Das Rosenhaus
wiederholte er, »ich kann schon verstehen, wie du darauf
kommst, aber bist du dir sicher, dass das so schlau ist? Er arbeitet für euch.
Wenn er bei euch wohnt, verwischen sich die Grenzen.«
»Ich weiß.«
»Und vielleicht will er auch gar nicht bei euch einziehen.
Vielleicht hätte er dann das Gefühl, rund um die Uhr im Dienst zu sein.«
»Ja, der Gedanke ist mir auch schon gekommen.«
»Natürlich soll er dir und Liam das Leben erleichtern, und das tut
er ja auch nach Kräften, aber ihr dürft euch nicht von ihm abhängig machen,
Lily. Ab September wird er wieder studieren. Was wird dann?«
»Meine Stimme der Vernunft«, lächelte sie und strich ihm über die
Wange. »Also, erstens wird es Liam bis dahin hoffentlich besser gehen, und er
wird nicht mehr so viel Hilfe brauchen. Zweitens kann Dylan gerne über Liams
Genesung hinaus als Untermieter bei uns wohnen bleiben. Drittens kann er aber
auch gerne in ein Studentenwohnheim in der Stadt umziehen, das läge dann ganz
bei ihm.«
Peter nickte nachdenklich.
»Und was sagt Liam dazu?«
»Ich habe noch nicht mit ihm darüber gesprochen, ich wollte erst
deine Meinung dazu hören.«
Peter zuckte mit den Schultern.
»Die Sache hat Vor- und Nachteile und will gründlich durchdacht sein
…«
»Ich glaube, das habe ich bereits.«
»Ich finde nur, dass du dir Zeit lassen und nichts überstürzen
solltest. Nicht, dass du es später bereust.«
Sie nickte.
Und obwohl sie es eigentlich schon sorgfältig abgewogen hatte,
schlief sie Peter zuliebe doch noch einmal darüber. Da sich aber auch bis zum
nächsten Tag keine Zweifel einstellten, weihte sie Liam in einem seiner
entspannteren Momente in ihre Idee ein, Dylan zu ihrem Untermieter zu machen.
Sie hatte Widerstand erwartet und war umso mehr überrascht, als er
sich ihrem Vorschlag gegenüber aufgeschlossen zeigte.
»Keine schlechte Idee.«
»Aber auch keine gute, oder wie?«
»Das habe ich nicht gesagt. Es gibt dabei nur so einiges zu
bedenken. Zum Beispiel die Frage, ob wir unser Zuhause wirklich mit einer
dritten Person teilen wollen.«
»Das Haus ist doch so groß, wir würden kaum merken, dass er hier
ist. Er könnte die ganze obere Etage für sich haben.«
»Er könnte auch den ersten Stock haben, davon würde ich auch nichts
merken.« Liam lächelte schief.
»Wie dem auch sei, ich wollte es wenigstens vorgeschlagen haben. Du
kannst ja darüber nachdenken und dann entscheiden.«
»Also, im Prinzip ist es eine gute Idee. Wie können ihn beide gut
leiden, wir kommen gut mit ihm zurecht und wissen, dass es bei ihm momentan
finanziell etwas eng ist.«
»Heißt das, dass du es dir überlegen wirst?«
»Können wir das nicht gemeinsam tun?«
»Ich dachte, du wolltest vielleicht in Ruhe darüber nachdenken.«
»Also, wie gesagt, prinzipiell eine gute Idee. Dir ist klar, dass
Dylan seinen Hund mitbringen würde?«
»Ja.«
»Und das macht dir nichts aus?«
»Überhaupt nicht. Ich finde es irgendwie schön, ihn um mich zu
haben.«
»Den Hund oder Dylan?«
»Beide.« Lily lächelte. So etwas hätte der alte Liam auch gesagt.
Ihr Liam.
»Du bist also doch immer noch da«, sagte sie und drückte ihm sanft
die Zeigefingerspitze auf die Stirn.
»Was?«, fragte er so harsch, dass sie einen Schritt zurücktrat.
»Nichts … Würde es dir denn etwas ausmachen? Einen Hund im Haus zu
haben?«
Er schüttelte den Kopf.
»Du hast also nichts dagegen?«
»Nicht im Entferntesten.«
»Also soll ich mit ihm reden?«
»Nein.«
»Aber ich dachte …«
» Ich werde mit ihm reden.«
»Okay, wenn du willst. Wann?«
»Morgen. Kurz bevor er nach Hause geht. Damit er nicht meint, uns
sofort antworten zu müssen. Damit er noch ein wenig Bedenkzeit hat.«
Doch Dylan brauchte nicht nachzudenken. Er war sofort
einverstanden.
Als Liam es ihr sagte, atmete Lily langsam aus und stellte fest,
dass sie lächelte.
Die Vorstellung, dass ein Fremder in ihre Zweisamkeit eindrang, wäre
früher unmöglich gewesen. Und jetzt freute sie sich sogar darauf. Wie sich die
Dinge doch geändert hatten.
»Na, dann werden wir ja bald zu dritt sein.« Liams Stimme klang
plötzlich heiser.
»Zu viert«, korrigierte Lily ihn und versuchte, weiter zu lächeln.
»Du hast Reefer vergessen.«
Als Liam schlaflos im Bett lag und die Gedanken in seinem Kopf
Karussell fuhren, dachte auch er darüber nach, wie die Dinge sich geändert
hatten und sich weiter ändern würden, wenn Dylan erst bei ihnen wohnte.
Lilys Erleichterung war
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