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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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allen anderen Lebensformen auf dem Planeten auf. Sie waren die Urformen der Bakterien, die Archaea, die nach dem Entstehen der Sauerstoffatmer für Milliarden Jahre im Untergrund überdauert hatten. Hatten sie sich unter die Erde zurückgezogen, weil sie nur dort Zuflucht fanden vor der tödlichen Sauerstoffatmosphäre? Ist das Innere der Erde nun ein Zufluchtsort für das Leben oder die Wiege des Lebens?
    Sie ließ sich das durch den Kopf gehen. Vielleicht gibt es mehr Leben unter der Erde als Sauerstoffatmer auf der Erde. Ihnen steht das ganze Erdinnere zur Verfügung, während wir auf die dünne Biosphäre auf der Oberfläche beschränkt sind. Nach der langen Zeit haben Milliarden Menschen die Anaeroben auf unserem eigenen Planeten noch nicht einmal berührt.
    Wie sollten wir Häuflein dem Mars-Leben schaden? Teufel, wir haben doch noch nicht mal welches gefunden. Gewiß, es gab einen Hoffnungsträger in Gestalt der Fumarole, doch wie sollte sie dorthin zurückkehren?
    Und wieder wurde sie von Frustration überwältigt. Sie schickte eine private, codierte E-Mail an ihre Eltern.
Hallo, Mums & Dad,
    danke für den ETimes-Artikel. Die Erde ist so verrückt wie immer.
    (Außer dem guten, alten Oz natürlich. Hab ich Euch schon gesagt, daß ich im letzten Monat Australien durchs Teleskop gesehen habe?) Bisher hattet ihr Erdlinge nicht viel vom Mars zu befürchten, aber … Ihr werdet es nicht für möglich halten, was ich Euch nun erzähle.
    Kurz vor Viktors Unfall ist es mir gelungen, eine Probe organischer Materie vom Gestein am Rand der Fumarole zu nehmen. Sie war vertrocknet und brüchig (sie war zu Eis erstarrt!). Ich habe einen Methanolauszug gemacht und sie durch den GC geschickt. Sie ist eindeutig organisch.
    Natürlich habe ich eine Million Fragen, und ich muß mich erst vergewissern, ob die Probe kontaminiert ist, weil sie irdischem Leben ziemlich ähnlich zu sein scheint.
    Aber die drei Esel wollten den Test nicht mal um einen Tag hinausschieben – und einen zweiten EVA wollen sie vom Testergebnis abhängig machen.
    Ich meine, ich will genauso nach Hause wie die anderen, aber, mein Gott, wir haben vielleicht Leben auf dem Mars gefunden!! Also sitze ich hier auf der vielleicht größten Entdeckung der ganzen Mission, und was tue ich? Kisten schleppen!
    Na gut. Das reicht.
    Hoffe, das letzte Video hat Euch gefallen. Dad, ich hoffe, es geht Dir gut. Viktor kommt mit dem verstauchten Knöchel halbwegs zurecht, aber wenn man einen Druckverband anlegt, besteht die Gefahr, daß ein Blutstau in den Venen eintritt. Die niedrige Marsgravitation hilft uns in diesem Fall leider nicht.
    Ich stelle mir immer wieder die Frage, ob er sich bei normaler Schwerkraft überhaupt den Knöchel verstaucht hätte. Vielleicht sind wir doch verletzlicher, als wir glauben.
    Die Vorbereitung für diesen beschissenen Starttest ist eine Schinderei. Ich komme mir vor wie eine Aboriginies-Frau. Die Jungs gehen so in der Arbeit auf, daß sie alles um sie herum vergessen.
    Wenn der Witz nicht schon so abgedroschen wäre, würde ich sagen, sie SIND vom Mars.
    Muß nun Schluß machen. Bin heute abend nämlich mit Kochen dran (werd mich revanchieren, indem ich ihnen die Suppe versalze!)
    Alles Liebe Julia

Kapitel 10
Oktober 2015
    Marc erschien, grinste bräsig in die Kamerabatterien und fühlte sich sofort wie zuhause.
    Julia warf ihm quer durch den Raum einen Blick zu. Vor ein paar Monaten hatte sie ihn zum letztenmal gesehen und war aufs neue beeindruckt von seinem prächtigen Profil. Er war von Kopf bis Fuß ein Astronaut. Ein breites Grinsen, perfekte Zähne, markantes Kinn.
    Natürlich auch blaue Augen und dunkelblondes, leicht gekräuseltes Haar. Kein Wunder, daß Axelrods PR-Truppe ihn in der Besatzung haben wollte. Mit seiner Erscheinung haute er einen auf zehn Meter um. Wenn sie Fanclubs hätten, würde er wohl die meiste Post von allen kriegen, sagte sie sich.
    Natürlich bekamen sie auch Fanpost. Doch wurde die wahre Anzahl der Zuschriften vor der Besatzung geheimgehalten …
    Raoul war kompakt und muskulös, ein attraktiver dunkler Latino-Typ – doch alle Astronauten waren was fürs Auge. Das war kein Zufall. Die NASA bildete nur Leute aus, die auch das Wohlgefallen des Publikums fanden. Katherine war eine Wucht gewesen, und Viktor – nun, sie wußte es einfach nicht. In ihren Augen sah er toll aus. Objektiv wußte sie natürlich, daß er an Marc nicht heranreichte, doch fühlte sie sich viel stärker zu ihm hingezogen . Ihre

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