Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
Vom Netzwerk:
daß er – verstauchter Knöchel hin oder her – noch immer der Kommandant war. Sie hatte jedoch gehofft, daß er noch einmal darüber schlafen würde.
    Bisher hatte kaum die Notwendigkeit bestanden, auf seine Autorität zu pochen. Julia warf ihm einen Blick zu und sah in seinem Gesicht, daß er in erster Linie der Kommandant war und dann ihr Ehemann. Und sie wußte auch, daß es in diesem Moment so sein mußte.
    Auch wenn diese harten Fakten ihr irgendwie nicht schmeckten.
    »Ich schlage vor, eine kleine Suchaktion durchzuführen«, sagte sie langsam.
    Viktor schaute von der Liege auf. »Nach Juwelen, hoffe ich.« Von ihm hatte sie keine Unterstützung zu erwarten.
    Sie verzog das Gesicht, stimmte dennoch ins allgemeine Gelächter ein. Seine Sprüche hatten einen bestimmten Hintergrund. Viktor war von den schlechten Zeiten der russischen Raumfahrt geprägt, die auf den Zusammenbruch der kommunistischen Wirtschaftsordnung gefolgt war. Sie erinnerte sich an einen Ausspruch, den er einmal getan hatte: ›Wer damals Glück hatte, fuhr hauptberuflich Taxi und konstruierte nebenberuflich Raumschiffe. Die anderen sind einfach verhungert‹. Nicht nur die Forschung hatte gelitten. Es gab Jahre, da überhaupt kein Geld geflossen war. Punktum. Weil den Mitarbeitern der wissenschaftlichen Institute kein Gehalt mehr gezahlt wurde, erschlossen sie sich neue Geldquellen und verramschten wissenschaftliche Ausrüstung oder Museums-Sammlungen. Es war wie bei ihren Großeltern, die während der Weltwirtschaftskrise in den Dreißiger Jahren aufgewachsen waren; Geld war immer ein Thema gewesen. Das Konsortium hatte Anweisungen für den Fall erteilt, daß sie auf Bodenschätze stießen, und Viktor war ein übereifriger Erfüllungsgehilfe: er klopfte jeden Stein auf ›Nuggets‹, ›Mars-Edelsteine‹ und andere wertvoll erscheinende Objekte ab. Weil sie alle mit einem Viertel am Gewinn beteiligt waren, erhob niemand Einwände. Dennoch bestand Viktors Handgepäck für den Rückflug fast nur aus Gestein, das sie zum Teil recht häßlich fand.
    »Nein, für die Wissenschaft.«
    Viktor schaute sie sarkastisch an.
    Raoul beäugte sie skeptisch. »Du spielst auf die Fumarole an.«
    »Ja. Ich will nochmal dorthin.«
    »Ich habe das Areal um die Fumarole untersucht«, sagte Marc.
    »Aus den seismischen Profilen vom Vorjahr ergibt sich, daß der Untergrund wie ein Wabenkern von Kavernen durchzogen ist. Es ist aber schon seltsam, daß wir zuvor keine Ausgasung bemerkt haben.«
    Das Konsortium verlangte nach Informationen über Wasser- und Gasvorkommen, von denen sie bei späteren Expeditionen profitieren oder deren Lagerpläne sie an Interessenten verkaufen würden.
    Einen Teil der Daten hatte Marc bereits verarbeitet, und um den Rest würde er sich auf dem Flug zur Erde kümmern.
    Raoul schaute düster und schüttelte den Kopf. »Einen Verletzten haben wir bereits. Und wir haben doch schon mal einen Blick auf eine vulkanische Erscheinung geworfen – war für die Katz’, stimmt’s?«
    »Es war nur ein kleines Loch, von dem eh nicht allzu viel zu erwarten war …«
    »In Löcher zu kriechen ist nicht Teil des Missions-Profils, und schon gar nicht in diesem späten Stadium.«
    »Das ist an sich richtig, aber durch die Wirklichkeit überholt worden«, sagte sie gleichmütig. »Uns liegen neue Informationen vor. Ihr wißt, was ich gefunden habe. Das verändert das Profil.«
    Raoul war der Dickkopf, wie sie nun erkannte. Viktor würde sie letztlich doch unterstützen, falls sie es so deichselte, daß ihr Plan mit den Richtlinien der Mission konform ging. Marc hatte in seiner Eigenschaft als Geologe eine Vorliebe für alles, was ihm noch mehr Daten und Proben bescherte. Trotz aller Zweifel hatte er das größte Interesse an ihren Ergebnissen gezeigt.
    »Das ist ein untragbares Risiko!«, platzte Raoul heraus. »Willst du der letzte Soldat sein, der in diesem Krieg fallen wird?«
    »Der Vergleich hinkt«, sagte Julia wie aus der Pistole geschossen.
    »Was sagt ihr dazu«, sagte Marc gemütlich, »wenn wir mit den seismischen Sensoren nach bevorstehenden vulkanischen Aktivitäten Ausschau halten und …«
    »Unsinn«, sagte Raoul und tat diesen Vorschlag mit einer Handbewegung ab. »Hast du überhaupt je eine vulkanische Aktivität auf dem Mars festgestellt?«
    »Äh … nein, aber sie wird sich nicht großartig von den üblichen Anzeichen auf der Erde unterscheiden …«
    »Wir wissen noch nicht genug, um das mit Sicherheit zu sagen.«
    Sie mußte

Weitere Kostenlose Bücher