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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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und diese Erkenntnis dergestalt in die Praxis umgesetzt, daß Julia nun in der Lage war, sich nach dem Essen mit einem Palmtop auf eine gemütliche Liege zu fläzen und die Daten aufzurufen, die der Gaschromatograph vor ein paar Stunden im Gewächshaus gewonnen hatte.
    Für die Darstellung von Daten brauchte man kein Papier: digital/elektronische Ausgabe anstelle von Endlospapier, das von Druckern mit krakeligen analogen Linien überzogen wurde. Papier wurde durch neue digitale Speichertechniken ersetzt.
    Julia vermißte den Papierkram und die damit verbundene Unübersichtlichkeit wahrlich nicht. Außer ein paar Fotos hing nur noch ein Blatt Papier an der Wand: ein Ausdruck des Missions-Zeitplans kurz vor dem Start, wobei folgender Eintrag hervorgehoben war: 14.03.2018 – Startdatum!!
    Sie fütterte den Rechner mit den Rohdaten, die dann von einem Konvertierungsprogramm umgewandelt wurden. Während die Daten über den Bildschirm flimmerten, wurde sie von einem Gefühl zunehmender Erregung und gelindem Erstaunen ergriffen.
    »Es ist lebendig«, rief sie zu Viktor hinüber.
    »Was ist lebendig?« Er schaute von seiner Lektüre auf. Bücher hatten die Form winziger Einschübe, die in die Palmtops gesteckt wurden. Die Erde sorgte regelmäßig für Nachschub.
    »Die Probe von der Fumarole, Schatz. Es handelt sich eindeutig um organisches Material.« Ein triumphierendes Grinsen stahl sich auf ihre Lippen.
    »Was meinst du mit ›organisch‹? Enthält die Probe etwa Kohlenstoff?«
    »Nein, das nicht gerade. Sie enthält aber anorganische Kohlenstoffverbindungen wie Kalziumkarbonat. Ich meine, komplexe Moleküle auf Kohlenstoffbasis, wie sie nur von lebenden Organismen produziert werden.«
    »Als da wären?«
    »Proteine, Zucker, Fette und solche Sachen.«
    »Und das hast du in der Probe gefunden?«
    »Nun, ich habe hauptsächlich Zerfallsprodukte gefunden. Mehr Aminosäuren – Eiweißbausteine …«, beeilte sie sich angesichts seines skeptischen Blicks zu sagen, »… als Proteine. Nukleotide anstelle von DNA und so weiter. Dieses Zeug wurde gefriergetrocknet und durchgekaut.«
    »Durchgekaut? Gibt’s hier vielleicht ein Mars-Monster mit spitzen Zähnen?« Seine Borniertheit brachte sie fast auf die Palme.
    »Das ist nur bildlich gesprochen. ›Zerfallen‹ wollte ich damit sagen. Und um deine Frage vorweg zu beantworten: der Zerfall erfolgte wahrscheinlich durch die UV-Strahlung in Verbindung mit den Peroxiden des Staubs. Diese Komponenten sterilisieren die gesamte Oberfläche. Ich glaube, ich habe sie bei dieser Fumarole ›auf frischer Tat ertappt‹.«
    »Und bist du dir auch sicher, daß die Probe nicht etwa kontaminiert ist?«
    »Mehr Proben wären natürlich besser, aber das ist eben alles, was wir haben. Und ich wüßte auch nicht, wie …«
    »Kein sehr überzeugendes Argument.«
    Sie wurde ungehalten. »Aber ich kann nicht zurückgehen und weitere Proben nehmen, solange ihr nicht einwilligt. Und ich befürchte, ihr werdet erst dann einwilligen, wenn ich weitere Beweise habe!«
    »Es ist eine Frage der Prioritäten. Wir müssen die Einsatzbereitschaft des ERV wiederherstellen. Das hat Vorrang.«
    »Und dann?«
    »Kannst du nochmal fragen.«
    * * *
    Doch so lang wartete sie nicht, sondern unternahm schon beim Frühstück den nächsten Vorstoß und präsentierte ihre Ergebnisse, während sie die obligatorischen Haferflocken mummelten. Nach dem Körnerfutter verputzte dann jeder ein vorgekochtes Frühstück.
    Auf dem Mars braucht man Kalorien! Es war ein günstiger Zeitpunkt, das Tagwerk zu planen.
    Raoul schüttelte den Wuschelkopf. Die Männer ließen das Haar nämlich sprießen und schoren es unmittelbar vor dem Start raspelkurz, einschließlich der Bärte. Auch Julia hatte eine solche ›Mars-Glatze‹, wie die Medien es nannten. In den engen Räumlichkeiten des Retour-Schiffs wäre eine Wallemähne nur hinderlich. Und wenn das Haar sich etwa in der Ausrüstung oder gar in der Elektronik verfing, wäre das gefährlich.
    Er deutete auf den invaliden Viktor. »Ohne ihn werden wir für die Systemkontrolle mehr Zeit brauchen. Marc, ich weiß zwar, daß es nicht dein Job ist, aber ich bin auf die Hilfe von dir und Julia angewiesen. Ich muß jedes Ventil und jeden Servo im Untergestell unter die Lupe nehmen.«
    »In Ordnung, dafür habe ich Verständnis. Doch nachdem es erledigt ist …«
    »Es hat keinen Sinn, vor dem Start noch etwas planen zu wollen«, sagte Viktor in einem Tonfall, der sie alle daran erinnerte,

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