Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
Vom Netzwerk:
Montagehalle in Südamerika zurückverfolgt, die sich jedoch als Scheinfirma herausstellte. Der Krempel befindet sich nun in China.«
    »Das ist plausibel«, sagte Viktor. »Dort gibt es große Starteinrichtungen. Sie kaufen Proton-Stufen von der russischen Raumfahrtbehörde und montieren sie in China.«
    Axelrod verschränkte die Arme. »Das ist ungefähr alles, was ich weiß. Eins würde mich aber noch interessieren. Wer wird die Mission wohl fliegen?«
    »Nun brat mir einer ‘nen Storch …« sagte Raoul. Julia erkannte, daß sie alle zum gleichen, naheliegenden Schluß gekommen waren.
    Axelrod grinste. »Wieder richtig. Niemand anders als eure alten Kameraden – Marc und Claudine. Ich muß sagen, als ich die beiden aus dem Programm herausnahm, hätte ich es nicht für möglich gehalten, daß sie am Ende für die Konkurrenz fliegen würden.«
    »Sie werden noch mehr Leute brauchen«, sagte Katherine. »Wahrscheinlich Chinesen, vielleicht Euros.«
    Axelrod pflichtete ihr bei. Julia knirschte mit den Zähnen. »Ich hätte größte Lust, Marc ordentlich die Meinung zu sagen. Wie kann er nach all den Jahren bei der NASA nur sein Land verraten und sich an eine fremde Macht verkaufen?«
    Sie hatte es kaum gesagt, als sie es auch schon bereute. Er hat die Seiten gewechselt, weil du ihm in den Hintern getreten hast …
    »Er ist Privatmann, und dies ist kein geheimes Projekt – es ist eine öffentliche Ausschreibung«, sagte Axelrod mit einem grimmigen Lächeln.
    »Wir alle kennen Marc ziemlich gut«, sagte Raoul. »Er ist wie wir.
    Er hat sein Leben lang davon geträumt, zum Mars zu fliegen. Und du, Julia, du hast doch erst dafür gesorgt, daß er zugunsten von Viktor rausgeschmissen wurde.«
    »Stimmt nicht! Das stand überhaupt nicht in meinem Ermessen.«
    »Die Entscheidung ist jedenfalls auf dein Drängen hin zustande gekommen«, sagte Katherine gleichmütig, ohne Julia dabei anzusehen.
    »Ich wäre sonst ausgestiegen …«
    »Das sagst du«, konterte Katherine. »Mir kam das eher wie ein machiavellistisches Drama vor, und …«
    »Ich wollte Viktor eben nicht verlassen«, sprudelte es aus Julia heraus. »Du hast kein Recht …«
    »Ich gebe nur wieder, was viele Leute hier …«
    Julia sprang auf. »Verdammt, ich hatte keine Ahnung …«
    »Ach, komm schon …«
    »Ruhe!«, sagte Axelrod mit dröhnender Stimme. »Hinsetzen!«
    Julia setzte sich hin.
    Viktor hob beide Hände, drehte die Handflächen nach außen und sagte, an alle gewandt: »Vergeßt nicht, wir sind nicht die Veranstalter der Show.«
    Axelrod lehnte sich zurück und sah, wie die angespannten Gesichter auf ihn einschwenkten. »Richtig. Ich übernehme die Verantwortung. Damals hatte ich nicht bedacht, daß ich damit der Konkurrenz in die Hände spiele, doch so läuft’s eben in diesem Geschäft. Man muß immer mit Überraschungen rechnen.«
    Julia kochte vor Wut wegen Katherines Bemerkung. Sie fühlte sich zwar schuldig wegen der Rolle, die sie bei Marcs Entlassung gespielt hatte, doch der Urheberschaft bezichtigt zu werden … Dann besann sie sich jedoch auf ihre Ausbildung und versuchte, die Kommunikation emotional zu entschärfen. »Marc ist entschlossen, zum Mars zu fliegen. Der Zweck heiligt für ihn die Mittel. Allerdings sind sie unmöglich in der Lage, die Tests durchzuführen, die ein zuverlässiges Funktionieren der Nuklearrakete gewährleisten. Er und Claudine und wer sonst noch setzen ihr Leben aufs Spiel.«
    Raoul lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Wir alle wissen, daß die Chinesen seit Jahrzehnten sich als Nachzügler den Weltraum erschließen. Doch nun werden sie zu Pionieren.«
    Viktor pflichtete ihm mit mißmutigem Gesichtsausdruck bei. »Sie sind gut. Sie haben die Raumstation übersprungen und sich dadurch einen großen Vorteil verschafft. Aber eine Nuklearrakete!«
    Axelrods intensiver Blick blieb der Reihe nach an den Astronauten hängen. »Dann haltet ihr das also für eine glaubwürdige Drohung?«
    Alle nickten.
    »Gefährlich«, sagte Katherine, »aber glaubwürdig.«
    »Könnte klappen. Ein großer Sprung, falls sie Erfolg haben«, sagte Raoul.
    »Aber wir erreichen den Mars als erste«, sagte Viktor. »Wir sagen Airbus, daß wir dort ein Leuchtfeuer für sie zurücklassen.«
    Das sorgte für allgemeine Heiterkeit, doch hatte das Gelächter in Julias Ohren einen hohlen Nachhall.

Kapitel 7
11. Januar 2018
    Nach dem Essen stand die allabendliche Videoübertragung auf dem Programm. Der Besatzung schmeckte das

Weitere Kostenlose Bücher