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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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reserviert.
    Das Schlimmste bei den öffentlichen Auftritten waren die fiesen Tricks, mit denen die Medien arbeiteten. Mitten in einem scheinbar unverfänglichen Interview schoß die gütig blickende, mütterliche Moderatorin plötzlich die Frage ab: ›Und was sagen Sie nun zu den Asiaten, die das Konsortium der übelsten Form des Rassismus bezichtigen?‹ – vermutlich aus dem Grund, weil sie keinen Asiaten in der Besatzung hatten. Raouls Latino-Herkunft spielte keine Rolle, sagte man ihr, weil er nämlich US-Bürger war.
    Sie konterte mit der Aussage, daß Latinos eine Mischung aus Kaukasoiden und Mongoloiden seien, zwei der drei ethnischen Hauptgruppen. Die Interviewerin beanstandete im Gegenzug, daß es im Konsortium keinen Negroiden gäbe, das neue Modewort für Schwarze.
    Unter peinlichen Umständen erfuhr sie dann, daß Airbus das Konsortium wegen einer banalen Formalie verklagte.
    Das entsprach der amerikanischen Tradition, Streitfälle lieber vor Gericht als am Verhandlungstisch zu lösen. Ein Richter erließ eine einstweilige Anordnung, woraufhin Axelrod die Entwicklung des Wagnisses – wie er das Projekt nannte – ›bis zur endgültigen Entscheidung‹ einstellen mußte.
    Julia mußte sich einem ebenso penetranten wie arroganten Interviewer stellen, der diese Neuigkeit auswalzte und andeutete, das Konsortium habe Technologie gestohlen – sowohl von der NASA als auch vom bedauernswerten Airbus-Team, das von den Medien angeblich so stiefmütterlich behandelt wurde.
    Er verkannte, daß Airbus nach chinesischer Tradition nur wenige ausgesuchte Journalisten an die Anlagen heranließ, und auch nur mit einem Sicherheitsabstand von ein paar Kilometern. Julia rettete sich bis zur nächsten Werbepause über die Runden und machte sich dann davon, so daß der Wadenbeißer ins Leere schnappte, nachdem sie wieder auf Sendung gegangen waren.
    Die richterliche Entscheidung wurde eine Woche nach dem Medienrummel bekanntgegeben. Die NASA bestätigte auf einer Pressekonferenz, daß Axelrod für alle Komponenten bezahlt hätte, die das Konsortium einsetzte. Die Klage von Airbus wurde abgeschmettert.
    Obwohl Axelrod keine Beweise dafür hatte, warf Airbus dem Konsortium auch danach Knüppel zwischen die Beine.
    Auf einmal interessierte die Börsenaufsichtsbehörde sich für Axelrods Finanzen.
    Ein Senator beanstandete illegalen Technologietransfer und Sicherheitsmängel. Die Raumfahrzeuge des Konsortiums wurden mit privaten Raketen gestartet, die von der NASA entwickelt worden waren – bis zu den Feststoff-Boostern. Es wäre schließlich denkbar, daß Geheimnisse, welche die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten berührten, preisgegeben wurden – an wen, sagte der Senator allerdings nicht.
    Das ergab schon deshalb keinen Sinn, weil der stärkste internationale Gegenspieler der Vereinigten Staaten die Chinesen waren, und die waren wiederum zur Hälfte an Airbus beteiligt – doch die Aufmerksamkeit der Medien war dem Politfuchs auf jeden Fall gewiß.
    Die Spannungen zwischen beiden Seiten entluden sich schließlich in einer Abfolge von Pressekonferenzen und aggressiven Interviews.
    Die Medien handelten nach der Maxime: Ihr kämpft, und wir schreiben.
    Axelrod zeigte ihnen jedoch, wo Barthel den Most holte. Er präsentierte seine ›Areonauten‹ immer dann, nachdem sie gerade ein anstrengendes Training absolviert hatten. Das trug ihnen zusätzliche Sympathien ein. Er wandte sogar die von den Medien geprägte Bezeichnung ›NASAnauten‹ auf die opportunistischen Astronauten an, die Kritik am Konsortium übten. Julia indes war froh, daß sie von dem ganzen Terz verschont wurde.
    Doch war niemandem entgangen, daß viele Europäer und Chinesen dem Konsortium das Preisgeld für den Mars nicht gönnten. Genauso wenig den USA, weil die Amerikaner den höchsten Einsatz riskierten.
    Nationale Animositäten verstärkten sich; als ob ein Fußballspiel zwischen ganzen Kontinenten ausgetragen worden wäre.
    * * *
    Axelrod fand in den Regalen der NASA nicht alles, was er brauchte.
    Also mußte das Konsortium wichtige Komponenten selbst fertigen.
    Das erwies sich als vergleichsweise einfach, wenn auch teuer. Axelrod zahlte widerstrebend. Die Verbindung der frisch ausgestanzten Metallteile mit angestaubten technischen Konzeptionen war indes nicht mehr so leicht zu bewerkstelligen.
    Die NASA-Konstruktionen waren überteuert, die Qualität allenfalls ausreichend, und obendrein mußte die vorhandene Technik modifiziert werden. Das

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