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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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diesen Abend eine Besprechung an, zu der die Astronauten bezeichnenderweise nicht geladen waren. Sie erfuhren erst am nächsten Morgen auf einer Personalversammlung davon. Brad Fowler hielt es für ausgeschlossen, einen anderen Piloten bis zur Öffnung des Startfensters auszubilden. Katherine war Geologin und Ersatzpilotin; alle Kenntnisse und Fertigkeiten, die sie sich über Jahre hinweg angeeignet hatte, waren auf die noch in der Entwicklung befindliche Missions-Technik abgestimmt. Sie war selbst an der Konstruktion der Avionik und Steuersysteme beteiligt gewesen.
    Und nun lief ihnen die Zeit davon: fünf Monate. Axelrod konnte nicht einfach irgendeinen Astronauten aufsammeln, der vom NASA-Programm übriggeblieben war und ihn in der noch verbleibenden Zeit auf Vordermann bringen.
    Die Personalversammlung endete in düsterem Schweigen. Axelrod verließ den Raum, ohne das Wort an einen der Anwesenden zu richten. Offensichtlich war ihm der Wind aus den sonst stramm geblähten Segeln genommen worden.
    Julia arbeitete gerade in einem Raum voller Ingenieure an Systemintegrations-Problemen, als der Anruf erfolgte. Weil ohnehin gleich Mittagspause war, nahm sie die Kaffeetasse, trabte zum Hauptgebäude und nahm den VIP-Aufzug zu Axelrods Büro. Viktor und Raoul waren auch anwesend. Wieder einmal eine Besprechung im kleinsten Kreis. Ihr Puls beschleunigte sich. Axelrod hatte eine Vorliebe für dramatische Inszenierungen, und im Raum herrschte eine Atmosphäre der Dringlichkeit. Raoul und Viktor schauten sie erleichtert an und hofften, daß es endlich zur Sache ging.
    Sie lehnte den angebotenen Stuhl ab, nahm einen Schluck von der als Kaffee bezeichneten Plörre und sagte ohne Umschweife: »Was gibt’s denn? Spannen Sie uns nicht auf die Folter.«
    »So kenne ich meine Julia. Immer dezent zurückhaltend«, sagte Axelrod in aller Gemütsruhe. Er lockerte sogar die Krawatte.
    Sie sah ihre Aktien steigen. »In Ihnen habe ich auch einen guten Lehrmeister.«
    »Ich habe gerade eine halbe Milliarde Piepen ausgegeben, um euch zufriedenzustellen. Wir brauchen unverzüglich ein einsatzbereites Besatzungsmitglied. Und zwar mit dem richtigen Qualifikationsprofil. Geologe und Reservepilot.«
    Julia schwante etwas. »Marc?«
    Axelrod wirkte verblüfft. Dann nickte er heftig. »Er wird heute abend hier ankommen. Ich habe Marc von Airbus zurückgekauft.«
    »Wie das?«, fragte Viktor.
    »Wie der Präsident einer Fußballmannschaft einen Spieler von einem anderen Verein einkauft«, sagte Axelrod stolz.
    »Ich hatte nämlich den Eindruck, daß es noch lange dauern wird, bis die startbereit sind. Teufel, das Haupttriebwerk existiert erst auf dem Reißbrett! Diese chinesischen Herren – und viele Deutsche und Franzosen – haben genug Zeit, um einen Ersatzmann auszubilden.
    Wir nicht. Also habe ich Geld sprechen lassen. Große Überraschung.«
    »In diesem Fall«, sagte Raoul, »muß das Geld geradezu geschrien haben.«
    »Marc hat eine halbe Milliarde bekommen?«, fragte Viktor und vergaß vor Erstaunen den Mund zu schließen.
    »Nein, Airbus. Ich habe seinen Vertrag übernommen. Weil er nicht sehr glücklich darüber war, habe ich ihm den Wechsel mit einem kleinen Bonus versüßt.« Axelrod hob beide Hände und drehte die Handflächen nach außen. »Diesen Bonus bekommt ihr drei natürlich auch«, beeilte er sich zu sagen. »Eine ganze Million. Jeder.«
    »Meine Güte«, sagte Raoul.
    Julia empfand das gleiche. Es war weniger das Geld als die rasende Abfolge der Ereignisse. Sie vermochte zwar der Gefahr ins Auge zu blicken, gnadenlosen Drill und brutale Beschleunigung auszuhalten, nicht aber die emotionalen Wechselbäder der letzten Tage.
    »Sie sind die Art von Kapitalist, deren Erfolgsrezept wir Russen wohl nie begreifen werden«, sagte Viktor mit widerwilligem Respekt.
    »Ich betrachte das mal als Kompliment. Ich sagte mir, ihr wolltet die Sache bestimmt so schnell wie möglich geregelt haben.« Axelrod grinste, als ob er das schon geahnt hätte; und er hatte es auch geahnt. Er schnippte mit den Fingern, und durch eine Nebentür kamen drei seiner leitenden Angestellten herein. Sie brachten Gläser und Champagner, als ob sie einfache Laufburschen gewesen wären.
    »Sagte mir, wir sollten darauf anstoßen, daß die Konsortiums-Besatzung endlich komplett ist.«
    Julia trank ein Glas – und noch eins, obwohl sie das gar nicht wollte. Die Gedanken jagten sich, so daß der Rest von Axelrods Geschwafel an ihr vorbeirauschte.
    Sie würde mit

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