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Das Rosenhaus

Das Rosenhaus

Titel: Das Rosenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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einander hatten, konnte nichts schiefgehen. Und sie hatten einander doch
noch, oder?
    Warum hatte er sich ihr neulich abends nicht geöffnet?
    Er hatte doch gespürt, dass sie reden wollte. Und er hatte sie so
gerne berühren wollen.
    Sie waren sich so fremd. So fern. So etwas hatten sie in den
dreizehn Jahren ihrer Beziehung noch nie erlebt.
    Auch nicht, als …
    Als …
    Er schüttelte den Kopf und ballte frustriert die Hand, wogegen die
Muskeln sofort schmerzhaft protestierten. Er öffnete die Faust wieder und legte
sich die Hand aufs Gesicht. Rieb sich die müden Augen und die gerunzelte Stirn.
    Ach, Lily.
    Manchmal war er so wütend auf sie, dass er ihr eine runterhauen
könnte. So, jetzt hatte er es zugegeben. Manchmal würde er ihr am liebsten an
die Gurgel gehen.
    Diese Gefühle machten ihm Angst.
    Aber warum war er wütend auf sie?
    Er sollte auf sich selbst wütend sein. Nur auf sich selbst.
    Er vermisste sie.
    Er vermisste ihre Gemeinschaft.
    Aber wie konnten sie je wieder wie früher sein, wenn er sich so
verhielt?
    Wie konnten sie je wieder glücklich werden, wenn …
    Liam schüttelte den Kopf und seufzte frustriert.
    »Du bist doch ein blödes Arschloch, Liam Bonner«, schimpfte er mit
sich selbst. »Ein blödes Riesenarschloch.«
    Wieder schüttelte er den Kopf.
    Aber es lag doch nicht nur an ihm! Es war doch nicht alles nur seine
Schuld! Oder?
    Sie hätte sich ja auch ein bisschen mehr Mühe geben können.
    Sie hätte sich in vielerlei Hinsicht mehr Mühe geben können.
    Zum Beispiel neulich abends, als sie ihn geküsst hatte.
    Sie hatte ziemlich schnell aufgegeben.
    War ziemlich schnell hoch ins Schlafzimmer gegangen. In den ersten
Stock. Wo er nicht hinkam.
    Als er daran zurückdachte, öffnete er die Augen und sah zu der
Stelle, an der Lily gesessen hatte. Der Ausdruck von Schmerz in seinem Gesicht
wich dem von Überraschung und einem Anflug zynischer Freude, als er bemerkte,
dass sie etwas zurückgelassen hatte, das er noch gut gebrauchen konnte.

 

    17
    D er Tag, an
dem Dylan ins Rose Cottage einzog, war der erste sonnige Tag seit einer
geschlagenen Woche. Und man konnte nur hoffen, das Wetter habe nun endlich in
Richtung Sommer umgeschlagen. Nur die Rosen blühten noch nicht. Die Knospen
wurden immer dicker, wollten sich aber partout nicht öffnen. Es war ihnen nicht
zu verübeln – die Sonne stand noch nicht hoch genug am Himmel, um ihnen im Schatten
des Hauses Wärme und Licht zu spenden.
    Dylan hatte seinen alten Mini so mit seinen Habseligkeiten
vollgestopft, dass er an eine überquellende Mülltonne erinnerte. Mit offenen
Fenstern, aus denen laute Musik dröhnte, fuhr Dylan vor.
    »Dylan ist da«, rief Lily laut, damit Liam es hörte, der noch im
Bett lag. Doch ihre Äußerung war völlig überflüssig, weil das laute Sprotzen
des kleinen Vehikels Ankündigung genug war. Erleichtert und traurig sah sie,
wie sich auf Liams Gesicht zum ersten Mal, seit Dylan am Freitag nach Hause
gefahren war, ein Lächeln abzeichnete.
    »Der Untermieter ist da. Gesund und munter?«
    Sie nickte.
    »Gesund und trotz der Zumutung, die sein Wagen eigentlich darstellt,
offensichtlich auch munter. Kannst du sein Auto sehen?«
    Liam schüttelte den Kopf.
    »Sieht aus wie ein Flohmarkt auf Rädern. Das Auto ist so voll, dass
man Dylan gar nicht sehen kann. Und ich glaube, Reefer hat er aufs Dach
gebunden. Ich seh mal, ob er Hilfe braucht …«
    Und damit ging sie nach draußen. Sie öffnete die Beifahrertür, um
Reefer zu befreien, der sich in Wirklichkeit den Vordersitz mit einer Kiste
voller alter LP s und einem schwarzen Müllsack geteilt hatte, aus dem
Klamotten hervorquollen. Er leckte kurz ihre Hand ab und trottete dann an ihr
vorbei durch die offene Haustür und legte sich seufzend vor den kalten Kamin in
der Küche. Er war froh, endlich sein Ziel erreicht zu haben.
    »Komm, ich helfe dir«, sagte Lily und beäugte die Surfbretter, die
Dylan auf dem Dach des Wagens festgezurrt hatte.
    »Nicht nötig, danke, ich schaff das schon. Ist gar nicht so viel,
wie es aussieht, die meisten Sachen im Kofferraum sind sowieso für den
Flohmarkt bestimmt, und was da nicht ein neues Zuhause findet, landet auf der
Müllkippe. Die Bretter kann ich unten im Klub unterbringen. Eine Tasse Tee wäre
allerdings der Hammer, habe gestern meinen Auszug gefeiert und jetzt einen
tierischen Brand.«
    »Das kommt davon, Dylan.«
    »Danke, Mama. Apropos: Wo ist Dad?«
    »Der liegt noch im Bett. Geht ihm heute nicht

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