Das Rosie-Projekt
kennengelernt habe. Isaac Esler: ›Man sollte die Vergangenheit nicht leichtfertig wiederaufleben lassen.‹ Max Freyberg: ›Ich betrachte mich als jemanden, der das Selbstwertgefühl wiederherstellt.‹ Wichser, alle beide! Feiglinge, die weggelaufen sind.«
Ihr Mangel an Logik war erstaunlich. Höchstens einer von ihnen hatte sie im Stich gelassen.
»Geoffrey Case …«, begann ich, weil ich wusste, dass Rosies Kategorisierung auf ihn nicht zutraf, aber wenn Rosie von den Umständen seines Todes erführe, könnte sie das ebenfalls als Flucht vor Verantwortung deuten.
»Ich weiß, ich weiß. Aber wenn es ein anderer ist, ein Kerl mittleren Alters, der nur vorgibt, jemand zu sein, der er nicht ist, dann ist die Sache für das Arschloch gelaufen.«
»Du willst es öffentlich machen?«, fragte ich entsetzt. Plötzlich fiel mir ein, dass ich daran beteiligt sein könnte, jemandem großes Leid zuzufügen, möglicherweise meinem besten Freund. Seiner ganzen Familie! Rosies Mutter hatte nicht gewollt, dass Rosie es wusste, und vielleicht war genau das der Grund dafür gewesen. Rosies Mutter hatte von Natur aus mehr Ahnung von menschlichem Verhalten als ich.
»Korrekt.«
»Aber du wirst jemandem weh tun. Ohne dass es irgendetwas ändert.«
»
Ich
werde mich besser fühlen.«
»Inkorrekt«, widersprach ich. »Studien belegen, dass Rache das Leid des Opfers nur noch verstärkt …«
»Das ist ja dann meine Entscheidung.«
Es bestand die Möglichkeit, dass Geoffrey Case Rosies Vater war. In diesem Fall wären alle drei Proben negativ, und Rosie hätte keine Chance mehr, ihre Rachepläne umzusetzen. Darauf wollte mich nicht verlassen.
Ich schaltete das Gerät ab.
»Hey«, sagte Rosie. »Ich habe ein Recht, es zu erfahren.«
»Nicht, wenn es Leid verursacht.«
»Was ist mit mir? Bin ich dir etwa egal?« Sie wurde emotional. Ich war die Ruhe selbst. Die Vernunft hatte wieder die Kontrolle übernommen. Meine Gedanken waren klar.
»Du bist mir alles andere als egal. Gerade deshalb will ich nicht dazu beitragen, dass du etwas Unmoralisches tust.«
»Don, wenn du den Test nicht machst, werde ich nie wieder mit dir sprechen. Niemals.«
Diese Information war schmerzhaft, aber rational vorhersehbar gewesen.
»Das hatte ich ohnehin als unvermeidlich angesehen«, sagte ich. »Das Projekt wäre abgeschlossen, und du hast kein weiteres Interesse am sexuellen Aspekt bekundet.«
»Dann ist es also mein Fehler?«, fragte Rosie. »Natürlich ist es mein Fehler. Ich bin keine verdammte nichtrauchende, abstinente Köchin mit Doktortitel. Ich bin nicht
organisiert
.«
»Die Abstinenzforderung habe ich inzwischen eliminiert.« Ich erkannte, dass sie sich auf das Ehefrauprojekt bezog. Aber was sagte sie da? Dass sie sich selbst nach den Kriterien des Fragebogens bewertete? Was bedeutete, dass …
»Du hast mich als Partner in Erwägung gezogen?«
»Sicher«, sagte sie. »Abgesehen davon, dass du sozial inkompetent bist, dein Leben nach einem Terminplan richtest und keine Liebe empfinden kannst, bist du perfekt.«
Sie verließ das Labor und knallte die Tür hinter sich zu.
Ich stellte das Gerät wieder an. Ohne Rosie könnte ich die Proben gefahrlos testen und dann entscheiden, was ich mit dem Ergebnis anfinge. Da hörte ich, wie die Tür wieder aufging. Ich drehte mich um und erwartete, Rosie zu sehen. Doch es war die Dekanin.
»Arbeiten Sie wieder an Ihrem geheimen Projekt, Professor Tillman?«
Nun war ich ernsthaft in Schwierigkeiten. Bei allen vorherigen Auseinandersetzungen mit der Dekanin hatte ich die Regeln befolgt, oder mein Verstoß war zu gering gewesen, als dass er hätte bestraft werden können. Das DNA -Analysegerät privat zu nutzen verstieß jedoch grundlegend gegen die Regeln der genetischen Fakultät. Wie viel wusste sie? Normalerweise arbeitete sie nicht an Wochenenden. Ihre Anwesenheit war also kein Zufall.
»Faszinierende Sache, laut Simon Lefebvre«, fuhr die Dekanin fort. »Er kommt in mein Büro und erkundigt sich nach einem Projekt in meiner eigenen Fakultät. Ein Projekt, für das er offenbar selbst eine DNA -Probe abliefern sollte. Was etwas ist, womit Sie arbeiten. Ich erfuhr, dass irgendeine Art Witz dahinterstecken sollte. Verzeihen Sie meinen Mangel an Humor, aber ich war geringfügig im Nachteil … da ich von dem Projekt noch nie gehört hatte. Den Antrag dafür hätte ich doch sehen müssen, als er vor die Ethikkommission ging.«
Bis zu diesem Punkt hatte die Dekanin ruhig und
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