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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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diesmal keine zweite Probe gab. Hatte sie den Beutel vielleicht zu spät verschlossen? Nein. Sie erinnerte sich, wie sie ihn noch vor seinem ersten Schmerzensschrei in den Probenbehälter gepackt hatte.
    Sie schaute wieder auf die Probe. Es mußte real sein. Das Zeug war Bestandteil des Eises am Rand der Fumarole. Aber worum handelte es sich?
    Sie drehte wieder am Objektiv und änderte die Vergrößerung.
    Dann manipulierte sie die Lichtquelle, um das fahle Objekt in einem
    ›anderen Licht‹ zu sehen. Die Identifikation erwies sich als ziemlich schwierig, doch nach einer Viertelstunde glaubte sie, Gewißheit erlangt zu haben. Es schien sich um eine vertrocknete organische Substanz zu handeln, die von rotem Staub überzogen war.
    Fahl, weil es sich unter der Erde verborgen hatte. Das war plausibel. Aber eindeutig organisch. Leben!
    Bei ihren gellenden Jubelschreien eilten die Kameraden herbei; außer Viktor – der heranhumpelte.
    Sie waren jedoch viel skeptischer als sie.
    »Und deshalb machst du so einen Aufstand?«, fragte Raoul, nachdem er einen Blick durchs Mikroskop geworfen hatte. »Für mich sieht es nach gar nichts aus.«
    »Ja, aber es ist ein organisches Nichts.«
    »Und woher willst du das wissen?«
    Marc erschien. »Was ist los?«
    »Julia hat ein organisches Nichts entdeckt.«
    »Wirklich? Laß mal sehen.«
    Raouls Reaktion hatte sie ernüchtert. »Was sagst du als Geologe dazu?«
    Marc setzte sich auf den Stuhl, betrachtete die Probe, änderte die Vergrößerung, veränderte die Lichtquelle. Während er das Objekt noch studierte, traf Viktor ein. »Hm«, sagte Marc. »Auf jeden Fall handelt es sich um Wasser.« Er schaute auf. »Wo hast du das gefunden?«
    »Ist das die Probe von der Fumarole?«, fragte Viktor.
    Julia nickte. »In unmittelbarer Nähe. Ich hatte einen von den glitzernden, gefrorenen Klecksen am Rand der Fumarole abgekratzt, während du ins Loch abgestiegen bist. Hier, setz dich.«
    »Sieht aus wie Sandpartikel und Staub in einem feuchten Fleck«, sagte Marc.
    »Und was ist mit dem anderen Zeug?«, fragte sie.
    »Welches andere Zeug?«
    »Da sind Brösel von …« organischem Material, hatte sie sagen wollen, doch dann entschied sie sich für »flockigem Material.«
    »Wie? Ach ja, das habe ich auch gesehen. Und was soll das sein?«
    »Genau das ist die Frage, Marc – was soll das sein? Ich glaube, es handelt sich um vertrocknetes organisches Material. Was sollte es auch sonst sein?« Julia spürte, wie die Euphorie von ihr abfiel. Was, wenn Marc eine ganz einfache chemische Erklärung dafür hätte?
    Dabei war sie so sicher gewesen.
    »Irgendwas Seltsames – nein, es scheint sich um Fasern zu handeln …« Er schaute auf. »Eine Sichtprüfung genügt nicht. Man müßte ein paar chemische Tests machen. Hast du noch mehr davon?«
    »Nee, das war’s. Das heißt, es gab schon mehr davon, aber …«
    »Die Wissenschaft mußte hinter die Rettung eines in Not geratenen Kameraden zurücktreten«, sprang Viktor ihr bei. »Du glaubst, es sei lebendig?«
    »Nein. Ich glaube, es wurde von der UV-Strahlung und vom Peroxid-Staub zerstört und gefriergetrocknet. Aber es war lebendig – und zwar bis vor kurzem. Und es gab noch mehr von dem Zeug. Es ist wahrscheinlich ausgeblasen worden, als die Fumarole aktiv wurde.«
    Raoul gähnte. »Weckt mich, wenn ihr Wissenschaftler euch endlich geeinigt habt. Ich bin malle. Ich hab viel zu tun und muß noch viele Tests durchführen, wenn wir den Abflug schaffen wollen.« Er schlurfte davon.
    Marc stand auf. »Nun, Jules, ich weiß wirklich nicht, was für ein Zeug das ist. Es ist vielleicht organisch; oder auch nur eine ausgetrocknete salzartige Formation.« Er zuckte die Achseln. »Stell fest, woraus es besteht. Wäre nicht der erste Streich, den der Mars uns gespielt hat.« Er klopfte Viktor beim Hinausgehen auf den Rücken.
    »Hoffe, der Knöchel wird wieder, alter Mann.«
    Julia schaute ihm nach. Irgendwie ärgerte sie sich, weil er ihren sensationellen Fund nicht gebührend gewürdigt hatte. »Das scheint sie nicht zu interessieren«, sagte sie zu Viktor. »Was könnte es Wichtigeres geben, als Leben auf dem Mars zu finden?«
    »Nach Hause fliegen vielleicht? Organische Abfälle haben eben keinen Reiz für einsame Männer.« Er legte ihr den Arm um die Hüfte. »Ich habe auch Heimweh, aber ich bin nicht einsam. Deshalb ist es auszuhalten.«
    Während sie Viktor umarmte, plante sie bereits den nächsten Schritt der ›Operation Fumarole‹.

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