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Das Riff der roten Haie

Das Riff der roten Haie

Titel: Das Riff der roten Haie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Dorf Kukup.
    Aber dann waren die großen Holzfirmen gekommen, zunächst die Australier, dann die Japaner, und die Timber-Leute hatten einen Hafen errichtet und alles, was in der Gegend wuchs, abgeholzt. Für Fischer und Seeleute gab es keinen Platz mehr. Und da sie weder Holz fällen noch verhungern wollten, war für viele von den Leuten auf den Inseln um die Straße von Malakka ein anderer Fang wichtig geworden: Schiffe! Schiffe und alles, was sich darauf bewegte oder transportiert wurde.
    Ramusa schloß sich einer Piratengruppe an, die sich nicht nur auf den Überfall von Schiffen, sondern auch von einzeln stehenden Bauernhöfen, Kampongs und Dörfern spezialisiert hatte und die dem Kommando von Hitam unterstand, der bald wegen seiner skrupellosen Grausamkeit in der ganzen Region berühmt werden sollte. Aber er hielt die Polizei, sogar den Gouverneur von Muar mit Schmiergeldern ruhig.
    Zunächst amüsierte Ramusa die Männer, indem er ihnen ständig irgendwelche frommen Psalmen vorsang, die er in der Missionsschule gelernt hatte. Aber im selben Jahr noch bekam er den Spitznamen ›Zwei-Hand-Kris‹. Ramusa war Links- und Rechtshänder. Das bewies er im Umgang mit dem Kris, dem malaiischen Dolch. Und er bewies es besonders eindrucksvoll in einer Juninacht, als Hitam und seine Leute einen abgelegenen Kampong überfielen.
    Ohne auch nur die geringste Gefühlsregung zu zeigen, schnitt Ramusa den neun Menschen, die sie zusammengetrieben hatten und die nun am Boden kauerten, die Kehlen durch. Es waren fünf Männer und vier Frauen.
    Zuerst nahm sich Ramusa die Männer vor. Er packte sie an den Haaren, drückte das rechte Knie von hinten gegen ihren Rücken, riß ihnen den Kopf zurück und zog den Kris von rechts durch den Hals. Bei den Frauen verfuhr er auf dieselbe Weise. Mit dem linken Knie und von links.
    Ramusa kam nicht dazu, weitere Proben seiner Geschicklichkeit unter Beweis zu stellen. Drei Wochen nach dem Massaker wurde seine Gruppe von einer Spezialeinheit bei dem Besuch des Nuttenviertels von Muar aufgegriffen. Hitam hatte es zu lange aufgeschoben, bei dem Gouverneur den Umschlag mit Geld abzugeben.
    Von den elf Männern der Gang gelang Ramusa als einzigem die Flucht. Er verbarg sich im Maschinenraum eines nigerianischen Frachters, erreichte Kuala-Lumpur, und da er genügend Geld besaß, flog er zunächst nach Papeete, dann aber nach Nandi auf den Fidschis, einem der größten Verkehrsknotenpunkte der Pazifikinseln.
    In Nandi wiederum schlug er sich eine Zeitlang als Hafenarbeiter und Kellner in billigen Hotels durch, bis er dann die andern traf und ihnen beibrachte, wie sich auf einfachere und interessantere Weise Geld verdienen ließ. Schließlich – Fischer und Kriegersöhne waren sie alle. Und vom Meer verstanden sie viel. Man mußte nur die richtigen Geister um sich haben – oder zu Jesus und seiner Mutter beten, wie Ramusa das oft tat –, und schon kam die große Chance. In Samoa, zum Beispiel, hatten sie dreimal Glück gehabt. Sie hatten eine gute Beute gemacht. Nun war es eine Zeitlang still gewesen.
    Die Gruppe nannte Ramusa ›Pai‹, das hieß Kapitän, und es paßte auch zu ihm. Denn wie der echte Führer eines Kriegskanus ließ er nicht den geringsten Widerstand zu und war am Feind stets der erste, auch wenn er ein Malaie war.
    Mit dem Pai war das Glück, sie wußten es. Und wenn sie den dicken Mann mit dem roten Kopf erledigt hatten, diesen Idioten von Palangi, der da den ganzen Morgen nichts anderes tat, als in sein Boot irgendwelche Kisten zu laden, dann würde es auch wieder Discos geben, Rock, Whisky, Bier und Weiber. Ja, viele, viele Weiber …
    ***
    Die Radiostation von Lifuka hatte nun doch ein Tiefdruckgebiet im Nordwesten, in der Gegend von Sava'i und Pago Pago, gemeldet und schlechtes Wetter angekündigt.
    Descartes stopfte den Tabak seiner Pfeife fest. Schlechtes Wetter, was hieß das schon? War nicht gerade eine Hurrikanmeldung ausgegeben, zerbrach sich Descartes über solche Sprüche nicht den Kopf.
    Und so nahm die ›Ecole II‹ weiter Kurs nach Norden, dem Äquator entgegen, der indigoblauen See. Was Descartes nicht beobachtete – und was ihn, falls er es doch getan hätte, mit Sicherheit genausowenig interessiert hätte wie die Wettermeldung – war das Fischerboot, das weit hinter ihm die Inselpassage zwischen Utungake und Tuanuku durchlief. Dieses Boot hatte einen dunklen, fast schwarzblauen Anstrich, so daß es selbst durch das Glas nur schwer zu entdecken war. Es war

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