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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Blicke trafen sich, und er blinzelte ihr zu. Ihr wurde warm ums Herz. Trotz der Ausbildung errötete sie.
    Gleich am ersten Abend feierte die neue Besatzung bei Bier und mexikanischem Essen.
    »Um euch die Wahrheit zu sagen, Axelrod hätte mir den Millionen-Dollar-Bonus gar nicht erst anbieten müssen«, gestand Marc mit einem Grinsen.
    »Laß ihn das nur nicht hören«, sagte Viktor lächelnd. Ein Teil von ihm fand noch immer Gefallen an den Spielen und Händeln, die er als ›Spätkapitalismus‹ bezeichnete – obwohl er keine Ahnung hatte, was an seine Stelle treten sollte.
    Raoul trank genüßlich sein Bier. »Ja, dann würde er noch stärker mit den Zähnen knirschen, bis er schließlich keine mehr hat.«
    »Du wärst auch zu den alten Konditionen zurückgekommen?«, fragte Julia.
    »Logo. Ich hatte keinen Bock, in China zu leben; nicht einmal ganz oben. Die Leute treten sich auf die Füße, es stinkt, und die Luft ist zum Schneiden dick.«
    »Wie ich hörte, hast du auch in Deutschland trainiert«, sagte Viktor.
    »Das war ganz in Ordnung, nur die ESA-Ausrüstung, mit der sie arbeiteten, war schon veraltet. Und das Team, das Airbus zusammengestellt hatte, harmonierte einfach nicht.«
    »Chen?«, fragte Julia.
    »Wir sind nie richtig miteinander klargekommen.«
    Julia hatte eine Schwäche für Lee Chen, der sie in ›Angewandter Exobiologie‹ ausgebildet hatte. »Er ist halt ein Wissenschaftler der alten Schule«, sagte sie.
    »Ich würde eher sagen, eine autokratische Primadonna.«
    »Deutscher als die Deutschen«, sagte Viktor schnaubend. Er und Chen waren auch nicht gerade dicke Freunde gewesen, während sie alle im Astronautenbüro der NASA stationiert gewesen waren.
    »Stimmt leider. Aber ich habe das mexikanische Bier vermißt; das ist mal sicher.«
    Raoul nahm auch einen ordentlichen Schluck. »Das ist das letzte, das wir für eine Weile bekommen werden. Also laßt es laufen.«
    »Der alte Knabe Chen hat gesagt, was Sache ist. Er ist der Dirigent, und wir sind die Speerspitze.«
    »Und Airbus inszeniert eine Wagner-Ouvertüre?«, fragte Julia launig.
    Zu ihrer Erleichterung begegnete Marc ihr nicht mehr mit der Feindseligkeit, die er vor Monaten bei seinem Abgang an den Tag gelegt hatte. Dennoch warf er ihr wohl immer noch vor, ihn zugunsten von Viktor ‘rausgeschmissen zu haben – und zu Recht, obwohl sie das nicht mit Vorsatz getan hatte. Irgendwann würde es aber zur Sprache kommen, und dann mußte sie sich etwas einfallen lassen.
    Und Viktor auch; für Marc war es nämlich ein klarer Fall, daß sie die Intrige gemeinschaftlich gesponnen hatten. Sie wurde sich bewußt, daß sie beide im Ruf standen, Schlitzohren zu sein, obwohl das eigentlich unberechtigt war.
    »Ja, und weil die Deutschen es kaum dort aushielten, war Alkohol ein Grundnahrungsmittel.«
    »Schwierig, unter diesen Umständen Höchstleistungen zu erbringen.« Raouls Aussprache war schon etwas verwaschen; wohl wegen eben jenes Effekts, den er kritisierte.
    »Ja. Dem Vernehmen nach hat es Pannen am laufenden Band gegeben«, lieferte Viktor ihm eine Vorlage.
    »Das ist noch untertrieben. Das ganze Projekt war eine einzige Panne. Vom ersten Tag an hatte ich starke Zweifel, daß die Chinesen, Deutschen und Franzosen imstande wären, rechtzeitig eine Nuklearrakete zu bauen. Und als ich dann die Ergebnisse des ersten Triebwerkstests sah, wußte ich Bescheid.«
    Julia trank noch etwas Leichtbier; eigentlich hatte sie genug, aber sie wußte, daß dies ein männliches Ritual war, von dem sie sich nicht ausschließen durfte – obwohl sie auch wußte, daß manche Feinheiten des ›Kneipenstreifzugs‹ ihr verborgen bleiben würden.
    »Sie hatten nur die alten russischen Daten.«
    »Genau, und noch ein paar Daten vom alten amerikanischen Nerva-Projekt. Sie äußerten sich aber nicht dazu, wie sie daran gekommen waren. Doch die Integration mit der Avionik und Steuersystemen – das ist nicht so einfach.«
    »Unsere Daten belegen, daß es viel leistungsfähigere Raketenantriebe als Flüssigsauerstoff-Triebwerke gibt«, warf Viktor ein.
    »Trotzdem …« Marc beugte sich nach vorn und sagte fast im Flüsterton: »Wollt ihr wirklich auf so ‘nem heißen Ofen sitzen?«
    »Logo, falls er mich ruckzuck zum Mars und wieder zurück bringt«, sagte Raoul.
    » Falls. Sie haben Probleme, den Brennstoff – flüssiger Wasserstoff für die Beschleunigung in einer Höhe von 200 Kilometern – durch den Plutoniumzylinder zu leiten, den sie verwenden. Er

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