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Das Riff der roten Haie

Das Riff der roten Haie

Titel: Das Riff der roten Haie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gedächtnis zugeflüstert. Er hätte nicht sagen können, wo er die Idee, sich auf diese Weise beim Muscheltauchen vor den Biestern zu schützen, aufgeschnappt hatte. Doch war das wichtig? – Ein Hai ist ein Hai, ein Käfig ein Käfig. Was allein zählte: Nun lag er, wenn auch noch in Einzelteilen, zu seinen Füßen. Die ganze letzte Woche hatte Ron mehr in der heißen, staubigen Wellblech- und Stahlkonstruktion der Haupthalle des Burn-Philp-Warehouse verbracht als im Spital.
    Steve Kantowitz, der Administrator, kam auf ihn zu. Kantowitz war ein untersetzter, stämmiger Pole mit wachen, grauen Augen und semmelfarbenen, militärisch kurzgeschnittenen Haaren. Seit Ron ihn zum ersten Mal gesehen hatte, trug er dieselben schwarzen Baseball-Shorts und dasselbe, einst weiße, inzwischen kohlengrau verfärbte, zerrissene T-Shirt.
    »Die Winkeleisen liegen noch drüben.« Er deutete mit dem Daumen in die Ecke der Lagerhalle. »Aber zugeschnitten sind sie alle. Schrauben habe ich auch für Sie bereitgelegt.«
    »Prima«, sagte Ron.
    »Ich will ja nicht neugierig sein – aber zu was brauchen Sie eigentlich das ganze Zeug? Für 'nen Zoo oder für 'nen Zirkus?«
    »Für so was Ähnliches.«
    »Also Zoo? Wollen Sie darin 'nen Tiger halten? Hier gibt's doch keine.«
    »Ich sage doch, für so was Ähnliches.«
    Kantowitz' Mund wurde noch schmaler, als er ohnehin schon war. Dieser Ami ging ihm langsam auf den Geist. Rannte Tag um Tag mit seiner Armschiene durch die Gegend, aber zu einem vernünftigen Gespräch war sich der arrogante Pinkel zu schade.
    Er wollte abdrehen.
    »Moment, Steve!«
    »Was denn noch?«
    »Der Haken?«
    »Den haben Sie doch schon ausgesucht!«
    »Schon. Aber zu dem Haken brauche ich eine Öse. Und ein Drehgelenk.«
    »Wie an einem Kran?«
    »Richtig. – Habt ihr so was?«
    »Haben wir.«
    Und damit war die Konversation beendet.
    Ron sah auf seine Uhr. Fünf. Langsam Zeit, daß Hendrik mit dem Renault aufkreuzte. Er fühlte sich in der heißen Halle wie erschlagen.
    Und dann hörte er einen Wagen. Aber das war nicht Hendriks alte Karre, es war ein Jeep. Ein roter Jeep. Patrick Lansons Jeep – tatsächlich!
    Er hielt in dem sonneglühenden Verladehof, und durch die hohe Schiebetür sah Ron, daß sich drei Personen in dem Wagen befanden: Patrick am Steuer, dann der Beifahrer … auf dem Rücksitz aber – bei Gott, das war Gilbert! Mit dieser ewig leuchtenden Kugelbirne hätte er ihn unter Tausenden herausgekannt. Gerade kletterte er herunter. Auch Patrick hatte den Wagen verlassen. Und nun …
    Rons Herz schlug hart und schnell.
    Tama!
    Ja, er hatte diesen Augenblick zu sehr erwartet, zu sehr ersehnt! – Nun, da er gekommen war, fühlte er Schüchternheit, eine Art glückliche Beklemmung, die ihn unfähig machte zu denken oder sich auch nur zu bewegen.
    Lanson sprach mit Steve Kantowitz, und der deutete zur Halle herüber – und da kam sie!
    Tama, meine Tama … Jeans trug sie, enge Jeans und einen gleichfalls engsitzenden, ärmellosen Baumwollpullover. Und das Haar wehte bei jedem Schritt, und ihre Haut leuchtete. Den Arbeitern am Gabelstapler riß es die Köpfe herum, und in ihm flammte ein unsinniges, aber überwältigendes Gefühl von Besitzerstolz auf.
    Dann rannte er los. Ihm war der Arm völlig egal. Heftig atmend, mit geöffneten Lippen standen sie sich gegenüber und starrten sich an.
    »Ovaku, Ovaku«, flüsterte sie und fand kein anderes Wort, wiederholte nur immerfort seinen Namen: »Ovaku, Ovaku.«
    Er wollte sie in die Arme schließen, aber das ging nun mal nicht.
    »Weißt du, wie du aussiehst, Ovaku?«
    »Wie denn?«
    »Wie ein Vogel, dem ein Flügel abgebrochen ist und der nicht mehr fliegen, nur noch rennen kann.«
    »Bin ich auch, ein Vogel. Und was für einer! Aber das Fliegen, das lerne ich wieder, verlaß dich drauf.« Dann kam Patrick Lanson heran. Seine grünen Augen gingen von Ron zu Tama und von Tama zu Ron. »Das ist sie also?«
    »Ja«, sagte Ron, »das ist sie!«
    »Deine Paradies-Prinzessin.«
    »Sieht man ihr doch an. Außerdem, sie ist noch viel, viel mehr!«
    Tama lächelte.
    »Und wann kommt ihr in meine Kirche zur Trauung?«
    Das Wort verstand Tama nicht. Fragend legte sie den Kopf schräg. Ron verzichtete auf eine Erklärung. »Oh«, sagte er, »bald, Patrick. – Aber jetzt haben wir eine Menge zu tun …«
    ***
    Die Tür war geschlossen, und es gab nur noch einen einzigen Menschen auf der Welt: Tama …
    Seine Hand strich über die Rundung ihrer Hüfte, über den

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