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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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sich einen Ruck. »Seht, die NASA hat die Preise laufend erhöht, und ich mußte immer Vorauszahlungen leisten – Zahlungsziel sofort. Ich hab’ alles versucht: Schuldverschreibungen, eine Scheinfirma für zukünftige Erlöse gegründet, das ganze verdammte Spiel.
    Aber es lief nichts mehr. Ich habe das Kapital nicht zusammenbekommen. Meine Geldgeber wollten die Einlagen sogar zurückfordern. Um die Kosten zu senken und hier auf dem Boden die Lage zu klären, um euch dort oben den Rücken freizuhalten … nun, wir haben das Startfenster verpaßt.«
    Während Axelrod ein umfassendes Geständnis ablegte, sagte Raoul im Zeitlupentempo: »Ver-damm-ter Hun-de-sohn.«
    Es hörte sich an wie ein zorniges Gebet.
    * * *
    Es dauerte eine geschlagene Woche, bis sie sich wieder beruhigt hatten.
    Es hatte seit Jahrzehnten dem Selbstverständnis der NASA entsprochen, daß die Sicherheit der Astronauten nicht nur die wichtigste Regel war, sondern die Regel überhaupt. Nur daß sie jetzt keine NASAnauten mehr waren.
    Sie widmeten sich verstärkt der körperlichen Fitness. Marc beanspruchte die Tretmühle so stark, daß Raoul ihm vorhielt, er würde die Lager verschleißen. Weil sie die Tretmühle am Landeplatz zum Antrieb für ein Förderband umfunktionieren würden, war dieser Vorwurf nicht einmal so abwegig. Julia benutzte den Hometrainer, doch den Frust reagierte sie mit Bankdrücken, isotonischen Übungen und Klimmzügen ab. Sie trainierten am liebsten allein, denn sie hatten immer weniger Gelegenheit, einmal ungestört zu sein – obwohl sie sich schwertaten, Gefühle mitzuteilen, mußten sie diesen Punkt aber ausdiskutieren.
    Das zweite ERV war eine Sicherheitsmaßnahme. Eigentlich hätte es auf dem Mars landen sollen, nachdem sie sich hier eingerichtet hatten. Zudem hätte es ihnen als Basislager für die Fernerkundung gedient. Doch war ein zweites ERV im Grunde nicht erforderlich, jedenfalls nicht für den Routine-Betrieb. Das Missionsprofil wurde davon nicht tangiert.
    Doch die beruhigende Gewißheit, einen zweiten Fluchtweg vom Planeten zu haben – die fehlte ihnen während des anderthalbjährigen Aufenthalts.
    Nicht daß sie imstande gewesen wären, das zu ändern.
    Doch reden konnte man wenigstens darüber. Sie mußten sich auf eine Aussage zum ›ungünstigen Liquiditätsengpaß‹ einigen, von dem das Konsortium betroffen war, daß sie ›volles Verständnis für die heikle Lage des Unternehmens hatten‹ und daß sie ›diese neuen Belastungen im Vertrauen auf den letztlich erfolgreichen Abschluß der Mission mittragen würden‹.
    Es dauerte eine weitere Woche, bis sie imstande waren, in die Kamera zu lügen.
    Dennoch sahen sie einen Silberstreif am Horizont. Vor dem Start hatte jeder von ihnen stundenlang für eine neue Super-Software
    ›Modell gesessen‹. Gesichts-Management baute eine Fassade auf, wenn man aufgeregt oder nackt war, gerade aus der Dusche kam oder auch nur einen Schwips hatte. Die Medien-Manager versicherten der Besatzung, daß ihre Freudschen Fehlleistungen von der Software korrigiert und die Diktion überhaupt optimiert werden würde.
    Alle Fehler würden neutralisiert werden, lang bevor sie in den lukrativen Medien-Mix eingingen, durch den das Konsortium einen großen Teil der täglichen Aufwendungen bestritt.
    Und wenn sie es wünschten, hatten sie sogar die Option, das Resultat vor der Sendung noch einmal zu überprüfen. Anfangs machten alle davon Gebrauch. Nach ein paar Monaten kaum noch jemand. Es war direkt unheimlich, sich selbst dabei zu beobachten, wie man sich zuversichtlich äußerte, die Worte richtig akzentuierte und betonte – und wie diese verbale Präsentation durch ausdrucksvolle und scheinbar authentische Mundbewegungen, dramaturgisch gehobene Augenbrauen und einen absolut glaubwürdigen, offenen Blick abgerundet wurde.
    »Ich kenne einen alten Witz«, streute Viktor ein. »Sagt die Prostituierte zum Freier: ›Orgasmus kostet extra‹.« Das half ihnen, das Schlimmste zu überstehen. Aber vergessen würden sie es nicht.
    * * *
    Sie lockte die Kameraden aus der Reserve, um ihr Anliegen quasi durch die Hintertür zu verwirklichen.
    Natürlich, sie waren von den Reparaturarbeiten erschöpft -allerdings war es auch schon drei Tage her, seit sie die Fumarole zum letztenmal erwähnt hatte. Drei lange Tage. Und dann eine große Pleite. Reichlich Zeit, das Undenkbare erneut zu denken und Pläne zu schmieden.
    Als sie das Mittagessen fast beendet hatten, ließ Julia den Blick

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