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Das Rosenhaus

Das Rosenhaus

Titel: Das Rosenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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und gewaschen hatte.
    Er hatte ihr schon so oft erklärt, er könne das selbst machen.
Schließlich hatte sie ihn zur Selbstständigkeit erzogen. Sie hatte ihm als
Teenager sogar eingeimpft, sich niemals darauf zu verlassen, dass andere die
grundlegendsten Dinge des täglichen Lebens für einen erledigten. Darum hatte er
schon früh Kochen, Waschen, Putzen und Bügeln gelernt. Doch wenn er jetzt, als
erwachsener Mann, nach Hause kam, ließ sie es sich nicht nehmen, seine Wäsche
zu machen. Es war für sie zu einem Ritual geworden. Um ihn willkommen zu
heißen.
    Sie sah auf, als sie etwas an der Tür hörte, und strahlte ihn an.
    »Na, du? In der Kanne ist frischer Tee.«
    »Ein Kaffee wäre mir lieber.«
    »Es ist Nachmittag, und wir befinden uns in England.«
    »Und seit wann bist du eine Verfechterin traditioneller Werte?«
Lächelnd ging er auf sie zu und küsste sie auf die Stirn. Dann schenkte er sich
doch eine Tasse Tee ein und setzte sich damit an den Tisch, den Stuhl so
gedreht, dass er die Füße hochlegen und dem Feuer entgegenstrecken konnte.
    Es war zwar nicht sonderlich kühl, aber da er gerade längere Zeit in
einem Land verbracht hatte, wo das Thermometer mittags auf gut und gerne 35
Grad kletterte, war er völlig durchgefroren.
    Betty Proctors große, rot getigerte Katze, die im Sommer zwischen
Abis und Bettys Küche pendelte, lag auf der Fensterbank, sprang aber sofort von
dort herunter und auf Nathans Schoß. Er begann, ihren Kopf zu streicheln,
worauf sie anfing zu schnurren.
    Abi zog den Stecker des Bügeleisens heraus, platzierte den Stapel
gebügelter Wäsche auf der Kommode, um sie später nach oben zu bringen, klappte
das Bügelbrett zusammen und brachte alles in den Hauswirtschaftsraum. Dann
setzte sie sich ihrem Sohn gegenüber an den Tisch, schenkte sich ebenfalls
einen Tee ein und genoss die gute Gesellschaft.
    Nathan trank einen Schluck.
    »Ich habe heute unten am Hafen eine Frau gesehen.«
    »Ach ja?« Abi war sofort klar, dass hinter seiner betonten
Lässigkeit mehr steckte.
    »Aber ich kannte sie nicht.«
    »Wahrscheinlich eine Touristin.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Dunkle Haare, trauriges Lächeln.
Als hätte sie den Sinn des Lebens gefunden und wieder verloren.«
    »Ach, das könnte Lily sein.«
    »Sie hatte einen Hund bei sich, irgendeine große, schlanke
Promenadenmischung.«
    Abi schüttelte den Kopf.
    »Dann doch nicht. Lily hat keinen Hund.«
    »Also nicht Lily?«
    »Wahrscheinlich nicht. Was sollen die Fragen?«
    »Bin bloß neugierig.«
    »Du weißt ja, was Neugierde für dramatische Folgen haben kann.
Neugier ist der Katze Tod.«
    »Hast du das gehört, Tiger?« Mit dem Mittelfinger strich Nathan über
das dunkelrote V , das das karamellfarbene Fell der Katze am Kopf zeichnete,
worauf das Tier nur noch lauter schnurrte. »Zeig am besten niemals Interesse an
irgendetwas, sonst kriegst du Ärger!«
    »Das habe ich nicht gemeint, und das weißt du ganz genau!« Sie sah
ihn streng an, nahm es aber humorvoll. »Ich staune nur, dass du dich so sehr
für jemanden interessierst, den du überhaupt nicht kennst.«
    Er fragte sich, warum er ihr nicht das Foto zeigte, das er am
Nachmittag entwickelt hatte. Das Bild war so gut geworden, wie er erwartet
hatte. Nein, besser. Es war der Hammer. Er war schon immer äußerst
selbstkritisch gewesen – ein Charakterzug, der ihm das Leben nicht immer leicht
gemacht, aber auch den beruflichen Erfolg beschert hatte, mit dem er sich
niemals brüstete. Aber in diesem Fall freute er sich trotz aller Selbstkritik
über das besonders gelungene Foto.
    Trotzdem erwähnte er es nicht.
    »Sie war außergewöhnlich schön«, sagte er stattdessen. Und sah, wie
seine Mutter die Stirn runzelte.
    Dann fragte sie ihn spitz:
    »Bist du in letzter Zeit mal in New York gewesen?«
    Jetzt war er es, der sie streng ansah.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich …«
    »Dann wird es höchste Zeit, mein Lieber.«
    »Ach ja?«
    Sie fixierte ihn, doch er nippte einfach nur an seinem Tee und sagte
dann: »Ich mache heute Abendessen. Eins von meinen Currys. Und zwar so scharf,
dass diese hässlichen Hüttenschuhe davon bis zum Mülleimer geschleudert
werden.«
    »Du versuchst doch bloß, das Thema zu wechseln.«
    Er lächelte geheimnisvoll und verriet ihr mit seinem unbeirrbaren
Blick, dass er genau das hiermit getan hatte.
    »Okay, okay. Gerne, ich freu mich drauf. Danke. Wir könnten diese
Woche auch mal im Port Hole essen gehen, Bob freut sich sehr darauf,

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