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Das rote Band

Das rote Band

Titel: Das rote Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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„Ich freue mich auf Jakes Gesicht, wenn er erfährt, dass sein Fechtmeister in meiner Gewalt ist. Ich denke, dann wäre er durchaus geneigter, mit mir über die eine oder andere Sache zu verhandeln.“
    „Warum Ian? Warum nicht ... sagen wir ... Galad of Lionsbridge? Er bedeutet dem Earl weit mehr.“
    „Richtig. Aber ich lege keinen Wert auf einen Konflikt mit der Familie Lionsbridge, sie ist zu einflussreich. Der Fechtmeister hingegen hat keine Familie mehr, und sollte ihm zufälligerweise etwas zustoßen … Er ist ehrlos, und mit ein paar Goldmünzen wäre die Angelegenheit aus der Welt geschafft.“ Adcoque grinste. „Außerdem wird Lady Joanna ihren Bruder schon überzeugen, alles für diesen Ehrlosen zu tun.“ Er schüttelte wissend den Kopf. „Frauen sind da sehr berechenbar.“
    „Ich werde Euch eine Nachricht schicken, sobald ich weiß, wie wir Ian am besten in unsere Hände bekommen. Es sollte nicht allzu schwierig sein, ihn aus der Burg zu locken, da er sehr vertrauensselig ist. Oder, wie Ihr schon sagtet, Eure Männer entführen ihn aus Greystone. Ian ist spätabends oft alleine in der Waffenhalle, das wäre eine günstige Gelegenheit. Wählt aber erfahrene Männer für dieses Vorhaben aus, denn Ian ist ein sehr guter Kämpfer.“
    Adcoque nickte. Er zweifelte nicht an der Loyalität seines Verbündeten, auch wenn er sich über dessen Beweggründe immer noch nicht ganz klar war. Weitere Nachforschungen würden sich in diesem Fall bestimmt lohnen. „Ich habe eine Kammer zum Übernachten für Euch richten lassen“, erwiderte er schließlich. „Dann seid Ihr morgen Nachmittag wieder zurück in Greystone. Ich selbst muss jetzt in die Halle, die Feierlichkeiten für den Jahrestag von Clainfield stehen heute an. Gerne würde ich Euch dazu bitten, aber es ist besser, wenn man uns nicht zusammen sieht.“
    „Das denke ich auch.“ Sein Gast verbeugte sich, doch seine Haltung ließ wenig Demut erkennen.
     

11
     
     
    „Welche Strafe hat Ian dir aufgebrummt?“, fragte Harper beim Frühstück am nächsten Tag.
    „Strafe?“ Eloïse sah ihn erstaunt an und ließ den Löffel sinken.
    „Du hast dich seinen Anweisungen widersetzt, unerlaubt von der Gruppe entfernt und dich und ihn in Gefahr gebracht. Wäre dir etwas zugestoßen, Ian wäre die längste Zeit Fechtmeister gewesen.“
    Eloïse erschrak. Aus diesem Blickwinkel hatte sie es noch gar nicht betrachtet! Ian hätte allen Grund gehabt, sie zu bestrafen und nicht verständnisvoll zu sein.
    „Warum bist du eigentlich nicht gesprungen, Korin?“, erkundigte sich Raine und grinste. „Wasserscheu?“
    „Korin macht sich nicht gerne nass, wenn andere dabei sind“, rief Harper. „Er kommt auch nie nach dem Training zum Waschen an den Brunnen hinter der Waffenhalle. Vermutlich, weil wir dann Dinge sehen könnten, die sehr peinlich sind.“ Er lachte. „Hast du nicht gehört Raine, wie er gequietscht hat, als Ian sein Hemd ausziehen wollte? Wie ein Mädchen!“
    Wussten sie es? Eloïse hielt die Luft an und versuchte, in den Gesichtern der beiden jungen Männer eine Antwort herauszulesen.
    Harper feixte. „Oh, Korin schweigt! Ich glaube, wir haben seinen wunden Punkt gefunden.“
    Eloïse atmete innerlich auf: Harper hatte anscheinend keine Ahnung, wie sehr seine Worte der Wahrheit entsprachen. „Wo ist denn Victorian?“, fragte sie, um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. Sein Zimmer lag neben ihrem, und sie hatte beim Aufstehen keinen Laut aus seinem Raum vernommen.
    „Er ist gestern Nachmittag weggeritten und bis jetzt nicht wiedergekommen“, antwortete Raine.
    „Wohin wollte er?“, erkundigte sie sich.
    „Woher soll ich das wissen?“, erwiderte Raine achselzuckend. „Keine Ahnung, welchen Amüsements Seine Gnaden nachgeht.“
    „Vielleicht haben wir Glück, und er kehrt gar nicht mehr zurück“, sagte Harper hoffnungsvoll.
    „So schlimm ist Victorian auch wieder nicht“, entgegnete Eloïse.
    Raine schüttelte den Kopf. „Du kennst ihn nicht.“
     
    Den Rest des Morgens verbrachte Eloïse in ihrem Zimmer und erledigte ihre Aufgaben für den Unterricht, räumte auf und schrieb einen Brief an ihren Bruder. Jedes Mal, wenn sie ein Geräusch im Gang vernahm, horchte sie auf. Doch es war nie Victorian, der in sein Zimmer zurückkehrte. Eloïse streckte sich und gähnte. Die vergangene Woche und die Aufregung gestern am See hatten sie viel Kraft gekostet. Ihre Verletzungen an Armen und Oberkörper waren weniger schlimm,

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