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Das Riff der roten Haie

Das Riff der roten Haie

Titel: Das Riff der roten Haie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ich.«
    »Doktor Merz, nicht wahr?«
    »Richtig.«
    In dem großflächigen Gesicht mit den aufgeworfenen, dunklen Lippen verzog sich kein Muskel. Er schien Hendrik zu kennen. – Was er von ihm hielt, behielt er für sich.
    »Wegen dieser Schüsse komme ich zu Ihnen … Mister Descartes hat den hiesigen Kollegen erzählt, wie es zu den Verwundungen gekommen ist. Er wollte seinen – hm – Bericht so erweitern, daß sie ein Protokoll aufnehmen können. Ja, dann wäre da noch die Frage der Anzeigenerstattung. Dazu wird es auch langsam Zeit, finden Sie nicht?«
    Ron schwieg.
    »Leider jedoch hat sich Mr. Descartes bisher nicht mehr gezeigt, Mr. Edwards. Bedauerlich, in der Tat. Auch etwas merkwürdig. – So blieb uns nichts anderes übrig, als uns an Sie zu wenden.«
    Ron hatte damit gerechnet. Und aus seiner Sicht hatte der Inspektor vollkommen recht. Noch merkwürdiger würde er es sicher finden, wenn er wüßte, daß sich Gilbert in dem kleinen Häuschen von Ulla, der Oberschwester, versteckte, um dort unzählige Katzen und einen Kakadu zu füttern und Ullas Freistunden mit tiefschürfenden philosophischen Gesprächen und womöglich noch Aufregenderem zu versüßen …
    Doch daß er sich auf der Polizeistation von Pangai nicht meldete, hatte einen anderen Grund: Das Geheimnis von Tonu'Ata mußte bewahrt bleiben! Die Killer waren erledigt, die Story dazu hatten sie sich zurechtgelegt. Es gab nur ein Problem: Gilbert hatte sich geweigert, sie den lokalen Beamten zu erzählen. Nicht, weil er sich drücken wollte, aber er konnte schlecht lügen. – Ron schätzte sich da anders ein …
    »Sie hätten Mr. Descartes doch sicher finden können«, versuchte er Zeit zu gewinnen.
    »Sicher? – Das ist auch so ein hübsches, kleines nettes Wort, Mr. Edwards.« Die großen Hände mit den rosafarbenen Innenflächen wedelten durch die Luft: »Die Kollegen haben es versucht. Aber er bleibt wie vom Erdboden verschwunden. Er hat sich einfach in Luft aufgelöst. Etwas außergewöhnlich, finden Sie nicht?«
    »Bezweifeln Sie etwa, was er sagt?«
    »Um etwas zu bezweifeln, Sir, braucht man eine Aussage. Alles, was wir wissen, ist, daß Sie sich Ihre Schußverletzungen holten, als eine Bande von Piraten Ihr Schiff überfiel. Sie und Descartes haben zurückgeschossen. Und das ist dann schon alles.«
    »War es auch, Inspektor.«
    Der Stuhl knackte bedrohlich, als der riesige Mann sich nun doch setzte. »Uns ist das aber zu wenig, falls Sie nichts dagegen haben.«
    Rons Schmerzgrimasse war nicht gespielt. Nicht nur der Arm, auch die Schulter brannte. In seinem Schädel schrillten Alarmklingeln.
    »Inspektor, Sie werden vielleicht verstehen, daß ich mich im Augenblick nicht besonders wohl fühle. Aber bitte – wenn Descartes sich nicht bei Ihnen meldet, bin wohl ich dran. Ich werde versuchen, Ihnen einen möglichst kurzgefaßten Bericht zu geben …«
    Den bekam Inspektor Tagalo aus Tongatapu!
    Und wieso eigentlich sollte er ihm seine Geschichte nicht abnehmen – die Story von dem Amerikaner, der auf seinem Südsee-Törn auf der Vava'U-Insel einen alten Kopra-Skipper trifft, mit ihm Freundschaft schließt, ihn zu einem kleinen Trip auf seine Yacht einlädt, worauf sie dann am nächsten Tag einen Piratenüberfall mit allem, was dazugehört, erleben und fulminant abwehren …
    Das Gesicht blieb so undurchdringlich wie zuvor. Nur die Fingergelenke knackten. Und das Geräusch ging Ron mehr auf die Nerven als seine Schmerzen. »Die uns bekannte Piratenbande, Sir«, sagte der Inspektor schließlich, »besteht aus fünf Mitgliedern. Nach allem, was wir wissen, sind es fünf erfahrene, zu allem fähige Profi-Killer. Und Sie sagen, Sie hätten alle fünf erledigt?«
    Ron spürte, wie sich der Schweiß in seinen Achselhöhlen sammelte, sich selbständig machte und über die Rinnen lief.
    »Außerdem, Mr. Edwards. Wir haben uns Ihr Boot angesehen. Schußspuren waren nicht zu entdecken.«
    Nun spürte Ron den Schweiß auch auf der Kopfhaut. »Soll ich Ihnen mal was sagen, Inspektor? Ich bin Amerikaner. Und schon deshalb ein gutgläubiger Mensch. Und als Amerikaner und gutgläubiger Mensch bin ich der Ansicht, daß ich eher einen Orden als derartige Fragen verdient hätte. Aber bitte, Profis, wenn Sie so wollen, sind auch wir: Ich habe im US-Marine-Korps gedient, Mr. Descartes war bei der Légion Etranger ; und falls Sie es nicht glauben: Sie werden ja sehen, ob Sie mit dieser Bande noch Scherereien haben. Eines kann ich schon jetzt prophezeien:

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