Das Rosenhaus
dich zu
sehen.«
»Aha. Bob«, sagte Nathan mit Herzenswärme in der Stimme. »Wie geht’s
dem alten Jungen?«
»Pass auf mit dem ›alten‹ …«, warnte Abi ihn lächelnd.
»Ach, stimmt, er ist ja sogar jünger als du …«
»Drei Jahre.«
»Dein jugendlicher Lover.«
»Nathan …«
»Wenn es nach ihm ginge, schon.«
»Wir sind Freunde.«
»Aber nur, weil du dem armen Burschen kein Zeichen gibst und ihn
zappeln lässt.«
»Der arme Bursche, wie du ihn nennst, will gar kein Zeichen. Du
weißt genau, dass ich nicht sein Typ bin.«
»Ach, Mum, erzähl mir doch nichts! Wenn Bob schwul ist, dann bin ich
Doris Day!«
Abi sah ihren Sohn an und zog eine Augenbraue hoch.
»Soso. Und, wie sieht’s aus? Ein Stückchen Bob-Kuchen zum Tee, liebe
Doris?«
Lily hatte einen Entschluss gefasst.
Sie wollte Dylan vorschlagen, in das Gästezimmer einzuziehen. Er
verbrachte inzwischen so viel Zeit im Rose Cottage, dass es für ihn viel
praktischer wäre, auch dort zu wohnen. Zumal er, seit sein Mitbewohner
ausgezogen war, Mühe hatte, die Miete für seine Wohnung aufzubringen.
Es wäre eine gute Lösung für ihn, und wahrscheinlich auch für Liam.
Und auch ihre Motive waren nicht ausschließlich altruistischer Natur.
Denn Liam, so ging es ihr durch den Kopf, verhielt sich wie ein
Igel. Wenn er mit Dylan zusammen war, war er zutraulich, doch sobald er weg
war, rollte er sich ein und zeigte seine Stacheln.
Während Dylan am nächsten Tag die übliche Krankengymnastik
mit Liam exerzierte, fuhr Lily nach Truro zu Peter.
Er hatte einen Home-Office-Tag im Garten eingelegt, wo er – für
seine Verhältnisse leger gekleidet – an dem weißen schmiedeeisernen Tisch saß,
auf dem irgendwelche Pläne ausgebreitet lagen. Er streckte die aus den
Chino-Shorts herausragenden, kräftigen Beine zur Seite aus, auf dass die Sonne
sie wie von Zauberhand ein klein wenig bräunte.
Lily kam durch den hinteren Garteneingang. Sobald er sie sah,
strahlte er übers ganze Gesicht und schob die Pläne einen Tick zu hastig
zusammen. Fast, als wolle er etwas verbergen.
»Perfektes Timing«, begrüßte er sie. »Ich wollte gerade Pause
machen.« Er streckte die Arme über den Kopf und gähnte übertrieben. »Sei so
lieb und mach uns einen Kaffee, Lily, dann kann ich in der Zwischenzeit diesen
ganzen Papierkram ins Arbeitszimmer bringen.«
Im Vorbeigehen erhaschte Lily einen Blick auf die Pläne, und sofort
begriff sie, worum es ging.
Er hatte sich so bemüht, das Kunstzentrum ihr gegenüber nicht zu
erwähnen, weil er davon ausging, dass er damit einen wunden Punkt treffen
würde. Aber Liams schwerer Unfall hatte nichts an der Tatsache geändert, dass
das Projekt weiter eine große Rolle in Peters Leben spielte.
Und jetzt musste er allein damit fertig werden.
»Du kannst ruhig darüber reden, Peter«, versicherte Lily ihm, von
schlechtem Gewissen geplagt.
»Ich weiß nicht, was du meinst.«
»Du brauchst nicht so zu tun, als existierte es nicht.«
Er versuchte, sie so anzusehen, als hätte er keine Ahnung, was sie
meinte, doch dafür kannten sie einander einfach zu gut.
»Aber wünschst du dir nicht manchmal, dass es nicht existierte?«
Sie sah aus, als würde sie einen Moment darüber nachdenken. Dann
schüttelte sie den Kopf.
»Ich versuche eigentlich, mir zu sagen, dass nichts ohne Grund
passiert.«
Lily ging in die Küche, in der sie sich so gut auskannte wie in
ihrer eigenen, machte Kaffee, brachte ihn hinaus in den Garten und setzte sich.
Mit geschlossenen Augen lehnte sie sich zurück, ließ sich die Sonne ins Gesicht
scheinen und von ihrer Wärme verwöhnen.
Als Peter wieder herauskam, lächelte er immer noch einen Tick zu
strahlend.
»Und, wie geht’s dem Patienten?«
»Ist die Ungeduld in Person.«
»So schlimm?«
»Ja, immer noch.«
»Und wie geht es dir?«
»Ganz gut.«
Peter wartete eigentlich auf eine ausführlichere Antwort, doch als
die ausblieb, redete er weiter.
»Und wie macht sich der Junge?«
»Dylan? Der ist klasse. Ich weiß nicht, wie wir je ohne ihn
zurechtgekommen sind, na ja, seien wir ehrlich, sind wir ja im Grunde gar nicht
… und darum …« Sie atmete schwer aus und hielt sich an ihrer Kaffeetasse fest.
»Darum bin ich jetzt hier. Ich wollte etwas mit dir besprechen, eine Idee, die
ich hatte … Ich möchte Dylan vorschlagen, bei uns einzuziehen.«
Peter schwieg. Lily hörte ihn langsam ausatmen.
»Okay …«, sagte er mit Bedacht.
Sie schenkte Kaffee nach.
»Okay«,
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