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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Fußbodenheizung installiert hatte. Als Raoul und Marc einmal mit dem Rover unterwegs waren, hatten sie die Gelegenheit beim Schopf gepackt und inmitten des Grünzeugs miteinander geschlafen. Es war eine ebenso aufregende wie kühle Erfahrung gewesen. Es stimulierte sie ungemein, als sie beim Blick über seine Schulter das Laub eines Baums sah.
    Viktor hatte im Spaß gesagt, daß sie sich damit als Primitive geoutet hätte.
    Wenn die Besatzungsmitglieder der penetranten Sonnenuntergangs-Röte des Mars überdrüssig wurden, gingen sie ins Gewächshaus. Oder wenn sie einmal etwas Lebendiges sehen wollten, das die Klappe hielt. Also war sie auch nicht sonderlich überrascht, als Marc plötzlich aus der Röhre schlüpfte, die sie zwischen dem Habitat und dem Treibhaus installiert hatten.
    Sie begrüßte ihn mit einem Lächeln und drehte sich dann wieder zu den Pflanzen um, womit sie ihm signalisierte, daß sie ungestört sein wollte. Privatsphäre war wertvoll, und sie hatten die japanische Gepflogenheit übernommen, nur im gegenseitigen Einvernehmen in die Privatsphäre der anderen einzudringen.
    Doch Marc wollte sich unbedingt unterhalten. Er nahm Helm und Parka ab und kam schnurstracks zu ihr.
    »Hab ‘n paar Ergebnisse, die dich vielleicht interessieren.«
    »Ach ja?«
    »Hab die isotopische Datierung des Pingo -Eiskerns vorgenommen.
    Dachte, das würde dich interessieren.« Er schaute sie erwartungsvoll an.
    »Natürlich interessiert es mich. Was hast du denn gefunden?«
    Er grinste spitzbübisch. »Jedenfalls nicht das, was ich erwartet hatte.«
    »Zu alt für eine Datierung?«
    »Nee.«
    Sie unterbrach die Arbeit und drehte sich zu ihm um. Er machte es spannend. Das war typisch für Marc, wenn er etwas Wichtiges zu sagen hatte. Die Mitteilung geriet immer zu einem kleinen Drama.
    Wie die Entdeckung des Pingo -Wassers.
    »Muß ich nun raten, oder wirst du es mir sagen?«
    »Moment. Erinnerst du dich noch ans Szenario, das ich für den Mars im allgemeinen und für Gusev im besonderen beschrieben habe?«
    »Sicher. Im wesentlichen hast du gesagt, der Motor des Planeten sei vor einiger Zeit stehen geblieben. Die Fossilien, die wir gefunden haben, stammten aus einer warmen, feuchten Periode, die schon lang zurückliegt. Der Umstand, daß die Fossilien sich in zwei verschiedenen Schichten befanden, die durch Sedimente und vulkanische Schichten voneinander getrennt waren, deute auf ein wärmeres und feuchteres Klima hin. Gusev sei mindestens zweimal ein See gewesen, und deshalb hätten wir die Fossilien im Krater gefunden.«
    »Gut. Wie alt würdest du vor dem Hintergrund dieses Szenarios das Eis schätzen?«
    »Ziemlich alt, vielleicht eine Milliarde Jahre oder so.«
    »Guter Tipp.«
    »Bist du auch auf dieses Alter gekommen?«
    »Nee.«
    Langsam verlor sie die Geduld. »Dann war der Tipp wohl doch nicht so gut.«
    »Nein, nein – du liegst schon richtig. Es ist nur so, daß mein Szenario falsch war.«
    »Wie das?«
    »Angenommen, ich würde dir sagen, das Eis sei jung – sehr jung für den Mars.«
    »Wie jung – oder soll ich nochmal raten?«
    »Sagen wir, zehn Millionen Jahre alt.«
    »Aber das ist …«
    »Ziemlich jung, stimmt.« Nun geriet er richtig in Fahrt. »Nicht nur das, das ganze Eis scheint in etwa dasselbe Alter zu haben, auch wenn man die Fehlertoleranz bei der Datierung berücksichtigt. Also muß es zur selben Zeit entstanden sein.«
    »Toll. Und was schließen wir daraus?«
    »Daß der Planet doch noch nicht tot ist. Wahrscheinlich gibt es noch vulkanische Aktivitäten in diesem großen Kegel, Apollinaris Patera. Er befindet sich ungefähr 200 Kilometer nördlich von hier.«
    »Warte einen Moment. Das würde bedeuten …« Er grinste. »Ja, vermutlich ist es unten in deiner Fumarole schön warm. Wahrscheinlich schon die ganze Zeit. Ein gemütlicher Ort für Leben.«
    Nun grinsten sie beide, wie zwei Schulkinder, die etwas ausheckten.
    * * *
    Diesmal warteten sie nicht bis zum Abendessen, um die Satelliten-Meldungen herunterzuladen. Es erfolgten die obligatorischen Routine-Situationsanalysen – ›Sit-Als‹ –, die auf der Erde anhand der Rohdaten erstellt wurden, welche die Systeme des Habitats automatisch abstrahlten. Das am Mars-Himmel stehende Satelliten-Dreigestirn hielt ständigen Kontakt zur Bodenstation, was manchmal überaus lästig war. Doch wo sie nun in Schwierigkeiten steckten, waren sie froh darum.
    Marc bestand darauf, die Sit-Als zuerst durchzugehen, doch es gab keine roten

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