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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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8
September 2015
    Die Medien gerieten durch die Airbus-Verlautbarung schier aus dem Häuschen.
    Zufällig waren in dieser Woche einmal keine größeren Kriege, Skandale oder Tragödien zu vermelden, welche die Öffentlichkeit in den Bann gezogen hätten. Ein geheimes Programm – das der Welt dann in einer ziemlich steifen Pressekonferenz in Peking offenbart wurde – war nämlich viel aufregender als die Vorbereitungen des Konsortiums, die inzwischen langweilig wurden. Ein Rennen um den Mars-Preis! trompeteten die Medien.
    Wenigstens schnüffelte das Medien-Trüffelschwein nun für eine Weile Airbus nach und ließ sie weitgehend in Ruhe. Die Zeit verging für die Astronauten wie im Flug, während Axelrods Medien-Maschine Tag und Nacht schnurrte. Die Kameras und ständigen – immerhin höflich vorgetragenen – Fragen wirkten sich kontraproduktiv auf die Ausbildung aus. Der Unmut der Konsortiums-Besatzung wuchs. Auf ihre zahllosen Beschwerden reagierte Axelrod mit der Zusage, für Abhilfe zu sorgen.
    Allmählich wurde Julia sich bewußt, daß Axelrod seinen Spaß daran hatte. Nicht nur, weil ein spannender Wettkampf den Aktienkurs hochtrieb und höhere Einschaltquoten sowie Werbebudgets versprach. Er war zuvor schon eine prominente Persönlichkeit gewesen, doch nun hatte er sich über all die vielen Milliardäre in einer reichen Welt erhoben, und sein jungenhaftes Grinsen war zu einem Erkennungszeichen für alle Fernsehzuschauer geworden. Das stieg ihm zwar nicht zu Kopf, doch Julia erinnerte sich an eine Bemerkung ihres Vaters, die dieser vor langer Zeit gemacht hatte: ›Die Krone drückt auf den Kopf dessen, der sie trägt‹.
    Seine gute Laune wurde jedoch zunehmend durch die Sorge getrübt, daß Airbus ihm in einer Blitzaktion zuvorkam. Er hatte viel Geld aufgebracht, und trotz seines riesigen Vermögens konnte er es sich nicht leisten, den Preis nicht zu erringen. Schon nach ein paar Wochen mußte er Rechte an Fernsehsender verkaufen, um die monatlichen Kosten zu decken. Die großzügigen Astronauten-Verträge waren ihm inzwischen ein Dorn im Auge, denn er durfte das Geld nicht anrühren, das den vieren jetzt schon für Interviews und Buchverträge zufloß.
    Trotz des Rennfiebers mußte man die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß der bunte Luftballon schon auf der Startrampe platzte – von einem Moment auf den andern wäre die Luft raus, und er würde vor vier Gräbern und einem riesigen Schuldenberg stehen.
    An einem kühlen Abend saß sie mit Axelrod in einer Limousine.
    Sie waren auf dem Rückweg von einer netten, aber belanglosen Party für Konsortiums-Teilhaber, und sie fragte ihn eindringlich, ob es ihm auch wirklich gelingen würde, das Projekt so zu koordinieren, daß der Starttermin eingehalten wurde. »Geld allein …«
    Er grinste. »Ach, meine Julia. Immer in Sorge. Haben Sie eine Vorstellung, was die Olympischen Sommerspiele in die Kasse bringen werden?«
    »Eine Milliarde?«
    »Mindestens fünf Milliarden – und die Olympiade dauert gerade einmal drei Wochen!«
    »Aber der größte Teil des Marsflugs ist doch langweilig – für ein halbes Jahr in einer Blechdose rumsitzen …«
    »Das werden wir natürlich nicht verkaufen. Wir verkaufen Nervenkitzel.«
    »Die Landung?«
    »Und die Starts. Beide Starts – von hier und dort.«
    »In Ordnung, das sind schon mal ein paar spannende Momente…«
    »Und die Spannung wird bis dahin systematisch aufgebaut, müssen Sie wissen. Werden sie es schaffen? Wie sieht eine Luftbremsung aus? So’n Kram.«
    »Von der Landung wird man aber nicht allzu viel sehen …«
    »Von wegen. Ich lasse eine Fernsehkamera hinter der Außenhaut montieren, so daß man sieht, wie ihr in die Atmosphäre eintaucht, landet und so weiter.«
    »Werden die Rover auch mit Kameras bestückt?«
    »Natürlich.«
    »Die Raumanzüge auch?«
    Axelrod hatte keine Antenne für ihren Sarkasmus. Er hob die Augenbrauen. »Wäre zu aufwendig, sie im Helm unterzubringen. Aber wir haben tolle kleine Filmkameras. Sie übertragen die Bilder direkt zum Habitat, und von dort werden sie per Richtfunk zu uns abgestrahlt. ›Begleiten Sie die Marsabenteurer auf ihrer Entdeckungsreise. Hinter jeder Ecke lauert Gefahr!‹ Sie sehen in Echtzeit das, was die Astronauten auch sehen.«
    »Irgendwie finde ich das öde.«
    »Dürfte ich Sie daran erinnern, daß Stanley, der den in Afrika verschollenen Dr. Livingstone gefunden hatte, ein Reporter war. Die Kosten der Überfahrt nach Afrika und der

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