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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Naugas.
    Sie hielt die Bedenken der PEPA für unbegründet.
    Doch was war mit den Mars-Zuerst-Freaks?
    Die NASA war seit jeher bestrebt, Kreuzkontamination zu vermeiden. Die Raumschiffe wurden in Reinräumen montiert: ein interplanetares ›Kondom‹.
    Sollten die diversen Robotfahrzeuge wider Erwarten doch mit Mikroben behaftet gewesen sein, so wären sie durch die beim Luftbremsmanöver entstehende Hitze abgetötet worden; spätestens jedoch auf der kalten und trockenen Oberfläche mit den dort herrschenden widrigen chemischen Bedingungen.
    Sie erinnerte sich an eine Kurzgeschichte über den ersten bemannten Flug zum Mars, wobei die Astronauten Spuren von mikrobischem Leben gefunden und es bis zu … einer abgestürzten russischen Sonde zurückverfolgt hatten! Eine nette Geschichte, deren Realisierung die NASA indes unter allen Umständen zu verhindern suchte.
    Doch bei einem bemannten Raumschiff lagen die Dinge anders.
    Ihr Habitat war ein Mikrokosmos der Erde: vier Menschen mit vielen winzigen Begleitern. Obwohl wir uns als Individuen betrachten, sind wir Wirte von Bakterien-Kulturen, die sich von der Haut bis in die Eingeweide erstrecken. Ganz zu schweigen von den kleinen Kreaturen, die im Haar hausen.
    Vier mobile Erd-Kolonien und tonnenweise Lebensmittel, gefroren oder dehydriert, die jeweils unterschiedliche Mikroben beherbergten.
    * * *
    Auch bei noch so großer Sorgfalt wurde zwangsläufig organisches Material freigesetzt. Ein Luftzug aus dem Habitat beförderte Haare, Hautschuppen, Bakterien, die auf und im Menschen lebten, Milben, die sich von menschlichen Ausscheidungen ernährten, deren Kotkügelchen und deren Bakterien nach draußen. Das im Habitat integrierte Vakuum-System fing zwar den meisten Schmutz auf, doch eine vollständige Isolierung war illusorisch. Die Besatzung war einfach nicht in der Lage, für anderthalb Jahre unter Reinraum-Bedingungen zu operieren.
    Zumal wir schon bei der Ankunft eine Tonne gefrorener menschlicher Ausscheidungen entsorgten, sagte sie sich. Der Scheiß umkreiste nun in geringer Höhe den Mars. Obwohl Axelrod den Medien etwas anderes erzählt hat, wird die Packung irgendwann zur Landung auf dem Mars ansetzen. Die Mikroben werden beim Eintritt in die – wenn auch nur dünne – Mars-Atmosphäre voraussichtlich verglühen.
    Und wenn nicht?
    Der Mars ist mit einer reaktiven peroxidhaltigen Schicht aus pulverisiertem quarzhaltigem Gestein, Sand und Staub überzogen. Diese Schicht ist an sich steril.
    Durch die dünne, löchrige Atmosphäre brennt Sonnenlicht mit hohem UV-Anteil auf die Oberfläche des Planeten. Mikrobielles Leben würde von chemischen Zähnen zerrissen werden. Falls der Mars wirklich tot war, dann wurden zur Landung ansetzende bakterielle Lebensformen schon an der Schwelle abgewiesen werden – von der Kälte und Trockenheit einmal abgesehen. Ein lebensfeindlicher Ort, fürwahr. Gab es jedoch Leben in den Tiefen des Mars, dann war das die erste Verteidigungslinie gegen die winzigen Invasoren. Ein rostiger Schutzüberzug.
    Und welche Art von Leben vermochte auf dem Mars zu bestehen?
    Weil der über vier Milliarden Jahre alte Planet nie eine Sauerstoffatmosphäre besessen hatte, würde es sich bestimmt nicht um aerobes Leben handeln. Nein, es wäre anaerob. Stellten wir angesichts dieser elementaren Unterschiede überhaupt eine Gefahr dar?
    Wir sehen die Erde noch immer als den Wasser-Planeten, den Blauen Planeten, den Planeten der Sauerstoffatmer. ›Ohne die Sonne gäbe es kein Leben‹, lernten die Kinder in der Schule. ›Die Nahrungskette beginnt mit Sonnenenergie, die von den Grünpflanzen aufgenommen wird‹. Unwissenheit sprach aus diesen Worten.
    Gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts entdeckten Biologen Hydrothermalquellen auf dem Boden der Ozeane. Am Anfang der Nahrungskette standen nun chemosynthetische Bakterien, die nie die Sonne gesehen hatten und mit ihrem Licht auch nichts anzufangen gewußt hätten. Wenig später entdeckte man Leben in heißen Quellen, übersäuertem Wasser und in Kohlengruben; und selbst im Gestein tummelten sich Mikroben. Das Leben durchdrang die Erde geradezu und kroch nicht nur auf der Oberfläche herum oder schwamm im Meer.
    Bei den unterirdischen Mikroben handelte es sich um Anaerobe, die in einer Sauerstoff-Umgebung nicht zu existieren vermochten.
    Das hatten die Biologen erwartet. Was sie nicht erwartet hatten, war die Struktur der DNA. Die Gene der Mikroben wiesen nur eine sechzigprozentige Übereinstimmung mit

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