Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
der Fall, denn mit dem Tod erlischt das amtliche Register. Ein Grund, weswegen Rolf die Legalisi e rung befürwortete, denn damit müsste der Gesetzgeber sich etwas einfallen lassen, um Vampire in die Personaldatenbanken aufzunehmen. Ein unglaublicher Verwaltungsaufwand, wenn man sich vorstellte, dass es in Zukunft so was wie Wiederauferstehungsurkunden geben sollte. Leyla hatte sich während er sprach an ihren Schreibtisch g e setzt.
„Ich habe daraufhin Interpol kontaktiert, wo man mir dieses Indiz bestätigte. Der G e heimdienst beobachtet ihn schon eine ganze Weile, ohne dass man ihm etwas beweisen kann. In London ist es ihnen sogar mal gelungen, einen verdeckten Ermittler unter Bragis Leibwächter zu schleusen.“
„Und?“
„Nichts. Er führte ein geradezu beispielhaftes Leben ohne die gering sten Auffälligkeiten. Selbst die Paparazzi verloren nach einer Weile das Interesse an ihm, weil es keine Eskap a den gab. Bis er eines Tages den Agenten zu sich rief und ihm fristlos kündigte. Auf die Frage nach dem Grund für die Entlassung hat er den Mann ausgelacht.“
Sie hatte einige Mühe nicht aufzustöhnen. Bragi war vermutlich ziemlich schnell dahinter g e kommen, und hatte sein Spielchen mit Interpol getrieben. Als ihm die Maskerade zu langweilen anfing, hatte er den Mann einfach rausgeschmissen. Ein Glück für den Agenten, dass ihm nicht die Kehle herausgerissen worden war.
„Wie lange beobachtet der Geheimdienst ihn schon?“
Er räusperte sich. „Seit über dreißig Jahren.“
„Es ist bekannt, dass der Kerl seit dreißig Jahren sein Unwesen treibt, sich nach Gutdünken von jungen Mädchen nährt oder sonst was mit ihnen anstellt, und Interpol gelingt es nicht ihn dingfest zu machen?“
Offenbar wurmte es Rolf gewaltig, zugeben zu müssen, dass Bragi der Polizei ständig durch die Finger glitt wie ein sich winde n der Aal. „Damals waren Vampire noch nicht so publik wie heu t zutage. Für die meisten Leute waren sie ein Mythos, nichts weiter. Selbst das hat er sich z u nutze gemacht. Du kannst dir nicht vorstellen, wie gerissen er ist.“
„Darauf würde ich nicht wetten. Die haben doch Spezialisten für P a ranormales.“
„Ja, aber erst seit ein paar Jahren. Gut ausgebildete Leute, aber eben nicht routiniert und ohne besondere Fähigkeiten.“
Nicht jeder hatte die gleiche Begabung wie Leyla, mit der sie die Anwesenheit von Va m piren spüren konnte. Rolf erzählte, dass Bragi dem Geheimdienst schon in den Siebzigern aufgefallen sei, als Rockgröße Aufsehen erregte, indem er Blutshows während seiner Liveauftritte veranstaltete. Informanten berichteten über Ähnlichkeiten zu Bragi, was die ausgeprägten exhibitionist i schen Neigungen betraf.
„Naja, das tun einige durchgedrehte Rockstars. Und Blutshows sind zwar ekelig, aber nichts Außergewöhnliches. Wenn man d a nach geht, hätte man allerhand Gründe eine Gefahr für die Menschen zu s e hen“, meinte sie.
„Das stimmt, aber die wenigsten haben einen so enormen Nacha h mungseffekt.“
„Du meinst, Teenager haben damit angefangen ihre Meerschwei n chen zu meucheln?“
Einer dieser kurzen Momente, in denen aus einer lapidaren Beme r kung Ernst wurde.
„Nicht nur das, es gab ein paar unaufgeklärte Fälle von Familientragödien mit tödlichem Au s gang.“
„Ich verstehe. Blutleere Leichen, und niemand hatte eine Erklärung.“
„Er nutzt seine Unsterblichkeit äußerst geschickt.“
„Das tun die meisten Vampire, nur stehen sie nicht oft so extrem im Rampenlicht. U n zählige Bluttaten bleiben unentdeckt, weil sie schlicht niemanden interessieren. Mittlerweile hat sich das Vampirdasein zivilisiert. Sie nähren sich von Tierblut oder gespend e tem Mensche n blut.“
„Wäre doch gelacht, wenn dem Burschen nach dreißig Jahren nicht endlich das Han d werk gelegt wird. Immerhin haben wir eine ganz b e sondere Spezialistin.“
„Ich melde mich, sobald ich was für dich habe“, versprach Leyla.
8
D
er bittere Geschmack in seinem Mund erinnerte an verfaulte Mandeln. Nur lan g sam erlangte Bragi das Bewusstsein. Er fand nicht gleich Anschluss an die von flackerndem Schein beleuchtete U m gebung. Während sein Körper ohne Materie zu sein schien, regte sich sein Verstand. Etwas Raues piekte in seine Wange. Mühsam öffnete er die schmerze n den Augen und stellte fest, dass er mit dem Gesicht auf einem mit Stroh ausgelegten Boden lag. Er ließ seinen Blick umherwandern und machte Gitterstäbe aus.
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