gar nicht an die große Glocke.
    Viktor hatte gesagt, er würde beim Bodenpersonal bleiben und die Mission logistisch unterstützen: er würde sich an Systemoperationen beteiligen und verschiedene Routinen im Simulator durchspielen, falls sie während des Flugs zum Mars auf unerwartete Probleme stießen. Sie fand, daß er unter den gegebenen Umständen das Beste aus seiner Lage gemacht hatte; vor allem, wenn er sich für die Teilnahme an einer späteren Mission qualifizieren wollte – falls es überhaupt noch eine gab , sagte sie sich.
    Doch würde ihre Beziehung das überstehen? Sie brabbelte etwas vor sich hin und erkannte, daß Axelrods Entscheidung sie gezwungen hatte, von der Linie des Mannschaftsspielers abzuweichen.
    Diese Erkenntnis überraschte sie. Sie wollte nicht ohne Viktor zum Mars fliegen. Auch wenn das bedeutete, daß sie zuhause bleiben mußte.
    * * *
    Sie hielt vor der doppelten Glastür inne. Auf der anderen Seite befand sich das Vorzimmer von Axelrods Suite bei Genesmart. Hier befand sie sich noch in Sicherheit, war noch einer der vier Nobel-Astronauten, die für den Flug zum Mars auserkoren waren. Doch wie würde sie dastehen, nachdem das Vorstellungsgespräch beendet war? Wäre sie auch nur ein abgelehnter Bewerber? Wie würde sie sich dann fühlen? Sie seufzte innerlich. Das führt zu nichts, Jules, altes Haus. Bring’s hinter dich. Sie stieß die Tür auf und schlurfte über etwas, das ihr wie ein meilenlanger roter Teppich zu ihrer Ernennung erschien.
    Axelrod saß hinter einem wuchtigen Schreibtisch, ohne daß er jedoch von dem Möbel optisch erdrückt worden wäre. Das war in gewisser Weise auch eine Leistung. Er ging um den Tisch herum, um sie zu begrüßen, wobei er sich mit der üblichen katzenhaften Geschmeidigkeit bewegte. Zu ihrem gelinden Erstaunen war er eine Führungskraft mit einem aufgeräumten Schreibtisch. Auf der Mahagoni-Tischplatte befanden sich gerade einmal zwei Blatt Papier, ein Stift und ein Flachbildschirm.
    Er umschloß ihre Hand mit beiden Händen und geleitete sie dann zu einem Platz in einem Alkoven des Raums. Das Arrangement wirkte wie ein Kaffeetisch, um den Stühle gruppiert waren. Die Größe des Raums überraschte sie. Sein Büro war größer als der Wohnraum, der ihnen auf dem Mars zur Verfügung stehen würde. Sie fragte sich, ob er überhaupt eine Vorstellung davon hatte, was er von ihnen verlangte.
    Ein dienstbarer Geist, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte, näherte sich nun mit einem Servierwagen mit verschiedenen Fruchtsäften und Mineralwasser. Sie suchte sich eine Sorte aus, und während der Bedienstete ihr einschenkte, wechselte sie ein paar belanglose Worte mit Axelrod. Als der Servierwagen dann weggerollt wurde, erkannte sie, daß es ernst wurde.
    »Julia, Sie sehen gut aus. Ich weiß, daß Sie keine gesundheitlichen Probleme haben. Aber Sie haben dennoch ein Problem.« Das war eine Feststellung, keine Frage.
    »Ich wollte mit Ihnen über die Auswahl der Besatzung sprechen.«
    »Gibt es daran etwas zu beanstanden?« Er lächelte, doch sein Blick war ernst. »Ich bin der Ansicht, ich habe eine sehr gute Wahl getroffen.«
    »Nein, keine Beanstandungen … doch, was mich betrifft. Raoul und Katherine sind erstklassige Leute, und Marc ist ein guter Pilot und hervorragender Geologe. Ich befürchte, ich bin das Problem.«
    »Erzählen Sie mir nur nicht, daß Sie nicht mitfliegen wollen.«
    »O nein, ganz und gar nicht. Das ist mein Lebenstraum. Nur …
    nun, als Sie die Auswahl trafen, wußten Sie nicht …«
    »Ach ja?« Ein metallischer Unterton.
    »Sie konnten es auch gar nicht wissen«, beeilte sie sich zu sagen.
    »Wir waren nämlich sehr vorsichtig, vielleicht übervorsichtig.« Sie lächelte zerknirscht. »In der NASA sind Beziehungen zwischen den Mitarbeitern verpönt. Um das Saubermann-Image der Astronauten aufrechtzuerhalten. Und es wirkt sich bei der Auswahl der Besatzungen nachteilig aus.«
    »Ich verstehe. Und trotzdem ist es passiert.«
    »Natürlich.« Sie zuckte die Achseln. »Wie Sie sehen, besteht das Problem darin, daß Raoul und Katherine nicht das einzige Paar sind.«
    »Und Marc ist nicht Ihr Galan?«
    Die altertümliche Bezeichnung

Weitere Kostenlose Bücher