Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
seines animal i schen Brüllens hallte von den feuchten Wänden wider.
Normalerweise heilten Wunden bei Vampiren in Windeseile, und gegen Infektionen waren sie immun. Doch wie es aussah, ha t ten Fäulnisbakterien durch die pausenlose Berieselung mit Fäkalien ein Eigenleben auf der Haut der Insassen entwickelt. Bakterie l le Toxine konnten so schneller in die Vampirkörper eindringen, als der natürliche Heilungsprozess einsetzen konnte. Die Vampire drohten, in diesem Kerker bei lebendigem Leibe zu verw e sen. Wusste der Himmel, was sonst noch alles durch die Rohre in die Zellen gepumpt wurde. Genügend blutige Abfälle dürften dafür sorgen, dass die Vampire noch am Leben waren. Kein L e bewesen war wählerisch, wenn es ums nackte Überleben ging.
Schlagartig kam hinter den Zellentüren Bewegung auf. Sie hörten schleifende Geräusche von Körpern, die sich über den Stei n boden sch o ben. Von überall her ertönte das Schlagen gegen Metall und schwoll zu einem ohrenbetäubenden Lärm an. Dazwischen erklangen immer wieder gequälte Schreie. Die Vorstellung, dass die gema r terten Kreaturen noch Kraft aufbrachten und sich zu ihren Zellentüren schleppten, ließ unwe i gerlich Panik in Leyla aufsteigen. Sie war nicht sicher, ob diese modrigen Türen der Kraft des Hungers, Zorns und der Verzweiflung standhalten würden, wenn die Ketten erst g e sprengt waren.
„Lauf!“
Sie rannten Hals über Kopf los. Gefolgt von dem Lärm aus den Zellen. Der Geräuschpegel schwoll zu einem diffusen Al b traum an und hämmerte in ihrer Brust, als stünde sie unmittelbar neben einem Lautsprecher in einer Diskothek. Der Gang zog sich en d los und das Flackern der Deckenbeleuchtung nahm zu. Sie erreichten eine breite Flügeltür mit Bullaugenfenstern. Zusammen sti e ßen sie diese auf, und gelangten in ein Schwimmbad. Hinter ihnen schwangen die schweren Flügel wieder ins Schloss und dämmten augenblic k lich den Lärm. Dahinter tobte das Chaos. Nachdem ihr Puls sich langsam beruhigt hatte, bemerkte Leyla, dass sie hier besser Luft bekam. Es roch nach Chlor und Desinfektionsmitteln. Die plötzliche Stille ließ ihre Ohren su m men und wirkte nicht weniger gefährlich als der Lärm auf dem Gang. Das Schwimmb e cken war randvoll mit Wasser und Körpern. Bekleidet schwammen sie mit den Gesichtern nach unten und bedec k ten Leib an Leib die gesamte Wasseroberfläche.
„Mein Gott, was ist das hier nur für ein Ort? Sind sie tot?“ Marie blic k te fassungslos zu ihr herüber.
Leyla bückte sich an den Beckenrand und fuhr mit der Hand vorsichtig durch das Wa s ser. Es war eiskalt. „Nein, wenn Vampire ins Wasser fallen, erstarren sie, und das bei vollem Bewuss t sein, ohne Kontrolle über ihre Körper.“
„Wozu soll das bloß gut sein? Ich meine, die sind doch nicht freiwillig da rein gespru n gen.“
„Wohl kaum. Ich schätze eher, wir haben es hier mit einer Art Vorrat s lager zu tun.“
Einem Instinkt folgend, richtete sie sich auf und zog ihre Pistole. Während sie die Waffe entsicherte, blickte sie sich in dem gek a chelten Raum um. Die Wandfliesen waren mit schmutzigen Schlieren überzogen, sodass man deren Farbe nur noch vage erahnen konnte. Vermutlich elfe n beingelb, ein Relikt aus den Fünfzigern, wie man es noch in alten städt ischen Bädern vorfinden konnte. Obwohl das Schwimmbad ebenso heruntergekommen war wie der Rest der Klinik, schien es bis vor Kurzem noch benutzt worden zu sein. Zumindest, bis man es zum Aufbewahrungsort für gut gekühlte Vampirkörper umfun k tioniert hatte. In einem hohen Regal waren nachlässig Handtücher aufgestapelt, unter einer Hol z bank stand eine bunte Formation Badelatschen. Die Hebebühne am Rand des Beckens passte nicht in das gewohnte Bild eines Schwimmbades. Dan e ben lagen Werkzeuge und Eisenstangen auf dem Boden. Vermutlich wurden damit die Körper aus dem Wasser geholt. Zu welchem Zweck auch immer. Es musste noch einen we i teren Eingang geben, denn die Patienten von oben wurden wohl kaum durch das Horrorszenario des Gefa n genentraktes zu ihrer Wassergymnastik gebracht. Tatsächlich gab es auf der entgegeng e setzten Seite des Beckens mehrere Türen. Hoffentlich nicht nur Umkleideräume. Als sie sich zu Marie umdrehen wollte, e r tönte ein Schrei.
„Achtung, hinter dir!“
Sie warf sich blitzschnell zur Seite, bevor die gewaltige Pranke sie treffen konnte. Der Zugwind streifte noch ihre Wange und ließ die Wucht des Schlages erahnen, dem sie soeben entgangen war. Sie
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