Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
immer ihre Hand und zog nun ein purpurrotes Band aus der Manteltasche. Es war mit german i schen Runen bestickt, deren Bedeutung sie nur erahnen konnte. Geschickt knotete er damit ihre Hände zusammen. Er sprach weiter und der Wind trug seine melodiöse Stimme durch die Nacht.
„Dein Blut fließt in meinem und mein Blut in deinem, seit dem Tag deiner Geburt. Die Farbe dieses Bandes symbolisiert das L e benselixier, das sowohl für dich als für mich von unersetzbarem Wert ist.“
Abgesehen vom Fehlen eines heidnischen Rituals, eines Priesters oder eines Altars, war er gerade dabei, mit ihr einen Ehevertrag durch Han d schlag einzugehen.
„Hiermit nehme ich, Rudger von Hallen, dich Leyla Barth zu meiner angetrauten Frau, auf dass wir in Liebe zusammenleben, s o lange es deine Sterblichkeit uns gewährt. Nach deinem Ableben werde ich mein Dasein auf Erden beenden, auf das wir in E wigkeit vereint sein werden. Denn was ewig währt und einsam ist, wiegt gering im Vergleich zur erfüllten Vergänglic h keit, mina Fagreþæ.“
Überwältigt erwiderte sie seinen Kuss und besiegelte seine Worte von ganzem Herzen. Als er seine Lippen von den ihren löste, strahlte sein Gesicht im Mondlicht. Ihre verbu n denen Hände lagen auf seiner Brust und ein Zauber schien sie zu umgeben.
„Du kannst jetzt wieder atmen.“
Obwohl seine Stimme wieder ihren gewohnten Klang hatte, löste sich Leyla nur schwer aus ihrer Benommenheit. Erleichtert stimmte sie in sein Lachen ein.
„Haben wir soeben eine Vampirhochzeit vollzogen?“
Er zuckte mit den Schultern. „Wir haben uns mithilfe eines uralten Rituals die Ehe ve r sprochen. Nirgendwo steht geschrieben, dass die heidnischen Gesetze eine Verbindung zwischen Mensch und Vampir au s schließen.“
„Hätten wir keine Zeugen gebraucht?“
„Wir sind unsere Zeugen. Wer sonst wäre fähiger unsere Liebe zu bekunden als wir selbst?“
„Niemand.“
Er löste das Band von ihren Händen und sah sie dabei an. „Es gibt noch ein Ritual, das ich sehr schätze, nämlich seine Braut über die Schwelle zu tragen.“
„Und über welche Schwelle willst du mich tragen?“
Er hob sie schwungvoll auf seine Arme. „Über keine, aber gestatte mir eine kleine A b wandlung des Althergebrachten. Halte dich fest!“
„Was hast du vor?“, rief sie und schlang die Arme um seinen Nacken.
„Vertrau mir.“
„Das tue ich, aber …“
Weiter kam sie nicht, denn er sprang mit einem Satz über die Brüstung. Sie rasten in die Tiefe. Leyla schrie auf und pres s te ihr Gesicht an seine Brust. Im nächsten Moment war alles vorbei, dachte sie zumindest. Als sie einen Blick wa g te, befanden sie sich in luftiger Höhe außerhalb des Burgturms. Rudger stand auf einer Metallstrebe, von d e nen mehrere unauffällig aus den alten Mauern ragten und rundherum verliefen. Ve r mutlich waren es später angebrachte Stützen für den Turm oder Befestigungsmöglichkeiten für Fahnen. Sicher und fest hielt er die Balance auf dem Metallstück, das nicht dicker war als ein Drahtseil. Sie unterdrückte ein Ke u chen und krallte sich an seinem Mantelkragen fest, als er sich erneut in Bewegung setzte. Mit rasender Geschwindigkeit sprang er von einer Strebe auf die andere, als handele es sich um eigens für ihn angebrachte Kletterhilfen. Dabei umru n deten sie mehrmals den gesamten Turm und bewegten sich dabei immer weiter abwärts. Seine Arme hielten sie die ganze Zeit fest umschlungen, wie die Sicherheitsbügel einer Achterbahn. Und genau so fühlten sich die gleitenden Sprünge an, wie eine Steilfahrt in rasender G e schwindigkeit. Ehe Leyla sich versah, befanden sie sich auf einem Mauervorsprung unmittelbar hinter dem Burghof. Das geschlo s sene Fallgitter stellte tatsächlich kein Hindernis dar. Rudger hatte einfach den Weg über die Festung s mauer genommen und setzte sie nun auf der Zugbrücke, die sie auch bei ihrer Ankunft benutzt hatten, sicher auf den Boden ab. Hatte sie jemals zuvor geglaubt, das Gefühl von butterweichen Knien zu kennen, wurde sie nun eines bess e ren belehrt. Sie konnte kaum stehen. Wohl wissend hielt Rudger sie mit einem Arm umschlungen. Mit einem Blick nach oben, in die schwindelerregende Höhe, aus der sie gekommen w a ren, wartete sie einen Augenblick, bis sich ihr Pulsschlag beruhigt hatte. Zum Glück war Leyla an plötzliche Adrenalinschübe g e wöhnt, s o dass sie schnell ihre Fassung wiedergewann.
„So genau wollte ich das mit dem Fliegen gar nicht wissen. Deine Erklärung,
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