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Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)

Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)

Titel: Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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es bleiben. Er hatte schon sämtliche Ausgeburten ihrer kranken Gehirne miterlebt, wenn es darum ging, seine Art zu ve r nichten. Ihr Plan, den Vampirismus zu legalisieren, um ihren Problemen mit seiner Art Herr zu werden, war noch die harmloseste, wenn auch lächerlichste Variante. Am besten war, sich rauszuha l ten. So hatte er es seit Jahrhunderten gehandhabt. Es gab keinen Grund, daran etwas zu ändern. Hauptsache seine Haut war gerettet. Vielleicht würde er dem Mei s tervampir von diesem seltsamen Ort erzählen, obwohl er daran zweifelte, dass sich Rudger dafür intere s sierte.
    Die Gitter des Fensters bestanden aus schlichtem Eisen. Kurz darauf fand er sich auf der Rüc k seite eines imposanten Gebäudes wieder. Der Mond warf sein silbergraues Licht auf eine wild bewachsene Wiese, die an einen Wald grenzte. Bragi hob zur Orienti e rung das Gesicht und e r fasste mit seinen Sinnen die Himmelsrichtungen. Sein Blick fuhr zu der Lichtung, die vor ihm lag. Um in die Stadtmitte und somit zum Roten Palais zurückzukehren, musste er diesen Weg wählen. Er wollte gerade losg e hen, als sich am anderen Ende der Wiese mehrere Schatten aus dem Wald lösten und sich schnell näherten. Er stutzte, als er das Fauchen von Vampiren wahrnahm. Stand die Welt jetzt endgültig auf dem Kopf? Seit wann griffen Vampire ihre Artgenossen an? Auch wenn sie untereinander aus verschied e nen Gründen hin und wieder Streitigkeiten hatten, die mitunter auch tödlich endeten, so hatte er noch nie Vampire in einem Rudel andere Vampire jagen sehen. Und schon gar nicht mit ihm als Beute.
    Es wurden immer mehr, und mittlerweile konnte er aus der Entfernung ein paar Gesichter erkennen, die eher an verzerrte Fra t zen erinnerten. Der Wahnsinn vermochte aus jeder Kreatur eine unaufhal t same, tödliche Waffe zu machen. Bragi fühlte einen stummen Schrei in sich aufsteigen, der nicht von ihm kam. Jede bevorstehende Schlacht versetzte den Dic h tergott in ihm in Angst und Schrecken. Dieses Mal musste er seiner zweiten Persönlichkeit allerdings zustimmen. Das sah nicht gut aus. Es waren ve r dammt viele. Von allen Seiten rasten sie im Blutrausch auf ihn zu. Mit dem unüberwindlichen Mauerwerk des Hauses im Rücken war jeder Fluchtweg a b geschnitten. Fast jeder.
    Mit geschlossenen Augen hob er die Arme mit den Handflächen gen Himmel. „Insprinc haptbandun, inuar uigandun! Entspringe dem Fesse l band, entflieh den Feinden.“
    Seine Stimme hallte wie ein geisterhaftes Echo über die Lichtung. Die letzte Zeile des Merseburger Zauberspruchs war einer gei s terhaften Melodie gleich, aus den Tiefen seines Innern g e kommen. Ein plötzlich aufkommender Wind peitschte ihm die langen Haare ins G e sicht. Seine Füße lösten sich vom Boden, und im nächsten Moment glitt sein Körper schwerelos empor. Instinktiv breitete er die Arme aus, um die Balance zu halten. Unter ihm hatte die wütende Horde blutrünstiger Vampire den Platz erreicht, auf dem er gerade noch gestanden hatte. Geifernd und fa u chend richteten sie ihre Köpfe empor, schnappten mit den Händen ins Leere, als könnten sie ihn noch ergreifen. Doch Bragi befand sich auße r halb ihrer Reichweite. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl durchfuhr ihn wie eine spr u delnde Quelle. Er flog. Allein durch die Bewegung seines Körpers konnte er die Richtung bestimmen. Ein Gefühl dem Schwimmen gleich, jedoch ohne den Widerstand des Wassers zu spüren. In waagerechter Haltung glitt sein Kö r per dahin und schien eins zu we r den mit der Luft. Wie von allein steigerte er das Tempo und zog ein paar rasante Runden über den Köpfen seiner Angreifer. Das war nicht vergleichbar mit der Geschwi n digkeit, in der ein Vampir laufen konnte. Und die war schon beträchtlich. Jetzt fühlte es sich nicht nur so an als würde Zeit und Raum an Bedeutung verlieren. Jetzt war er schw e relos.
    Mit dem Kopf voran legte er seine Arme an den Körper und spannte seine Muskeln an. Mit leicht erhobenem Oberkörper g e wann er immer mehr an Höhe. Der Wind blies ihm ins Gesicht und hüllte ihn ein. Bragi fügte sich mühelos in die Windströmung ein und flog über die Baumgipfel davon. Unter ihm verstummte das Brü l len der Vampire.
     
     

9
     
    „I
    ch kann nicht fassen, dass mein Vater Sandra ins Seelenheil verlegen ließ. Er hat mir nicht einmal Bescheid gesagt, und es mal wieder einfach so entschi e den.“
    Marie warf die Hände mit einer hilflosen Geste in Luft. Sie fuhr fort, im Büro auf und ab zu wandern. Sie

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