Das Rosie-Projekt
Dekan der medizinischen Fakultät der Columbia, David Borenstein, sowie dem Koch und dem komischen Typen im
Momofuku Ko
. Ich erzählte, dass wir zum Abendessen bei den Eslers gewesen seien, die ich als Freunde von Rosies Familie beschrieb. Claudias Schlussfolgerung war einfach. All die ungewohnten sozialen Interaktionen plus der Kontakt mit Rosie hätten meine gesellschaftlichen Fähigkeiten bereits dramatisch verbessert.
»Mit mir und Gene hat es keinen Sinn zu üben, weil du uns weder beeindrucken noch als neue Freunde gewinnen willst.«
Obwohl Claudia recht hatte, dass Übung wichtig wäre, lerne ich im Allgemeinen besser durch Lesen und Beobachten. Meine nächste Aufgabe bestand also in der Beschaffung von Lernmaterial.
Ich entschied, mit den romantischen Filmen zu beginnen, die Rosie namentlich erwähnt hatte. Das waren vier:
Casablanca, Die Brücken am Fluss, Harry und Sally
und
Die große Liebe meines Lebens
. Dazu nahm ich noch
Wer die Nachtigall stört
und
Weites Land
wegen Gregory Peck, den Rosie als sexysten Mann aller Zeiten bezeichnet hatte.
Ich brauchte eine ganze Woche, um alle sechs Filme anzuschauen, da ich den DVD -Player immer wieder anhielt und Notizen machte. Die Filme waren unglaublich hilfreich, aber auch eine große Herausforderung. Die emotionale Dynamik war äußerst komplex! Ich fuhr mit weiteren Filmen über Mann-Frau-Beziehungen fort, die Claudia mir empfahl, sowohl mit glücklichem als auch unglücklichem Ausgang. Das waren
Hitch – Der Date Doktor, Vom Winde verweht, Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück, Der Stadtneurotiker, Notting Hill, Tatsächlich Liebe
und
Eine verhängnisvolle Affäre
.
Claudia schlug außerdem den Film
Besser geht’s nicht
vor, »nur so zum Spaß«. Obwohl ihr Rat lautete, den Film als Beispiel dafür zu sehen, wie man es
nicht
machen sollte, war ich beeindruckt, dass die Figur des Jack Nicholson das Jackett-Problem sehr viel eleganter löste, als ich es getan hatte. Ermutigend fand ich außerdem, dass der Protagonist trotz seiner eklatanten sozialen Inkompetenz, trotz des beträchtlichen Altersunterschieds zur Figur der Helen Hunt, trotz der vermutlich multiplen psychiatrischen Störungen und trotz einer deutlich stärker ausgeprägten Intoleranz als meiner am Ende doch die Frau bekam, die er liebte. Ein exzellenter Film, den Claudia da ausgewählt hatte!
Allmählich wurde mir einiges klar. In romantischen Beziehungen zwischen Männern und Frauen bestanden gewisse gleichbleibende Verhaltensrichtlinien, einschließlich des Verbots der Untreue. Als ich Claudia zur nächsten Übungssitzung traf, musste ich an diese Regel ganz besonders denken.
Wir arbeiteten ein paar allgemeine Szenarien durch.
»Mein Essen hat einen Fehler«, sagte ich. Die Situation war hypothetisch, denn wir tranken nur Kaffee. »Das wäre zu aggressiv, oder?«
Claudia bejahte. »Und bei Essen spricht man nicht von Schaden oder Fehler. Das ist Computersprache.«
»Aber ich kann doch sagen: ›Tut mir leid, ich habe mich geirrt, mein Fehler.‹ Da ist der Gebrauch von ›Fehler‹ akzeptabel, oder?«
»Korrekt«, sagte Claudia und lachte. »Ich meine: ja. Ach, Don, man braucht Jahre, um das zu lernen.«
Ich hatte nicht jahrelang Zeit. Aber ich lerne schnell und befand mich im Schwamm-Modus, in dem ich alles aufsaugte. Ich überlegte ein neues Beispiel.
»Ich könnte eine objektive Aussage machen, gefolgt von der Bitte um Klarstellung, und vorher eine Floskel anwenden: ›Entschuldigen Sie, bitte. Ich hatte das Steak englisch bestellt. Haben Sie eine andere Definition von englisch?‹«
»Netter Versuch, aber etwas zu aggressiv.«
»Nicht akzeptabel?«
»Vielleicht in New York. Hier gibt man nicht dem Kellner die Schuld.«
Ich modifizierte die Frage. »Entschuldigung. Ich hatte das Steak englisch bestellt. Könnten Sie bitte dafür sorgen, dass meine Bestellung korrekt ausgeführt wird?«
Claudia nickte. Aber sie sah nicht ganz zufrieden aus. Mittlerweile achtete ich sehr auf den Ausdruck von Emotionen, und ihre hatte ich richtig gedeutet.
»Don. Ich bin beeindruckt, aber … sich zu ändern, nur um die Erwartungen eines anderen zu erfüllen, ist keine gute Idee. Am Ende wirfst du es Rosie vielleicht noch vor.«
Das hielt ich für unwahrscheinlich. Ich lernte einfach ein paar neue Regeln, das war alles.
»Wenn du jemanden wirklich liebst«, fuhr Claudia fort, »musst du gewillt sein, ihn so anzunehmen, wie er ist. Vielleicht hoffst du, dass er eines Tages aufwacht
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