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Das Riff der roten Haie

Das Riff der roten Haie

Titel: Das Riff der roten Haie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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feierlich: »Wir haben ihn aufgenommen wie einen Bruder. Und warum? Weil wir noch Sitte und Anstand kennen. Wir haben ihm eine Hütte gegeben und Essen und ihn gekleidet. Und ihm ein Kanu gebaut. Und Tápana gab ihm Tama, seine Tochter. Und Ovaku hat Tápana seine Geschenke zurückgegeben: Er hat ihn geheilt! Er hat ihm das Leben gerettet.«
    »Hör doch auf, Antau! Überhaupt war das nicht ich, sondern Jack Willmore. Und dieser Doktor aus Pangai.«
    »Die sind tot, Ovaku«, gab Antau sachlich zu bedenken, »du aber lebst. Und du hast meine alte Mutter geheilt. Und das Kind meiner Schwester, die kleine Nia. Du hast viele geheilt. Und Perlen geholt … Und nun bist du nicht nur unser Bruder, sondern auch ein mächtiger und reicher Mann. Du hast das Licht aus den weißen Kästchen gebracht. Und Musik aus Kästchen. Und all die anderen herrlichen Dinge. Wir kennen dein Schiff, das schöner ist als der Palast des Königs, der irgendwo hinterm Meer wohnt. Und wir wissen auch, was du dort auf dem Schiff treibst, wenn du nachts mit Tama hinüberfährst. Wir hören die Musik …«
    Descartes lachte. Er lachte, wie nur er lachen konnte, so laut, daß selbst die, die noch immer bei ihren Kawaschalen lagen, die Köpfe hoben.
    »Hör auf, Antau.«
    »Aber nun will ich dir etwas sagen, Ovaku: Deine Idee mit dem schwarzen Schlauch, der Wasser ins Dorf und bis in mein Haus bringen soll …«
    Ron hob die Hand und wußte nicht so recht, wieso … Auch sein Kopf war schwer, wie zugekleistert. Nicht von Kawa, sondern vom Spatenbräu aus München. Auch da galt: In warmen Nächten sollte man nicht zuviel davon trinken.
    »Was hast du, Ovaku?«
    Ja, was hatte er? Genau definieren konnte er es nicht. Eine Welle von Unbehagen stieg in ihm auf ; wie die Wahrnehmung einer Bedrohung – ja, wie damals, kurz bevor er seinen Motorradunfall erlitt und den Wagen gar nicht sehen konnte, der ihn streifte …
    »Was guckst du immer dort rüber, Ovaku?«
    »Weil mich irgend etwas da stört, Antau«, war er schon fast bereit zu antworten. Weil sich etwas geändert hat … Etwas liegt in der Luft, irgend etwas, das nicht hierher gehört. Er schwieg, doch er spürte es ganz deutlich: Das Unheil kommt von dort drüben, wo das große Feuer flackerte, das inzwischen zu einem Haufen glühender Äste herabgebrannt ist, in dem noch einzelne Flammen tanzen …
    Sie erhellten den Kreis junger Mädchen, die am Boden saßen. Eben noch hatten sie getanzt, die Oberkörper mit den jungen Brüsten nackt, gelacht hatten sie und die traditionellen Tapas, die mit Blumen- und Fischornamenten bemalten Hüfttücher, fliegen lassen. Nun klatschten sie in die Hände und sangen, und an den schlanken jungen Hälsen schimmerten die Perlen, die ihnen ihre Mütter geschenkt hatten. Dahinter aber wuchsen Stämme. Palmenstämme … Auch sie, wie die jungen Körper, waren rot überhaucht vom Schein der Flammen … Ja, Ron fühlte: Dort war es! Dort hatte er auch etwas gesehen. Etwas? – Schatten …
    In seinem Schoß seufzte Tama, halb träumerisch, halb glücklich.
    Antau starrte ihn an.
    Gilbert Descartes sagte: »Da kriegst du nun schöne Geschichten erzählt und hörst nicht mal zu. Was, verdammt, ist mit dir los? Sind es die Mädchen? Darüber solltest du eigentlich hinweg sein. Das schönste liegt sowieso hier.«
    »Sei ruhig, Gilbert … Bei den Palmen – siehst du nichts?«
    Zunächst hatte er an ein Liebespaar gedacht. Doch die beiden Schatten, die sich ins Dunkel duckten, waren keine Liebenden. Und sie hatten sich bis zum Rand des Platzes geschlichen.
    »Tama?« Er schüttelte sie: »Tama, Tama.«
    Sie öffnete die Augen und lächelte.
    In diesem Augenblick fiel ein Schuß.
    Tama stieß einen unterdrückten Laut aus, Descartes drehte den Oberkörper, im Gesicht nichts als fassungsloses Staunen.
    Tama war aufgesprungen. Ron riß sie wieder zu Boden und blickte aus weit aufgerissenen Augen zu den beiden Männern hinüber, die jetzt aus dem Schatten der Bäume in den Lichtkreis des Dorfplatzes traten. Der Anblick machte ihn fassungslos, denn es war vollkommen unwahrscheinlich. Es schien, als seien die beiden aus der Nacht gekommen, um sich auf dem Dorfplatz zu materialisieren. Aber da standen sie und hielten kurzläufige, moderne Automatikwaffen in den Fäusten. Sie hielten sie so, als seien sie bereit, den Abzug durchzuziehen. Der Kleinere trug ein rotes Stirnband um den Kopf. Zu dem Ersatzmagazin, das an seiner Schulter hing, schleppte er noch einen prall gefüllten

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