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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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zwar nicht, aber sie mußte in den sauren Apfel beißen.
    Sie streiften sich T-Shirts mit dem Konsortiums-Logo über die Doppelripp-Unterwäsche und bemühten sich, einen ordentlichen Eindruck zu machen. Wenn sie sich im Habitat aufhielten, waren sie ziemlich luftig bekleidet – schwere Kleidung hätte die Hautabschürfungen und Läsionen nur verstärkt, die sie sich durch Erfrierungen in den Anzügen zugezogen hatten. Sie drehten die Heizung so hoch, daß im Habitat eine Bullenhitze herrschte; schließlich mußten sie die Stromrechnung nicht bezahlen, wie Marc sagte. Cremes und Salben für die trockene Haut erfreuten sich lebhafter Nachfrage.
    »Ich glaube, ich bin dran«, sagte Marc.
    Julia lächelte. »Ist Janet wieder am anderen Ende der Leitung?« Janet Conover war eine ehemalige Testpilotin, die mit ihnen trainiert und offenkundig auf eine Teilnahme an der Mission spekuliert hatte. Janet war eine gute Mechanikerin, doch Raoul war besser. Das Konsortium hatte eine sorgfältige Auswahl getroffen: individuelle Begabung kombiniert mit strategischer Redundanz. Die vierköpfige Besatzung mußte über Grundkenntnisse in allen Bereichen verfügen: Missionstechnik, Wissenschaft und Medizin. Sie paßten zusammen wie die Teile eines Puzzles.
    Die heutige Übertragung würde sich etwas problematisch gestalten. Sie würden die Millionen regelmäßiger Zuschauer über Viktors Verletzung aufklären und ihnen gleichzeitig plausibel machen müssen, daß es ihnen gutging und daß die Mission planmäßig verlief.
    Das grenzte an Schizophrenie. Vielleicht gelang es ihnen bei dieser Gelegenheit auch, sich selbst einzureden, daß alles in Butter sei.
    »Wir sollten ihnen lieber vom Wasser vorschwärmen und uns gar nicht lang mit meinem Knöchel aufhalten«, sagte Viktor.
    »Katastrophen sind aber effektvoller als Wissenschaft«, sagte Julia.
    »Dann müssen wir also was für die Bildung der Zuschauer tun?«
    Viktor nickte Marc zu.
    Doch Marc hörte gar nicht zu. Sie hatten schon zuvor eine kurze Unfallmeldung an die Erde abgesetzt, und Marc lud gerade die Antwort herunter. Wegen der Zeitverzögerung von sechs Minuten pro Strecke war ein normales Gespräch überhaupt nicht möglich, und die Kommunikation glich eher einem verbalen Briefwechsel. Einmal betrug die Verzögerung bei einem Sprechakt vier Minuten, ein andermal vierzig. Die Entfernungsdifferenz zwischen dem erdnächsten und erdfernsten Bahnpunkt des Mars beträgt während eines Erdenjahrs fast dreihundertfünfzig Millionen Kilometer. Dennoch stellte es eine deutliche Verbesserung gegenüber früheren Missionen dar.
    Zur Zeit von Sojourner dauerte die Übermittlung eines einzigen Befehls schon vierundzwanzig Stunden. Weil die NASA die Robotfahrzeuge mit Sonnensegeln ausgerüstet hatte, mußte Sojourner in der Mars-Nacht eine Zwangspause einlegen. Zudem war ein Teil der irdischen Antennen auf der falschen Seite des Planeten positioniert, so daß sie erst gar keine Signale vom Mars empfingen. Die neuen Kommunikationssatelliten, die beide Planeten umkreisten, gewährleisteten den ständigen Kontakt zur Erde, vermochten die Verzögerung aber natürlich nicht zu eliminieren.
    Aus diesem Grund hatten die Teams auf der Erde und dem Mars beschlossen, die eingegangenen Nachrichten zunächst zwischenzuspeichern und dann in zusammenhängenden Blöcken herunterzuladen, um den Teilnehmern zumindest die Illusion eines Gesprächs zu vermitteln. Marc und Janet nutzten die kurze Zeitverzögerung, um das Gros der Kommunikationsdaten zu verarbeiten.
    Jeden Mars-Tag zur gleichen Zeit, nachdem die Besatzung das Abendessen eingenommen hatte, erfolgte eine Video-Direktübertragung. Wegen des zwanzig Minuten kürzeren Erd-Tags geriet jedoch die Synchronisierung mit den Stationen auf der Erde aus dem Takt.
    Allerdings war das noch ihre geringste Sorge. Damit mußte Axelrod sich befassen. Der ›Nacht-Report vom Mars‹ war immer ein Knüller, doch hatte das Konsortium auch ein Ärzteteam beauftragt, den Inhalt der Sendungen zu analysieren.
    Die Besatzung versammelte sich um den Monitor, um das letzte Video von der Erde zu betrachten. Janet fuchtelte mit einem roten Mars-Riegel herum. Mars Inc., der Hersteller dieser Süßigkeit, war als Sponsor der Mission in Erscheinung getreten. Man hatte erst die erfolgreiche Landung abgewartet und dann ein Spezial-Einwickelpapier entworfen – eine rote Vier für die vierköpfige Besatzung vor einem ›Mars‹-Hintergrund. Auf der Erde hatte man etwa zwanzig

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