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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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überhitzt, erzeugt Gegendruck, wird noch heißer, und – bumm – die verdammte Fuhre zischt ab wie ein durchgehender Gaul.«
    »Ich würde das in den Griff kriegen«, erklärte Raoul mit unbewegter Miene.
    »Dann mach mal, mein Freund«, sagte Marc und prostete ihm zu.
    »Liegen sie denn im Zeitplan?«, fragte Viktor.
    »Nein; das ist eben das Problem«, sagte Marc. »Sie fallen mit jedem Tag weiter zurück.«
    »Erwischen sie das Fenster noch?«, fragte Julia.
    »Wüßte nicht wie.«
    Sie schauten ihren neuen Kameraden mit einem strahlenden Lächeln an.
    Axelrod reagierte am nächsten Tag genauso. Während er den technischen Details lauschte, gelang es ihm nur mit Mühe, ein triumphierendes Grinsen zu unterdrücken. »Sie werden uns also nicht an den Hacken hängen!« Ein großes Händeschütteln folgte.
    Doch schon nach fünf Minuten galt seine Aufmerksamkeit einem anderen Punkt.
    Nun machten seine PR-Leute sich nämlich Sorgen über die Öffentlichkeitswirkung. Würden die Leute Raoul hassen? Er machte bei Julia die Probe, um ›es aus dem Blickwinkel einer Frau zu sehen‹ – als ob alle Frauen die gleiche Sichtweise hätten. »Schließlich läßt er seine schwangere Frau zurück. Er wird das Kind erst sehen, wenn es zwei Jahre ist.«
    »Vielleicht auch nie«, sagte Julia gleichmütig, um Axelrods Reaktion zu testen. Nichts. Vielleicht sah man die Dinge auch anders, wenn man nicht selbst auf einer Beschleunigungsliege Platz nahm.
    Axelrod hatte trotzdem recht. Ein paar Kommentatoren sprangen darauf an. Eine Zeitschrift brachte ein großes Rührstück zu diesem Thema. Doch inzwischen hatte das Konsortium Kontakte zu Medienvertretern hergestellt, die zur ganzen Sache Distanz wahrten und deshalb zu einer unvoreingenommenen Betrachtungsweise in der Lage waren. Sie starteten eine Gegenoffensive mit einer plausiblen Logik: Raoul wurde als ein moderner Odysseus dargestellt, der eine Reise ins Unbekannte antrat, um sein Schicksal zu erfüllen – ohne Rücksicht auf persönliche Belange. (Jedoch wurde unterschlagen, daß Odysseus in den Krieg gezogen war und gewonnen hatte, daß er sich schon auf der Heimreise befunden hatte, als er die unfreiwillige Odyssee antrat, die ihn für Jahrzehnte auf die Inseln der Ägäis verschlug und daß er mehrmals mit Frauen zusammen gewesen war, die mitnichten sein Eheweib waren.) Dieser Ansatz schien beim Publikum zu verfangen.
    Dann rückte die Tatsache, daß eine Frau, wenn auch verheiratet, mit drei Männern für zweieinhalb Jahre zum Mars flog, in den Brennpunkt des öffentlichen Interesses, wodurch Marc aus der Schußlinie geriet. Die zum Teil hanebüchenen Spekulationen gingen Julia auf die Nerven. Manche Ignoranten glaubten gar, sie würden in der Schwerelosigkeit zum Mars fliegen. Schließlich las sie gar keine Zeitungen mehr und schaltete das Fernsehgerät auch nicht mehr ein.
    Trotz dieser Verweigerung wurde den Astronauten eine an Voyeurismus grenzende Aufmerksamkeit zuteil, und Axelrod mußte auch Julia der Öffentlichkeit präsentieren, jedoch nur dann, wenn es sich gar nicht vermeiden ließ. Wenn die ganze Menschheit schon mit den vieren zum Mars flog, dann ›müssen wir unsere Gefährten kennen‹, wie ein Kommentator sich ausdrückte. Sie verspürte jedoch nicht das Bedürfnis, die ›Gefährten‹ auf der anderen Seite kennenzulernen und entwickelte eine spontane Abneigung gegen die Mediengeier, die ihre Unkenntnis des Mars, des Weltraums und der Raumfahrt wie eine Monstranz vor sich hertrugen und sich so mit dem Normalbürger gemein machten.
    Dennoch mußte Julia den Interviews und Profilen eine gewisse Berechtigung zugestehen, selbst solchen trivialen Shows wie ›Ein Tag im Leben des …‹ und dergleichen. Es hatte so viele gesichtslose Astronauten unter den hundert Personen gegeben, die für den Betrieb der Raumstation benötigt wurden. Aus den alten Zeiten erinnerte die Öffentlichkeit sich an John Glenn, Buzz Aldrin und Neil Armstrong, vielleicht auch noch an Sally Ride, doch auf der Station hatte es nur grinsende anonyme Astronauten gegeben, die auf Raketen ritten. Nun konzentrierte das öffentliche Interesse sich auf überschaubare vier Leute, von denen sie noch dazu die einzige Frau war.
    Sie war intelligent genug, um sich nicht von den Medien vereinnahmen zu lassen. Astronauten waren jung, dynamisch und extrovertiert, das blühende Leben und standen immer unter Dampf. Diesem Klischee entsprach sie und gab sich im übrigen ebenso freundlich wie

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