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Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Titel: Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Balzter
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verursacht all die kleinen Geräusche im Haus, die man tagsüber nie hört, nur nachts, und die einen vor Angst den Schlaf kosten können? – Erst dann erkennt man, dass man im Grunde nicht viel über das Leben weiß.
    Zu den wenigen Dingen jedoch, die der Menschheit schon seit Jahrtausenden über das Leben als solches bekannt sind, gehört die Erkenntnis, dass es sich einen Dreck um die kosmische Bilanz zwischen Glück und Unglück schert.
    „Das darf nicht wahr sein. Das glaub ich einfach nicht. Das ist doch eine zum Himmel stinkende, abgefeimte, widerliche, ekelerregende, hässliche Sauerei!“ Leas Blick fuhr wieder und wieder suchend die Liste mit den fünfundzwanzig Namen ab, die als Teilnehmer des Computerkurses am Schwarzen Brett des Eschersbacher Turnvater-Jahn-Gymnasiums hingen. Theo. Kevin. Siegmund. Dani. Yves. Marlon. Noch ein Kevin. Nikita. Yasmin. Beren. Griselda. Noch ein Kevin …
    Keine Lea.
    Nun wäre es für andere Schüler eine Nebensache gewesen, ob sie ein bestimmtes Fach belegt hatten oder eben ein anderes. Nicht so für Lea. In ihrem Leben gab es zwei große Leidenschaften: Die eine war der noble Blutsauger, von dem entführt zu werden sie diesen Sommer nicht zum ersten Mal getagträumt hatte.
    Die andere war der Computer.
    Vielleicht hatte es etwas damit zu tun, dass ihr Vater damit sein – na ja, also auch ihr – Geld verdiente: Er schrieb Programme und verkaufte sie. Nicht irgendwelche Programme, sondern das, was er für den zukunftsträchtigsten Zweig hielt: Steuerungssoftware für Haushaltsgeräte. Ein Kühlschrank, der jedes Ei und jedes Stück Fleisch beim Hineinlegen automatisch abscannte und sich beschwerte, wenn etwas schlecht zu werden drohte oder bald ausging. Eine Alarmanlage, die jeden Besucher oder Einbrecher schon an der Grundstücksgrenze erfasste und den Hausbesitzern oder der Polizei meldete. Eine multimediale Tasse mit Temperaturfühler, die den Trinkenden warnte, wenn der Kaffee noch zu heiß war. Ein elektronisches Türschild, das automatisch „Konferenz!“ anzeigte, wenn drinnen mehr als zehn multimediale Tassen mit heißen Getränken auf dem Tisch standen ...
    Als ihr Vater vor acht Jahren damit angefangen hatte, schien er die besten Karten in der Hand zu haben. Er kam als Quereinsteiger in die Branche und setzte sich sozusagen ins gemachte Nest: Sein Partner, der sich um die Hardware kümmerte, hatte bis dahin schon sein zweites Haus mit seinen Produkten finanziert. Die Kunden: prestigesüchtige Großunternehmen, die gegenüber ihren eigenen Klienten und Geschäftspartnern mit ihrer technischen Fortgeschrittenheit protzen wollten. Dort war definitiv genug Geld vorhanden, so die Kalkulation, um auch dem ehemaligen Journalisten Hans Leonardt, seiner Frau Valeska und Tochter Lea ein gutes Auskommen zu sichern. In einer Zeit, da das Pressewesen von einer Anzeigenkrise zur nächsten schlitterte, fühlte Leas Vater sich, als habe er das sinkende Schiff gerade rechtzeitig verlassen.
    Doch dann kam Ende der Neunziger die große Krise der IT-Unternehmen und bald darauf die der restlichen Wirtschaft. Geld für Prestigeobjekte wurde rigoros zusammengestrichen. Hans Leonardt behielt seinen exzellenten Ruf, aber nicht seine Aufträge.
    Was in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends wie ein Lichtstreif am Horizont wirkte, eine allgemeine wirtschaftliche Stabilisierung, sollte sich bald zur nächsten, noch schlimmeren Krise entwickeln, in der zunächst Banken, dann ganze Staaten mit immer neuen Milliarden gerettet wurden – die dann an anderer Stelle fehlten. Etwa im Budget für IT-Projekte.
    Seitdem hielt er sich mehr schlecht als recht über Wasser, zehrte von langfristigen Wartungsverträgen, die er in den fetten Jahren hatte abschließen können, und von zahlreichen kleineren Aufträgen, die meistens Unmengen an Arbeit erforderten und nicht sehr viel Geld einbrachten. Er konnte sie aber auch nicht ablehnen, denn er wollte seinen guten Ruf ausbauen und damit eines Tages, ganz bestimmt, den einen Großen Auftrag an Land ziehen ...
    Lea sah ihren Vater nur noch selten, und dann nie sehr lange.
    Dabei hatte er sein Büro zu Hause, im oberen Stock, dreißig luxuriöse Quadratmeter, nicht mehr als ebenso viele Schritte vom Rest seiner Familie entfernt.
    Aber es war eine andere Welt, und der Zutritt wurde selbst für Familienmitglieder streng reglementiert.
    Lea durfte an ihrem zwölften Geburtstag zum ersten Mal jenes Allerheiligste betreten und verbrachte seither jede

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