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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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nehmen, denn wie er seiner Besatzung gegenüber schon dunkel angedeutet hatte, übertrug die NASA seine Videos bereits nicht mehr mit der gebotenen Sorgfalt.
    Auf dem Video ging Axelrod auf und ab. »Falls wir nur deshalb verlieren, weil ihre verschissene Ausrüstung nicht funktioniert – hören Sie, Raoul, ich möchte, daß Sie als erstes – arrrrrrp .«
    Der Bildschirm wurde dunkel.
    »Das ist seinem Seelenfrieden bestimmt nicht dienlich«, sagte Julia sarkastisch. Sie war erleichtert, daß sie sich sein Gelaber nicht mehr anhören mußte. »Er ist richtig paranoid, was die NASA betrifft.« Sie übermittelte ihm eine ›Nachricht-nicht-erhalten‹-Antwort.
    Raoul zuckte die Achseln. »Wieder ‘ne Übertragungspanne eines Nachrichtensatelliten.«
    »Bei den Videos vom Boss scheint das aber öfter zu passieren«, unkte Viktor.
    »Logo, er nutzt die Satelliten auch so intensiv wie niemand sonst.
    Da kommt’s schon mal vor, daß die Video-Übertragung gestört wird.«
    Julia wußte, daß ihre drei Kameraden das gleiche dachten wie sie.
    Daß, wenn sie den ursprünglichen Missionsplan umgesetzt hätten – auf dessen vertraglicher Grundlage sie übrigens auch unterschrieben hatten –, sie nicht in diesem Schlamassel stecken würden.
    Der originäre ›Mars Direkt‹-Plan hatte ein zweites ERV vorgesehen. Dieses Raumschiff wäre etwa einen Monat nach der Besatzung auf eine langsamere Trajektorie geschickt worden. Es wäre ungefähr 1000 Kilometer von der ersten Mission entfernt gelandet, hätte automatisch aufgetankt, Robot-Sonden zur Erkundung der Umgebung ausgesandt und auf die Ankunft des zweiten, bemannten Habitats gewartet. Alternativ wäre es als Rettungsschiff eingesetzt worden und auf der Basis gelandet, falls beim ersten ERV Probleme aufgetreten wären.
    Nur daß es kein zweites ERV auf der Mars-Basis gab. Nicht einmal lächerliche 1000 Kilometer entfernt.
    Das nächste ERV war über sechzig Millionen Kilometer entfernt und in einem NASA-Hangar auf Cape Canaveral eingemottet.
    * * *
    Viktor hatte an jenem Abend – noch einen Monat bis zum Abflug – am Funkgerät gesessen, als Axelrods Nachricht durchkam.
    Bei einer Zeitverzögerung von zirka anderthalb Minuten glich die Kommunikation eher einem Internet-Chat als einem Gespräch. Das hatten die Psychologen nicht berücksichtigt – diese surreale Quasi-Konversation.
    Sie mußten sich damit arrangieren. Es sprach jeweils nur einer mit Axelrod, wobei es den anderen jedoch freistand, dem Sprecher Anregungen zu geben.
    »Hallo, ihr dort oben! Wie ist das Wetter? Ach so, ich vergaß – ihr habt gar keine Fenster.«
    Nach diesem rituellen Scherz verwandelte Axelrod sich wieder in den nüchternen Geschäftsmann und übermittelte Grüße von diversen Ländern und Würdenträgern. Irgendwie wiesen all seine Botschaften dieses Strickmuster auf. Julia vermutete, daß das eine Seelenmassage war, zu der die Psychologen ihm geraten hatten.
    Sie warteten, bis er die Liste heruntergeleiert hatte. »He, wir sind durchaus in der Lage, den Kalender zu lesen, auch wenn wir eine Minute in der Zeit zurückliegen«, sagte Raoul beim Rückruf in die Kamera. »Wir wollen nur hören, daß das zweite ERV gestartet ist. Es sollte doch heute starten, oder?«
    Die Zeitverzögerung schien diesmal unendlich zu sein. Sie alle hatten gemerkt, daß Axelrods fideles Auftreten nicht ganz echt war.
    Und wirklich – als er wieder auf Sendung ging, war sein Gesichtsausdruck angespannt. »Ich wünschte, ich könnte euch die frohe Botschaft überbringen, aber es ist etwas dazwischen gekommen. Es liegt am Geld. Beziehungsweise am fehlenden Geld. Genau, das fehlende Geld ist die Wurzel allen Übels.« Ein Seufzen. Er wandte den Blick ab und richtete ihn wieder auf sie. »Der Start ist geplatzt. Die Finanzierung hat nicht geklappt. Ich meine, ich hab’s versucht. Das Problem ist, ich muß inzwischen mit Heller und Pfennig kalkulieren. Ich habe keine Reserven mehr, und die Einnahmen aus den Werbe- und Promotionsverträgen sind auch bald verbraucht. Ich war nie so reich, wie die Leute behaupten, müßt ihr wissen. Ein großer Teil meines Besitzes war mit Hypotheken belastet oder sonstwie verpfändet …«
    Er legte eine Pause ein und nahm einen Schluck von einem Getränk, das wie Wasser aussah. Julia fragte sich, ob es vielleicht Gin war. Sie hatte schon einmal gesehen, wie er sich das Zeug hinter die Binde gegossen hatte. Champagner für die Öffentlichkeit, und Gin für den Hausgebrauch.
    Er gab

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