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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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über die drei Kameraden schweifen. »Hört mal«, sagte sie. »Angenommen, es gelingt uns nicht, die Kiste zu reparieren. Was dann?«
    Raouls Gesicht verdüsterte sich, aber er enthielt sich jeglichen Kommentars.
    »Dann müssen wir eben per Anhalter zurückfliegen«, sagte Viktor.
    »Aber wann werden sie hier ankommen?«
    Über die Airbus-Mission hatten die Chinesen in bester Tradition den Mantel des Schweigens gebreitet. Offiziell hatte Airbus bisher verlauten lassen, daß die Besatzung über ein Jahr nach dem Konsortium gestartet sei und ›bald‹ auf dem Mars landen würde. Garniert wurde diese Aussage mit ein paar vagen persönlichen Daten der dreiköpfigen Besatzung und ein paar ›intimen‹ Details, die sich aber als fingiert entpuppten.
    Die deutschen Airbus-Partner überließen es den Chinesen, sich als Geheimniskrämer zu gebärden. Geheimhaltung erhöhte nämlich die Spannung.
    Axelrods Maulwürfe hatten bestätigt, daß es sich um eine Nuklearrakete handelte, die von einer dreistufigen chinesischen Trägerrakete in einen zweihundert Kilometer hohen Orbit befördert worden war. Die Systemüberprüfung, die dort vorgenommen wurde, erstreckte sich über einen Zeitraum von acht Tagen – was bedeutete, daß sie entweder geringfügige Probleme hatten oder überaus gründlich waren; vielleicht traf beides zu.
    Dann erfolgte eine Testzündung, der die chinesische Regierung
    ›eine signifikante nukleare Komponente‹ absprach – im Klartext hieß das: Wir scheren uns einen Dreck drum, was die europäischen und amerikanischen Demonstranten sagen. Die NASA und die NSA analysierten die optischen Verbrennungs-Signaturen und gelangten übereinstimmend zu dem Schluß, daß es sich um Wasserstoff-Abgas handelte, das von einem Mitteltemperatur-Reaktor neuartiger Konstruktion ausgestoßen worden war.
    Axelrod hatte ihnen vergrößerte Aufnahmen des Schiffs geschickt, die von der Keck-Sternwarte stammten. »Es ist lang und schlank«, hatte Viktor gesagt. »Die spezifischen Impulse übertreffen unsere um das Zweieinhalb-, vielleicht sogar um das Dreifache, so daß der Brennstoffverbrauch um diesen Faktor niedriger ist. Sie verwenden Wasserstoff – damit wird der größte Schub erzielt. Aber nehmen sie denn keinen Flüssigsauerstoff zum Mars mit?«
    Indes hielt der Wissenschaftliche Stab des Konsortiums es für ausgeschlossen, daß der Rückflug mit Wasserstoff als Brennstoff zu bewerkstelligen wäre. »Der Wasserstoff müßte tiefgekühlt werden, sicher gelandet und für den Rückflug – nein«, sagte Viktor dezidiert.
    »Ein Wärme-Leck, und die Mission hätte sich erledigt. Nein, sie müssen einen anderen Plan verfolgen.«
    Aber welchen? Niemand wußte es. Einen Tag später hatte Airbus lakonisch den Start bekanntgegeben. Die Rakete, welche die interplanetare Reise antrat, zog nach der Zündung einen langen silbrigen Schweif hinter sich her, der sich wie ein Riß im nächtlichen Himmel ausnahm.
    Inzwischen waren acht Monate seit dem Start der Airbus-Rakete vergangen. Die Konstellation der beiden Planeten veranlaßte die Trajektorie-Spezialisten am Johnson-Raumfahrtzentrum zu der Annahme, daß ein enger Vorbeiflug an der Venus erfolgen würde. Die Atomrakete würde die Venus zur Hälfte umrunden, wobei ein ›Katapulteffekt‹ auftrat, der zu einer Erhöhung der Geschwindigkeit führte. Der physikalische Vorgang war mit einem Tennisball zu vergleichen, der von einem fahrenden Zug abprallte, so daß die Momentangeschwindigkeit des Balls sich nun aus der vorherigen Bahngeschwindigkeit und der Geschwindigkeit des Zugs zusammensetzte.
    Unter Berücksichtigung des Zeitpunkts des Airbus-Starts war das die einzige Möglichkeit, den Mars zu erreichen.
    »Der Vorbeiflug an der Venus dauert zehn Monate«, sagte Viktor.
    »Also werden sie in zwei Monaten hier sein. Unser Startfenster. Sie kommen, wenn wir gehen.«
    Falls wir gehen , sagte Julia sich. Aber sie sprach es nicht aus.
    * * *
    Doch Axelrod hatte unmittelbar nach dem Airbus-Start die Wundertüte geöffnet.
    »Ich hab’s geheimgehalten. Wollte negative Publizität vermeiden«, eröffnete er ihnen im nächsten Überrang-Video. »Ich hab was zur Seite gelegt für euch. Ist mich aber teuer zu steh’n gekommen, sag ich euch; und damit meine ich nicht nur das Geld. Ich mußte geradezu mit dem Hut in der Hand rumgehen.«
    »Das heißt, daß er mehr zahlen mußte, als er eigentlich ausgeben wollte«, flüsterte Raoul.
    »Du hast davon gewußt?« Julia warf Raoul einen

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