Das Rosie-Projekt
Hustensignal nötig gewesen), und Rosie klickte ihre gegen meine.
»Prost«, sagte sie. »Gut gemacht.«
»Versprechen Sie, dem Café einen Scheck zu schicken?«
»Was auch immer. Versprochen.« Gut.
»Sie waren brillant«, sagte ich. Ich hatte das schon seit einiger Zeit kundtun wollen. Rosies Auftritt als angehende Medizinstudentin war beeindruckend gewesen. »Aber warum haben Sie bei dem Zugangstest eine so hohe Punktzahl angegeben?«
»Was meinen Sie?«
Ich erklärte, dass ich nicht gefragt hätte, wenn ich die Antwort hätte herleiten können.
»Weil ich nicht dumm erscheinen wollte.«
»Vor Ihrem potentiellen Vater?«
»Ja. Vor ihm. Vor jedem. Ich bin es ziemlich leid, dass gewisse Leute mich für dumm halten.«
»Ich finde, Sie sind bemerkenswert intelligent …«
»Sagen Sie es nicht.«
»Was?«
»Für eine Bedienung. Das wollten Sie doch sagen, oder?«
Rosies Vermutung war korrekt.
»Meine Mutter war Ärztin. Mein Vater auch, was die Gene betrifft. Und man muss keinen Doktortitel haben, um klug zu sein. Ich habe Ihr Gesicht gesehen, als ich sagte, ich hätte vierundsiebzig Punkte im GAMSAT . Sie haben gedacht: ›Er wird nicht glauben, dass diese Frau so klug ist.‹ Aber er hat es geglaubt. Also legen Sie Ihre Vorurteile ab.«
Dies war eine durchaus berechtigte Kritik. Ich hatte wenig Kontakt zu Menschen außerhalb des akademischen Bereichs, und meine Vermutungen über den Rest der Welt gründeten vor allem auf Filmen und Fernsehserien, die ich als Kind verfolgt hatte. Ich sah ein, dass die Charaktere aus
Verschollen zwischen fremden Welten
und
Raumschiff Enterprise
möglicherweise nicht repräsentativ für die Menschheit im Allgemeinen waren. Und Rosie passte ganz gewiss nicht in mein Schema einer Barfrau. Es war gut möglich, dass viele andere meiner Vermutungen über Menschen ebenso falsch waren. Das überraschte mich nicht.
Das DNA -Analysegerät war bereit.
»Welcher ist Ihnen lieber?«, fragte ich.
»Egal. Ich will keine Entscheidungen treffen.«
Ich merkte, dass sie sich auf die Reihenfolge des Testens bezog und nicht auf die Wahl eines Vaters. Ich verdeutlichte meine Frage.
»Ich weiß es nicht«, meinte sie darauf. »Ich habe den ganzen Nachmittag darüber nachgedacht. Alan ist tot, was Scheiße wäre. Und Natalie wäre dann meine Schwester, was ich, ehrlich gesagt, ziemlich schräg fände. Aber es wäre eine Art Abschluss, falls das einen Sinn ergibt. Peter gefällt mir, aber eigentlich weiß ich gar nichts über ihn. Wahrscheinlich hat er Familie.«
Mir fiel wieder einmal auf, dass dieses Vaterprojekt nicht gut durchdacht gewesen war. Rosie hatte den Nachmittag damit verbracht, unerwünschte Gefühle zu verdrängen, und dennoch schien die Motivation für dieses Projekt rein emotional zu sein.
Ich nahm zunächst die Probe von Peter Enticott, da ich für die Haare aus Natalies Bürste mehr Vorbereitung bräuchte. Keine Übereinstimmung.
In dem Haarbüschel hatte ich mehrere Wurzeln gefunden, also wäre es nicht nötig gewesen, die Zahnbürste zu stehlen. Während ich sie aufbereitete, überlegte ich, dass Rosies erste beiden Kandidaten, einschließlich Eamonn Hughes, den sie für sehr wahrscheinlich gehalten hatte, nicht die Richtigen gewesen waren. Meine Prognose lautete, dass Alans Tochter ebenfalls nicht passen würde.
Ich hatte recht. Ich achtete darauf, Rosies Reaktion zu verfolgen. Sie wirkte sehr traurig. Wie es aussah, würden wir uns wieder betrinken müssen.
»Denken Sie dran«, sagte sie, »dass die Probe nicht von ihm ist, sondern von seiner Tochter.«
»Das habe ich bereits eingerechnet.«
»Ja, natürlich. Dann war’s das.«
»Aber wir haben das Problem nicht gelöst.« Als Wissenschaftler bin ich es nicht gewohnt, bei Schwierigkeiten einfach aufzugeben.
»Das werden wir auch nicht«, erwiderte Rosie. »Wir haben alle getestet, die ich von denen kenne, die in Frage kommen.«
»Schwierigkeiten sind unvermeidbar«, sagte ich. »Große Projekte setzen Ausdauer voraus.«
»Sparen Sie sich die für etwas auf, das Ihnen was bedeutet.«
Warum konzentrieren wir uns auf gewisse Dinge und vernachlässigen dafür andere? Wir riskieren unser Leben, um einen Menschen vor dem Ertrinken zu retten, geben aber keine Spende, die Dutzende von Kindern vor dem Verhungern retten könnte. Wir installieren lieber Sonnenkollektoren, weil sie Strom ohne direkte CO 2 -Emission erzeugen – wobei die gesamte CO 2 -Bilanz unter Einbeziehung von Herstellung und Installation
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