Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
Zentimeter zurückgewichen und blickte Marie fest in die Augen. „Die Risse in der Haut ne h men bei jedem Anfall zu, und entstammen keiner äußeren Einwirkung. Es kommt vor, das sich ein Patient bei schweren psychot i schen Störungen derart anspannt, dass die Haut reißt. Das Einzige, das wir im Moment tun können, ist sie möglichst ruhig zu ha l ten. Sie wird nicht vor morgen früh aufwachen.“
„Psychotische Störung? Soll das eine Diagnose sein?“
„Wenn sie bei Bewusstsein ist, redet sie völlig unzusammenhängenden Zeugs . Sie hört Stimmen und zeigt auch sonst alle Sym p tome einer Sch i zophrenie.“
„Ich würde gern den behandelnden Arzt sprechen.“
„Es tut mir leid, aber um diese Zeit ist nur der Notarzt im Haus, und der ist nur im No t fall für diese Abteilung zuständig.“
Die Erklärung, dass ein Kranker Stimmen hörte, und daraufhin als geistesgestört erklärt wurde, kam Leyla ebenso antiquarisch vor wie diese ganze Umgebung.
„Und wenn ein Notfall eintritt, weil ein Patient aufwacht und jemanden angreift? Draußen la u fen immerhin noch einige Patienten herum.“ Leyla ließ ihre Stimme bewusst scharf klingen.
Dieses Mal wich die Frau ein Stück zurück. „Darum kümmern sich die Kollegen und im Notfall kann Jürgen … äh, ich meine Dr. Kremer das Nötigste veranlassen, bis ein zustä n diger Arzt gerufen wird.“
„Sagten Sie Jürgen Kremer? Der Bezirksleiter von Thetania?“
Misstrauisch starrte die Schwester sie an, und reckte ihre hagere Brust vor. „Ich weiß nicht, w o von Sie reden.“
Die Antwort kam ein bisschen zu hastig. Offensichtlich angelogen zu werden, konnte einen wirklich sauer machen. Flatternde Lider, geweitete Pupillen. Während ihrer beruflichen Laufbahn hatte Leyla schon zahlreiche Ve r dächtige anhand verschiedener Merkmale entlarvt, und sich durch einen Lügend e tektor Bestätigung verschafft.
Sie konnte sich aber nicht erinnern, dass sich ihr der Bezirksleiter von Thetania ihr damals mit einem Doktortitel vorgestellt ha t te. Der Zusammenhang zwischen Thetania e.V. und der Priva t klinik Seelenheil war ihr schleierhaft. Sie nahm sich vor, so bald wie möglich herauszufinden, ob eine Verbindung zu der Sekte bestand. Dennoch verstärkte sich das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte. Die staubige Atmosphäre des Hauses wirkte irreal, als befänden sie sich in einer längst vergangenen Zeit. Selbst die med i zinischen Geräte in Sandras Zimmer wirkten rüc k ständig.
Marie drohte, die Fassung zu verlieren. Sie strich ihrer Schwester fahrig über das Haar und flüsterte tröstende Worte. Leyla warf einen Blick auf Jarno, dessen Gesichtsausdruck ihren Eindruck bestätigte. Er stand am Fußende des Bettes und verstand ihre stumme Bitte. Langsam ging er zu Marie, um ihr tröstend über den Rücken zu streicheln. Leyla baute sich vor der resoluten Kra n kenschwester auf.
„Ich möchte, dass Sie auf der Stelle diesen Dr. Kremer holen.“
Die Frau zuckte kaum merklich zusammen und starrte sie verdutzt an. „Das kann aber eine Weile dauern, er befindet sich im Ostflügel des Gebäudes“, kam die stotternde An t wort.
Sie gestikulierte mit den Händen und wirkte nun nicht mehr selbst sicher. Neben der Gewoh n heit Befehle zu erteilen, erinnerte sie Leylas Tonfall offenbar daran, solche auch unve r züglich auszuführen.
„Bitte. Nur zu. Wir haben Zeit“, entgegnete Leyla.
Sie öffnete die Tür und wies mit einer Handbewegung die Frau an, zu gehen. Einen Augenblick zögerte sie noch. Entrüstet öf f nete sie den Mund zum Widerspruch und zog die Luft ein. Wortlos drehte sie sich um, und lief mit energischen Schritten den Ko r ridor en t lang.
Leyla schloss die Tür. „Okay, wir müssen uns beeilen. Wer weiß, wann sie zurückkommt. Jarno, wickele Sandra in die Decke und schaff sie hier raus. Nimm den Wagen.“ Sie reichte ihm die Autoschlüssel.
„Wohin soll ich sie bringen?“ Jarno war schon dabei, Sandra auf seine Arme zu heben.
„Ins Rote Palais. Warte dort, bis Rudger aufwacht. Er wird wissen, was zu tun ist.“
„Moment Mal, was ist das denn?“, kam es von Marie. Sie war gerade dabei, die Decke um Sandras Körper festzustopfen, und starrte nun mit gerunzelter Stirn auf den Nacken ihrer Schwester. „Seit wann hat sie eine Tätowierung?“
Leyla betrachtete das undeutliche Bildnis eines Sonnengeflechts. Zumindest sah es so aus, denn die kreisrunde Darstellung einer Sonne, in der die Abbildung einer Gestalt hoc k te, schimmerte
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