Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Riff der roten Haie

Das Riff der roten Haie

Titel: Das Riff der roten Haie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
neunzehn und sehr schmächtig war – aber einer der besten Seeleute der Insel!
    Das Fernsehgerät hing über der Bar und gab sonderbare Geräusche von sich. Der kleine Toni saß davor, die Lippen leicht geöffnet und im Gesicht einen so andächtigen Ausdruck, als verfolge er die Sonntagsmesse.
    Hans, ein junger Deutscher, der in einem Anbau das frische Brot backte, mit dem Olga ganz Neiafu und die im Hafen einlaufenden ausländischen Yachtbesatzungen versorgte, stand hinter der Bar am Bierhahn. »Auch eins, Gilbert?«
    Descartes nickte und dachte an die Kisten im Laderaum der ›Ecole‹. Auf Tonu'Ata würde er keine einzige ausladen. – Na, mit dem alten Häuptling würde er ein paar Büchsen trinken, das schon, dieser Tápana war wirklich ein Fall für sich. So wie seine ganze Insel. Trank in aller Gemütsruhe Bierchen und verbot dem Rest des Volkes, auch nur daran zu schnuppern, weil diese … wie hieß sie noch, die Schildkröten-Göttin von Tonu'Ata? – Ach ja, weil Onaha nun mal der Ansicht war, daß das, was sich der große Chef leisten kann, für die anderen noch lange nicht gut ist. »Hier!« Hans schob ihm das Bier zu, Descartes wischte ein wenig Schaum zur Seite und trank den ersten Schluck mit Genuß. Auf Tonu'Ata freute er sich. Würden die Augen machen, wenn er einlief! Ob sie noch immer dasselbe Leben führten? War die Insel noch immer unentdeckt wie zuvor? Er selbst hatte den Mund gehalten, und weder auf den Seekarten noch auf den Hafen-Infos war der Name jemals aufgetaucht.
    »Schließ die Tür ab, Toni«, sagte Hans.
    Bannister war mit seinem Ginglas zum Fernseher gerückt. Auch die anderen Männer kamen jetzt näher und bildeten eine Art Halbkreis. Und alle hatten sie dasselbe dämliche Grinsen im Gesicht. Toni aber rührte sich nicht.
    »Na, komm schon, Toni!«
    Toni zeigte immer noch denselben töricht verklärten Gesichtsausdruck.
    Was guckten die so dämlich? Auch Descartes legte jetzt den runden Kopf in den Nacken und blickte hoch, nahm die kleine Brille mit den runden Metallrändern ab, setzte sie wieder auf, als wolle er sich vergewissern, daß er richtig sah, und alle fingen an brüllend zu lachen.
    Auf dem Fernsehbild sah man einen Swimmingpool. Und am Rande dieses Swimmingpools, weit zurückgelehnt in einem Liegestuhl, war eine üppige und splitternackte Blondine damit beschäftigt, drei gleichfalls nackte, braungebrannte Männer zu befriedigen …
    »Pornos am Morgen verscheuchen Ärger und Sorgen!« schrie Morris und hob sein Glas.
    Niemand hatte je ein weibliches Wesen auf Descartes' ›Ecole‹ gesehen, aber er war offensichtlich auch nicht schwul, denn er interessierte sich nicht im geringsten für die hübschen Jungens der Insel. Was also war mit ihm los? Eine Zeitlang hieß es, Gilbert sei nicht nur Lehrer, sondern später auch Fremdenlegionär gewesen und habe sogar mit einer Spezialeinheit in Indochina gekämpft, aber solche Geschichten wollte im Grunde niemand glauben. Dazu kam noch dieses Kreuz, das ständig um seinen Hals hing. So wie jetzt … Na, ein komischer Heiliger kommt ohne Kreuz wohl nicht aus. Und das war er wohl, ein komischer, ewig freundlicher Heiliger.
    »Na, komm schon! Sieh mal, Gilbert!« Selbst Morris, der nie Alkohol, sondern immer nur Limonade trank, hatte das gleiche Glitzern in den Augen: »Sieh doch mal, was die alles kann. – Und sieh dir diese Titten an!«
    »Ich sehe nichts.« Gilbert Descartes hatte es schon wieder mit seinem Heineken. »Ich sehe nichts außer einem Organ und ein paar Idioten, die damit nichts Richtiges anzufangen wissen.«
    Die einen lachten, die anderen machten dämliche Gesichter.
    Hans aber nickte entschlossen und schaltete den Apparat ab. »Gilbert hat völlig recht.«
    »Laß doch!« flehte Toni. Er rieb sich die Augen, als habe er sie überanstrengt.
    »Ja«, sagte Gilbert, »schalt wieder ein. Aber nicht das Video. Vielleicht gibt's irgendwo einen Wetterbericht.«
    »Du hast deine ›Ecole‹ ja ganz schön vollgestopft«, meinte Morris. »Willst du tatsächlich heute noch raus?«
    »Wieso denn nicht?«
    »Wieso? Weil sich da was zusammenbraut.«
    »Und?« Descartes lächelte sein Lächeln. »Laß es doch. Ich hab' es gesehen.«
    »Aber den Wetterbericht nicht. Ich hatte vorhin das Radio an. Drüben in Sava'i ging's ganz schön rund. Die hatten Stufe eins. Da hat's ganze Plantagen und Dörfer umgeblasen.«
    »Ein Hurrikan?«
    »Nein.« Morris schüttelte den Kopf. »So ein richtig schönes Gewitter mit Sturm.«
    »Samoa

Weitere Kostenlose Bücher