Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
krimineller Vampire verbrachten, keinen gr o ßen Anklang fand. Seit sich die jungen Leute als Leylas Team verstanden, hatte sich auch ihre Einstellung gegenüber Vampiren geä n dert. Sie sahen inzwischen ein, dass nicht alle Vampire mit denen vergleichbar waren, die sie bei Nachtdiensten auf Friedhöfen zur persönl i chen Erheiterung gepfählt hatten.
„Also gut. Dann kommt.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, lief Leyla die Treppen hi n ab und zog im Gehen ihre Jacke an.
Wenig später fuhren sie über die Landstraße Richtung Stadtrand. Marie saß neben ihr auf dem Beifahrersitz und starrte geda n kenverloren aus dem Fenster.
„Es tut mir leid, dass meine Rückkehr gleich wieder mit Stress verbunden ist“, unterbrach M a rie die Stille.
„Ach was, manchmal ergeben sich die Dinge eben so, und Stress ist ein fester Bestandteil me i nes Lebens.“ Sie lächelte ihr kurz zu.
Im Rückspiegel sah sie Jarno, der ein Gesicht machte, als würde er sich wünschen unsichtbar zu sein. Leyla schmunzelte und konzentrierte sich auf die nun unebene Straße, die sie zu der Privatklinik fü h ren sollte.
„Na toll, das fehlt gerade noch.“
Der Platzregen kam urplötzlich und verdunkelte den eben noch sonnigen Himmel. Sie schaltete die Sche i benwischer auf höchste Stufe und beugte sich leicht vor, um eine bessere Sicht zu haben. Vor ihnen lichtete sich der Wald und gab den Blick frei auf eine Lichtung. Wie aus dem Nichts tauchte ein düsteres Gebäude auf. Es wirkte an dieser Stelle depla t ziert, als sei es soeben aus dem Boden gewachsen.
Sie hielten vor einem eisernen Tor, dessen Torflügel von einer dicken Kette zusamme n gehalten wurden. Auf der anderen Seite schlängelte sich ein schmaler Weg zu zerzausten Bäumen, zwischen denen dunkle Türme im viktorianischen Stil herausragten. Eine klassische Horrorfilmkuli s se. Sie verließen das Auto und zogen sich die Kapuzen ihrer Jacken über die Köpfe. Es gab keine Klingel oder Sprechanlage. Versuchsweise rüttelte Leyla an dem schmiedeeisernen Tor. Die Ke t ten waren nur locker um die Eisenstangen gewickelt, sodass sie es ein paar Zentimeter aufdrücken konnten. Alle drei waren sie schlank genug, sich durch die schmale Öf f nung zu quetschen. Über den mit Unkraut überwucherten Weg gi n gen sie auf den Haupteingang zu. Eine breite Treppe führte hinauf. Auf den unteren Geländesockeln saßen steinerne Skulpturen mit ausgewaschenen Gesichtszügen. Ein ma t ter Lichtstreifen fiel durch die angelehnte, schwere Eichentür. Leyla tast e te in der Tasche nach ihrer Pistole. An ihrem Rücken steckte im Hosenbund ein Stilett. Schwere Bewaffnung für einen Krankenhausbesuch, doch man konnte ja nie wissen. Mittle r weile fühlte sie sich nur noch sicher, wenn sie bewaffnet war. Sie nickte Marie und Jarno zu, stieß die Tür auf und wagte sich ein paar Schritte in eine höhlenartige Vorhalle. Der Geruch von Desinfektionsmitteln lag in der Luft und lieferte sich ein hoffnungsloses Gefecht mit den modr i gen Ausdünstungen eines verfallenen Gebäudes. Kurz hielt sie inne, als sie ein seltsames Gefühl überkam. Es ähnelte nur entfernt i h rem Gespür für die Anwesenheit von Vampiren. Sie konnte es nicht einordnen, weil es zu schwach war, ein eher kaum wahrneh m bares Flirren an ihren Nerve n enden.
Hinter einer der Türen ertönten Schritte, und kurz darauf erschien eine kleine Frau in altmod i scher Schwesterntracht. Sie blieb im Türbogen stehen. Ihr verhärmtes Gesicht lag im Halbdunkel, aus ihren kleinen Altfrauenaugen betrachtete sie Leyla, Marie und Jarno argwö h nisch.
„Kann ich Ihnen helfen?“
„Wir möchten zu Sandra von Rode. Sie ist eine Patientin“, antwo r tete Leyla.
„Es ist keine Besuchszeit. Sind sie Verwandte?“
„Ja, ich bin ihre Schwester“, warf Marie ein.
Die Frau zog die Stirn kraus und musterte jeden Einzelnen von ihnen flüchtig. Dabei presste sie ihre dünnen Lippen aufeinander und nickte gleichgültig. Eine weitere Überprüfung der Verwandtschaft s verhältnisse schien sie für unnötig zu halten.
„Folgen Sie mir.“
Leyla nickte Marie kurz zu, als sie ihren besorgten Gesichtsau s druck bemerkte, und ging dann voran. Sie folgten der Frau durch einen holzgetäfelten Korridor. Die wenigen Fenster zu ihrer Rechten lagen so tief in den Backen, dass sie an umfunktionierte Schießschächte erinnerten. Durch die milchigen Scheiben konnte man den strömenden Regen draußen erahnen. Der dämmrige Schein von spärlich angebrachten
Weitere Kostenlose Bücher