Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
Wortes. Aus Grü n den des Pflichtbewusstseins würde Rolf es niemals zugeben. Doch Leyla konnte es sich eingestehen, dass sie über das unkonventionelle Eingreifen von Iduna und Bragi nicht traurig war. Mit an Sicherheit grenze n der Wahrscheinlichkeit hatten sie damit weitere Me n schenleben gerettet. Sowohl Kremer als auch Ariane Möller hatten inzwischen ein Strafregister, dem kein bestehendes Gesetz gerecht werden konnte. Sie hatten sich mit ihren Taten zu weit von der mensche n möglichen Weisungsbefugnis entfernt, und dabei bewusst die Grenzen zum Territorium der Unsterblichen überschri t ten.
Es war lediglich eine Frage der Zeit gewesen, wann diese über sie richten wü r den.
Die Reifen des Leichenwagens knirschten über den groben Kies im Bu r ginnenhof, als sie nach draußen traten.
„Das war’s dann wohl. Hier gibt es nichts mehr für uns zu tun“, stellte Rolf fest. „Ich darf gar nicht an den Berg Papierkram denken, der mich morgen auf dem Revier erwartet. Also, bis dann.“ Mit diesen Worten ging er auf den Bestatter zu, um die Unte r lagen für den A b transport der Leichen zu unterschreiben.
Leyla blieb mit Rudger im Ausgang stehen. Sie blickte lächelnd auf das breite Kreuz des Kommissars. Es war nicht nur das z u friedene Gefühl, einen Fall zum Abschluss gebracht zu haben, sondern die Veränderung, die vor sich ging. Ein Ruck ging durch die Gesellschaft, und Rolfs Verhalten, dem Vampir Rudger gegenüber, stand synonym für die allg e meinen Veränderungen. Zwar waren sie noch nicht augenscheinlich, aber dennoch unterschwellig spürbar. Mochten ihre Visionen vor ein paar Wochen während Ev e lyns Hochzeit die Vorahnung einer katastrophal verschlechterten Situation erahnen lassen, hatten sich die Dinge nun zum Guten gewandt. Den gegenwärtig gesellschaftlichen Zustand betreffend, befanden sie sich in einer Art abwartendem Stillstand, ein Festha l ten der Grenzen. Täter waren zur Rechenschaft gezogen worden und das Unrecht aufseiten der Vampire gesühnt. Die politische Situat i on hatte sich entspannt, allein dadurch, dass ein Schritt nach vorn gesetzt wurde.
Leyla verstand sich selbst als neutralen Teil eines Teams, das sich auch in Zukunft für das Recht einsetzen würde. An ihrer Seite Kommissar Fuhrmann, als Staatsdiener für die Belange der Menschen, und der Meistervampir Rudger, als Vertreter der Vampirgesel l schaft. Ihr oblag es, den Spagat zu vollziehen und beiden Interessenparteien gerecht zu werden. Das dürfte das kleinste Problem darstellen.
Rudgers Hand fuhr langsam ihren Rücken hinauf und legte sich in i h ren Nacken. „Lass uns hinaufsteigen.“
Sie folgte seinem Blick zum Burgturm empor. „Warum nicht, ich bin noch nie nachts dort oben gewesen.“
Gemeinsam gingen sie den schmalen Wehrgang entlang und stiegen kurz darauf die jahrhundertealten, ausgetretenen Stufen hoch. Auf halber Höhe passierten sie in einem der Rundräume ein im Boden eingelassenes Gitter. Bei Besuchen während ihrer Schulzeit hatte sie sich nie für die Einzelheiten der Burg interessiert. Damals galt es als Erster die obere Plattform zu erreichen, um sich möglichst lange der Aufmerksamkeit des Lehrers zu en t ziehen.
„Sieht aus wie ein Kerker, obwohl er ganz schön tief ist. Wenn dort jemand hineingeworfen wurde, hat er sicher ein paar Kn o chenbrüche davongetragen“, sagte sie im Weiterg e hen.
„Oder er war sofort tot.“ Rudger schob sie sanft voran.
„Du meinst, das war tatsächlich ein Kerker?“
„Für etwas anderes konnte man den Turm nach 1728 nicht nutzen. Nachdem die Burg im Laufe des Spanischen Erbfolgekrieges völlig zerstört worden war, hatte man sie mühsam wieder aufgebaut. Danach folgten ein Großbrand und ein Blitzschlag. Kein Wunder, dass man irgen d wann aufgab, das alte Gemäuer instand zu setzen. Außerdem hatte die Festung längst ihre strategische Bedeutung verloren. Später diente dieser Turm als Gefängnis. Keine Sorge, weiter u n ten gibt es auch noch einen Eingang, der weniger gefährlich ist.“
„Du bist wirklich ein wandelndes Geschichtsbuch, nur dass es viel mehr Spaß macht dir zuzuhören, als alte Aufzeichnungen zu durchforsten. Oder hast du es unten an der Schautafel abgel e sen?“ Sie drehte ihren Kopf leicht nach hinten und grinste ihm frech zu. Es war so natürlich, mit ihm zusammen zu sein, dass sie sich immer wieder klar machen musste, wie alt Rudger war. Im Weite r gehen legte er beide Hä n de auf ihr Hinterteil.
„Hey!“ Sie
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