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Das rote Band

Das rote Band

Titel: Das rote Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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blieben am Tisch zurück. Nachdenklich blickte Ian seinen Bruder an, der in die Betrachtung seines Weinbechers vertieft schien. Das war ein idealer Moment, die Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen zu klären. „Ronen, wir müssen reden“, sagte Ian und lächelte seinen Bruder versöhnlich an.
    Ronen hob den Kopf. „In der Tat. Es gibt da etwas, was mich seit gestern Abend ununterbrochen beschäftigt.“
    Fragend sah Ian ihn an.
    „Was wird passieren, wenn der König sich weigert, dich zu adeln, Ian?“
    „Dann werde ich das Königreich verlassen.“
    Seine Antwort schien Ronen nicht zu befriedigen. „Und was geschieht mit Joanna?“
    „Sie wird mit mir kommen.“
    Entsetzen zeichnete sich auf dem Gesicht seines Bruders ab. „Das willst du ihr antun?“
    „Wir haben es gemeinsam beschlossen“, erklärte Ian.
    „Dann seid ihr beide einfältiger, als ich dachte!“, rief Ronen. „Wovon wollt ihr leben? Du hast kein Geld, du wirst arbeiten müssen, vermutlich auf dem Feld. Wo wollt ihr wohnen? In welcher armseligen Hütte willst du sie unterbringen?“
    Ian funkelte seinen Bruder an, doch Ronen sprach ungerührt weiter: „Joanna ist eine adlige Dame, sie kennt im Gegensatz zu dir das Leben außerhalb der Burg nicht. Sie wird unglücklich werden und in kürzester Zeit nach Greystone zurückkehren wollen.“
    „Was soll das, Ronen?“ Ian spürte, wie er ärgerlich wurde. „Der König hat keinen Grund, mich nicht wieder in den Adelsstand zu erheben. Und Galad sagte mir, ich ...“
    „Galad!“, fiel sein Bruder ihm verächtlich ins Wort. „Über Galad habe ich mittlerweile eine ganz eigene Meinung.“
    „Und die wäre?“
    „Galad ist der viertgeborene Sohn, sein Erbe wird nicht groß ausfallen. Wenn er nicht den Rest seines Lebens bei Jake angestellt sein will, sollte er sich schleunigst nach einer guten Partie zum Heiraten umsehen.“ Ronen legte die Fingerspitzen aneinander. „Gestern auf der Feier waren nicht weniger als drei erbberechtigte Töchter anwesend! Er hat keiner davon Beachtung geschenkt, geschweige denn, sich vorstellen lassen. Wie kann er sich eine solche Chance für eine gesicherte Zukunft nur entgehen lassen?“
    „Galad ist eben vorsichtig, was die Damen betrifft“, erwiderte Ian. Die Wendung, die ihr Gespräch gerade nahm, gefiel ihm nicht.
    „Oh nein!“ Ronen schüttelte entschieden den Kopf. „Er ist nicht vorsichtig, er ist an Damen überhaupt nicht interessiert . Galad tanzt zwar viel, aber mit jeder Lady nur einmal. In all den Jahren, seit ich ihn kenne, hat er noch nie einer Frau den Hof gemacht.“
    „Ehrlich gesagt“, Ian bemühte sich um einen gelangweilten Tonfall, „kümmern mich deine Andeutungen nicht im Geringsten.“
    Sein Bruder lächelte kühl. „Jake war ganz Ohr, als ich es ihm erzählte.“
    „Wirklich?“
    „Ja. Er bat mich, meine Vermutungen über Galad nicht weiterzugeben, weil er keine Lust habe, sich einen neuen Lehrer und Rechtsberater zu suchen. Denn das müsste er, sollten entsprechende Gerüchte aufkommen. Er ist mit Galads Arbeit sehr zufrieden und daher bereit, dessen offensichtliche Neigungen zu ignorieren.“
    „Dem kann ich mich nur anschließen. Galad ist ein guter Freund, der mir oft geholfen hat.“
    Ronen verzog spöttisch das Gesicht. „Sei gewarnt, Ian! Wenn Galad dir so viele Gefälligkeiten erwiesen hat, dann erwartet er von dir irgendwann eine Gegenleistung.“ Er hob vielsagend die Augenbrauen. „Vielleicht hat er sich in dich verliebt?“
    Ian stand ruckartig auf. „So einen Unsinn höre ich mir von dir nicht weiter an. Ich gehe.“
    „Setz dich!“, befahl Ronen. „Unser Gespräch ist noch nicht zu Ende. Was ist mit Joanna?“
    Ian blieb stehen. „Dazu ist alles gesagt“, entgegnete er knapp.
    „Nein, das ist es nicht! Deine Idee, sie in die Fremde mitzunehmen, ist unglaublich. Würdest du wollen, dass Charlotte mit einem Mann, den sie kaum kennt, ins Ungewisse zieht?“ Ronen fixierte ihn. „Ich sehe es dir an ... das würdest du nicht.“
    Ian ließ sich zurück auf den Stuhl fallen. Die Einwände seines Bruders waren unangenehm, doch nicht unbegründet. Er rieb sich über die Stirn. „Es gibt aber keine andere Möglichkeit für uns beide, sollte ich wider Erwarten für immer ehrlos bleiben.“
    „Aber mit dir zu gehen, würde Joanna auf längere Sicht nicht aushalten, und bliebe sie hier, stünde ihr ein Leben in Schande bevor“, erwiderte Ronen. Mit gesenkter Stimme fuhr er fort: „Meinst du, ich habe

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