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Das Rosie-Projekt

Das Rosie-Projekt

Titel: Das Rosie-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graeme Simsion
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Ethikkommission, und du kannst sagen, du hättest gedacht, sie habe zugestimmt.«
    Gene tat offenbar sein Bestes, um zu helfen. Ihm zuliebe lächelte ich.
    »Bringt dir das ein paar Punkte weniger?«, fragte er und wedelte mit dem EPDS -Fragebogen.
    »Ich glaube, nicht.«
    Wir schwiegen. Offensichtlich hatte keiner von uns mehr etwas zu sagen. Ich erwartete, dass Gene ging. Doch er gab nicht auf.
    »Was ist los, Don? Es ist Rosie, oder?«
    »Das ergibt keinen Sinn.«
    »Ich fasse es mal so zusammen«, sagte Gene. »Du bist unglücklich – so unglücklich, dass du deine Karriere gefährdest … deinen Ruf … deinen heiligen Terminplan.«
    Das stimmte.
    »Scheiße, Don, du hast gegen die Regeln verstoßen. Seit wann verstößt du gegen Regeln?«
    Das war eine gute Frage. Ich respektiere Regeln. Aber in den letzten neunundneunzig Tagen hatte ich viele Regeln gebrochen, gesetzliche, ethische und persönliche. Ich wusste genau, wann das angefangen hatte: am Tag, als Rosie in mein Büro marschiert war und ich mich in das Reservierungssystem vom
Le Gavroche
gehackt hatte, um mit ihr auszugehen.
    »Und das alles wegen einer Frau?«, fragte Gene nach.
    »Offensichtlich. Es ist vollkommen irrational.« Ich schämte mich. Es war eine Sache, einen gesellschaftlichen Fehler zu begehen, aber eine andere, zuzugeben, dass mich die Vernunft verlassen hatte.
    »Es ist nur dann irrational, wenn du an deinen Fragebogen glaubst.«
    »Die EPDS ist sehr …«
    »Ich meine deinen ›Essen Sie Niere?‹-Fragebogen. Ich würde sagen: Genetik gegen Fragebogen: eins zu null.«
    »Du meinst, die Situation mit Rosie ist das Ergebnis genetischer Kompatibilität?«
    »Du hast schon eine sehr eigene Art, alles zu formulieren, Don«, meinte Gene. »Wenn du es ein bisschen romantischer ausdrücken willst, würde ich sagen, du bist verliebt.«
    Das war eine außerordentlich befremdende Feststellung. Allerdings ergab sie vollkommen Sinn. Ich war davon ausgegangen, dass romantische Liebe für immer außerhalb meines Erfahrungsbereichs liegen würde. Aber sie erklärte hervorragend meine derzeitige Situation. Ich wollte sichergehen.
    »Ist das deine professionelle Meinung? Als Experte für die Anziehung zwischen Menschen?«
    Gene nickte.
    »Exzellent.« Genes Erkenntnis hatte meinen mentalen Zustand schlagartig verändert.
    »Ich weiß nicht, wie das helfen soll«, sagte Gene.
    »Rosie hat drei Mängel identifiziert. Fehler Nummer eins sei meine Unfähigkeit zu lieben. Jetzt bleiben nur noch zwei, die ich beheben muss.«
    »Und die wären?«
    »Gesellschaftliche Inkompetenz und das Festhalten an Terminplänen. Ein Kinderspiel.«

30
    Ich vereinbarte mit Claudia in unserem üblichen Café einen Termin, um mein gesellschaftliches Umgangsverhalten zu besprechen. Mir war klar, dass es einige Anstrengung kosten würde, meine Interaktionsfähigkeit mit anderen Menschen zu verbessern, und dass selbst die größten Bemühungen Rosie möglicherweise nicht überzeugen könnten. Aber eine Verbesserung meiner gesellschaftlichen Fähigkeiten wäre an sich schon ein Gewinn.
    Ich hatte mich bis zu einem gewissen Grad damit abgefunden, in gesellschaftlicher Hinsicht anders zu sein. In der Schule war ich zunächst ungewollt zum Klassenclown geworden, später dann mit Absicht. Es war an der Zeit, erwachsen zu werden.
    Der Kellner kam an unseren Tisch. »Bestell du«, forderte Claudia mich auf.
    »Was möchtest du haben?«
    »Einen koffeinfreien Latte macchiato mit Magermilch.«
    Diese Kaffeevariante war höchst albern, doch ich sagte nichts. Claudia hatte das bestimmt schon bei anderen Gelegenheiten von mir gehört und würde eine Wiederholung nicht schätzen und sich ärgern.
    »Ich hätte gern einen doppelten Espresso«, teilte ich dem Kellner mit, »und meine Begleiterin nimmt einen koffeinfreien Latte macchiato mit Magermilch, ohne Zucker, bitte.«
    »Oha«, meinte Claudia, »da hat sich was verändert.«
    Ich wies darauf hin, dass ich schon mein ganzes Leben lang höflich und mit Erfolg meinen Kaffee bestellt hätte, aber Claudia wiederholte, mein Verhalten habe sich auf subtile Weise verändert.
    »Um deine Umgangsformen zu verfeinern, hätte ich dir nicht gerade New York empfohlen«, meinte sie, »aber siehe da, dort ist es passiert.«
    Ich erklärte, die Menschen dort seien entgegen ihrer Meinung sehr freundlich gewesen, berichtete von meinen Begegnungen mit Baseballfan Dave, mit Mary, der Assistenzprofessorin und Spezialistin für bipolare Störungen, mit dem

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