Das rote Band
gesagt?“ Ian und Joanna hatten ihre Vorführung beendet und waren zu ihnen getreten.
„Wie beruhigend es ist“, antwortete Bennett an Jakes Stelle, „zu wissen, dass Joanna und auch Galad nun so gut kämpfen können.“ Sein Gesicht nahm einen ungewohnt ernsten Ausdruck an. „Es werden harte Zeiten auf euch zu kommen, auf euch alle vier.“
„Danke, Bennett, für deine aufmunternden Worte.“ Jake grinste und zog sein Schwert aus dem Waffengürtel. „Ich hätte jetzt Lust auf einen guten Kampf. Wer noch?“ Er klopfte Ronen auf die Schulter. „Wie wäre es?“
Ronen stimmte begeistert zu, doch Bennett winkte ab. „Nein, nein! Ich brauche Erholung und gerne auch ein zweites Frühstück. Ich gehe zur großen Halle und schaue, ob ich etwas Essbares auftreiben kann.“ Er hörte noch, wie Ian Joanna und Galad anbot, mit ihnen zu üben, bevor er die Tür zur Waffenhalle schloss. Man musste es mit dem Kampftraining am Morgen auch nicht übertreiben.
Bennett hatte fast die Burg erreicht, als ihm eine unbekannte junge Frau entgegenkam. Bei genauerem Hinsehen erkannte er, dass sie nicht mehr ganz so jung sein konnte. Mitte zwanzig, schätze er, aber hübsch. Eine auffallend zierliche Figur und glänzende schwarze Haare. Obwohl er sicher war, sie nie zuvor gesehen zu haben, kam ihm ihr Lächeln eigentümlich vertraut vor.
Sie musterte ihn ebenfalls sehr offensichtlich. Schließlich blieben sie voreinander stehen.
„Guten Morgen, Mylord“, sprach sie ihn an und neigte den Kopf. „Ich suche die Waffenhalle, aber ich war länger nicht mehr in Greystone und muss wohl daran vorbeigelaufen sein.“
„Nein, Ihr seid auf dem richtigen Weg. Sie liegt direkt vor Euch.“ Er wies mit der Hand in die Richtung, aus der er gekommen war. „Sind wir uns schon einmal begegnet, Mylady?“, erkundigte er sich. „Ihr kommt mir bekannt vor.“
„Nein, obwohl ich mich gerade das Gleiche gefragt habe.“ Sie lächelte, und er blickte fasziniert auf die Grübchen, die sich dabei in ihrem Gesicht zeigten. „Mein Name ist Charlotte of Darkwood.“
„Oh.“ Jetzt war es ihm klar. „Ihr seid Ians Schwester!“ Sie hatte die gleiche Art zu lächeln.
Lady Charlotte nickte. „Ich habe auch noch einen zweiten Bruder, sein Name ist Ronen.“
Bennett achtete kaum auf ihre Erklärung, zu sehr bezauberte ihn ihr Anblick. „Seid Ihr verheiratet oder verlobt?“, fragte er und erschrak im gleichen Moment über sich selbst. So begann man kein Gespräch mit einer Dame! Was war bloß mit seinen guten Manieren passiert? Doch scheinbar nahm ihm Lady Charlotte seinen Mangel an Taktgefühl nicht übel.
„Nein, ich bin weder verheiratet noch jemandem versprochen“, erwiderte sie und fügte mit einem Augenzwinkern hinzu: „Seid Ihr es denn?“
„Nein, bis jetzt habe ich mich erfolgreich gegen eine Ehe wehren können.“ Kaum hatte er es ausgesprochen, ärgerte sich Bennett erneut über seine unbedachte Antwort, die zwar ehrlich, aber nicht höflich gewesen war. Irgendwie ließ er sich in Gegenwart von Lady Charlotte ständig zu gedankenlosen Aussagen hinreißen! Und dabei gefiel sie ihm, er wollte sie nicht verärgern. Fieberhaft überlegte er, was er ihr Nettes sagen könnte. „Nun, Ihr werdet bestimmt noch einen Ehemann finden, Lady Charlotte. Ihr seid wahrscheinlich nicht älter als Joanna, und die hat es jetzt auch geschafft.“ Oh Gott, was redete er jetzt schon wieder?
„Überaus reizend, dass Ihr mir zutraut, in meinem Alter noch einen Gemahl zu bekommen“, erwiderte sie trocken. Dann stutzte sie. „Joanna ist verheiratet?“
„Sie wird sich demnächst verloben.“
„Das weiß ich gar nicht!“, empörte sie sich. „Mit wem denn? Hoffentlich jemand Anständiges.“
„Das werdet Ihr besser beurteilen können als ich.“ Bennett grinste. „Es ist Ian.“
„Wie bitte?“ Ihre blauen Augen blitzten. „Ich muss sofort in diese Halle!“
„Soll ich Euch begleiten?“ Er bot ihr seinen Arm. Den Gedanken an sein verschwitztes Hemd verdrängte er sofort wieder.
„Von mir aus gerne, Lord …?“
„Lionsbridge. Bennett of Lionsbridge“, stellte er sich vor.
„Natürlich.“ Sie nickte. „Die gleichen blonden Locken wie Galad. Allerdings ist mir Euer Bruder höflicher in Erinnerung geblieben. Ist er denn verheiratet oder verlobt?“
„Nein, weder das eine noch das andere“, erwiderte Bennett wahrheitsgemäß.
Lady Charlottes Gesicht hellte sich auf. „Vielleicht sollte ich mein Glück bei ihm
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